Über die strategische Neuausrichtung von Continental haben wir im vergangenen Jahr mehrfach ausführlich berichtet. Der Konzern macht sich zukunftsfit – und hat sich in einem anhaltend turbulenten Marktumfeld 2021 erneut behauptet. Laut den Verantwortlichen haben natürlich die Coronavirus-Pandemie, eine geringe Automobilproduktion infolge fehlender Elektronikbauteile sowie erhebliche Kostensteigerungen in den Bereichen Beschaffung und Logistik Umsatz und Ergebnis des DAX-Unternehmens stark beeinflusst. Die Führung beurteilt die angepassten Jahresziele aber als erreicht. „Das abgelaufene Geschäftsjahr hat uns erneut stark gefordert. Angesichts der zahlreichen Herausforderungen haben wir uns 2021 operativ gut behauptet und ein positives Nettoergebnis erzielt“, sagte Nikolai Setzer, Vorstandsvorsitzender von Continental, anlässlich der virtuellen Jahrespressekonferenz. Setzer betonte die starke Technologieposition des Unternehmens: „Sicheres, autonomes, vernetztes und nachhaltiges Fahren sind die neuen Pferdestärken der Mobilität der Zukunft. Diese entwickeln wir, darin sind wir stark – von Bremssystemen, Umfeldsensorik, Hochleistungsrechnern und nachhaltigen Reifen bis zu Schläuchen für das Thermomanagement von Elektrofahrzeugen. Mit unserem fokussierten Portfolio sowie unserer umfassenden Software- und Digitalisierungsexpertise sind wir richtig aufgestellt.“
Nach vorläufigen Zahlen lag der Konzernumsatz des DAX-Unternehmens im abgelaufenen Geschäftsjahr bei 33,8 Milliarden Euro (2020: 31,9 Milliarden Euro, +6,0 Prozent). Sofern nicht anders vermerkt, sind laut den Verantwortlichen bei allen Angaben die jeweiligen Effekte von Vitesco Technologies bis zur Abspaltung im September 2021 nicht berücksichtigt. Bereinigt um Konsolidierungskreis- und Wechselkursveränderungen stieg der Umsatz um 7,4 Prozent. In einem anhaltend herausfordernden Marktumfeld erzielte das Unternehmen ein bereinigtes operatives Ergebnis von 1,9 Milliarden Euro (2020: 1,4 Milliarden Euro, +37,7 Prozent). Das entspricht einer bereinigten EBIT-Marge von 5,6 Prozent (2020: 4,4 Prozent).
Stabilitätsfaktor ist die Reifen-Division. „Während das weltweit niedrige Produktionsniveau insbesondere unser Automotive-Geschäft negativ beeinflusst hat, haben unsere Einheiten Reifen und ContiTech trotz massiver Kostensteigerungen in den Bereichen Beschaffung und Logistik ein gutes Ergebnis erzielt“, so Setzer. Nachdem im Vorjahr das Nettoergebnis aufgrund von Aufwendungen sowie Wertminderungen auf Sachanlagen negativ ausgefallen war, erzielte Continental 2021 ein Nettoergebnis von 1,5 Milliarden Euro (2020: -962 Millionen Euro). „Auf Basis unseres Nettoergebnisses sowie unseres stabilen Cashflows schlagen wir der Hauptversammlung gemäß unserer Dividendenpolitik eine Dividende in Höhe von 2,20 Euro pro Aktie vor“, sagte Katja Dürrfeld, Finanzvorständin von Continental. Die Dividendenpolitik von Continental sieht eine Ausschüttung zwischen 15 und 30 Prozent des Nettoergebnisses vor.
Der Blick auf die aktuelle Kriegssituation in der Ukraine besorgt das Management. Sollte die geopolitische Lage weiterhin angespannt bleiben oder sich gar weiter verschlechