Aus recycelten PET-Flaschen wird Polyestergarn für die Reifenproduktion gewonnen.
Foto: Continental
Aus recycelten PET-Flaschen wird Polyestergarn für die Reifenproduktion gewonnen.

Recycling

Ausbau des zirkulären Wirtschaftens

In Sachen Reifenrecycling entwickelt sich aktuell eine Dynamik, die zukünftig ein vollständig zirkuläres Wirtschaften in der Reifenproduktion erhoffen lässt. Große Player wie Continental, Michelin oder Goodyear verstehen sich als Treiber einer nachhaltigeren Produktionsweise. Es sind aber noch viele Schritte zu gehen.

In den vergangenen Monaten haben wir immer wieder über vielversprechende Ansätze einer umweltgerechteren Reifenproduktion und Kreislaufwirtschaft berichtet. Lange hat sich die Industrie dem Thema Recycling nur halbherzig gewidmet. Mittlerweile aber bewegt sich einiges in der Branche – bei einer Menge von allein in Deutschland 500.000 Tonnen Altreifen ist dies auch absolut notwendig. Und es ist für Recycling-Unternehmen ein potenziell riesiger Markt. Die Pyrum AG ist in der Branche mit ihrem entwickelten Pyrolyseverfahren zu einem relevanten Akteur aufgestiegen. Continental gab im vergangenen Jahr eine Entwicklungspartnerschaft mit dem Dillinger Unternehmen bekannt. Das Ziel ist die Optimierung des Recyclings von Altreifen durch Pyrolyse. Der Reifenhersteller verspricht sich durch die Zusammenarbeit unter anderem qualitativ besonders hochwertigen Industrieruß (rCB) für die Reifenproduktion. Auch andere Branchenplayer wie Goodyear und Michelin wollen das Thema Nachhaltigkeit vorantreiben.

Die Konstruktion von Reifen und das Zusammenspiel der eingesetzten Materialien ist komplex. Die Beschaffung nachhaltiger Materialien und die Realisation eines zirkulären Wirtschaftens sind es ebenfalls. Aber es zeichnet sich ab, welche Rohstoffe künftig im Reifenbau wichtig werden. Dazu gehören Abfallprodukte aus der Landwirtschaft wie die Asche von Reishülsen, Kautschuk aus Löwenzahn, recyceltes Gummi oder PET-Flaschen. Continental ist mit einer Vielzahl an Unternehmungen präsent. „Continental ist auf dem Weg, der fortschrittlichste Hersteller in der Reifenindustrie zu werden, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Bis spätestens 2050 wollen wir zu 100 Prozent nachhaltige Materialien in unseren Reifenprodukten einsetzen“, sagt Claus Petschick, Leiter Nachhaltigkeit des Reifenbereichs bei Continental. In einem Standard-Pkw-Reifen von Continental seien bereits jetzt rund 15 bis 20 Prozent nachwachsende oder wiederverwertete Materialien verbaut.

Mit mehr als 70 Prozent ist die Reifenindustrie der größte Abnehmer der globalen Kautschukproduktion. Industrieakteure wie Conti bemühen sich verstärkt darum, die komplexen und fragmentierten Lieferketten für Naturkautschuk nachhaltiger zu gestalten. Neueste digitale Technologien, lokales Engagement und eine enge Zusammenarbeit mit Partnern sollen mehr Transparenz und Nachverfolgbarkeit entlang der kompletten Wertschöpfungskette schaffen. Continental forscht mit Partner seit vielen Jahren im Taraxagum-Projekt an der Gewinnung von Naturkautschuk aus speziell gezüchteten Löwenzahnpflanzen. Der Reifenhersteller will sich künftig unabhängiger vom vor allem in Südost-Asien angebauten Naturkautschuk machen. Und auch im Bereich pflanzlicher Öle erkennt das Unternehmen Möglichkeiten. Diese sind laut den Verantwortlichen eine Alternative zu rohölbasierten Füllstoffen in Reifen.

Gummi aus Altreifen wird recycelt und so aufbereitet, dass es wieder als Bestandteil neuer Gummimischungen verwendet werden kann.
Foto: Continental
Gummi aus Altreifen wird recycelt und so aufbereitet, dass es wieder als Bestandteil neuer Gummimischungen verwendet werden kann.

Neben dem Einsatz nachwachsender Materialien, arbeitet Continental intensiv an der Nutzung recycelter Rohstoffe in seiner Reifenproduktion. Auf diese Weise soll künftig beispielsweise im großen Umfang Industrieruß gewonnen werden, ein weiter wichtiger Füllstoff in Gummimischungen. Über die genannte Entwicklungsvereinbarung mit Pyrum sollen entscheidende Schritte in der stofflichen Verwertung von Altreifen realisiert werden. Pyrum zersetzt Altreifen in Industrieöfen durch ein spezielles Pyrolyseverfahren in ihre einzelnen Bestandteile. Auf diesem Weg können Rohstoffe, die in Altreifen enthalten sind, extrahiert und recycelt werden. Neben der Pyrolyse setzt Continental auch auf die mechanische Aufbereitung von Altreifen. „Recycelte Rohstoffe werden maßgeblich dazu beitragen, Reifen nachhaltiger zu machen. Wann immer möglich, setzen wir auf recycelte Materialien. Vergleichbare Qualität und Materialeigenschaften zu herkömmlichen Rohstoffen sind dabei entscheidend für uns“, versichert Petschick. Der Auftrag ist dennoch eindeutig: Continental strebt bis spätestens 2050 vollständig zirkuläres Wirtschaften in der Reifenproduktion an.

Recyceltes Gummi, Reishülsen und PET-Flaschen: In der Reifenproduktion sollen nachhaltigen Materialien zum Einsatz kommen.
Foto: Continental
Recyceltes Gummi, Reishülsen und PET-Flaschen: In der Reifenproduktion sollen nachhaltigen Materialien zum Einsatz kommen.
300 Rennreifen der Continental CrossContact Extreme E-Serie wurden in einem speziellen Pyrolyseverfahren recycelt.

Recycling

Continental recycelt Extreme E-Reifen

Continental, exklusiver Reifenpartner der vollelektrischen Rennserie Extreme E, recycelt die Extreme E-Reifen der Saison 2022. Der Reifenhersteller setzt Ruß aus wiederverwerteten Rennreifen bei seiner Produktion von Vollreifen ein.

    • Reifenhersteller, Continental, Recycling
Illustriert: Ein Kreislaufwirtschaftskonzept für das Recycling von Altreifen.

Recycling

Zirkuläres Wirtschaften – Conti und Pyrum kooperieren

Continental gibt eine Entwicklungspartnerschaft mit Pyrum Innovations bekannt. Das Ziel ist die Optimierung des Recyclings von Altreifen durch Pyrolyse.

    • Recycling, Industrie, Continental
Kumho Tire hat eigenen Angaben zufolge einen Reifen aus 80 Prozent nachhaltigen Materialien entwickelt.

Reifenindustrie

Neuer Kumho Reifen aus nachhaltigen Materialien

Kumho Tire hat einen Reifen entwickelt, der zu 80 Prozent aus nachhaltigen Materialien besteht und somit petrochemische Materialien ersetzt. Dieser Schritt ist Teil des Unternehmensziels, bis 2045 Produkte zu entwickeln, die vollständig aus nachhaltigen Materialien bestehen.

    • Kumho, Reifenhersteller
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Messen

IAA Mobility: Conti GreenConcept ist Highlight der Messepräsenz

Continental hat zum Start der IAA Mobility sein Conti GreenConcept vorgestellt. Die Konzeptstudie soll zeigen, wie sich der Reifenhersteller künftig die Produktion nachhaltiger Pkw-Reifen vorstellt.

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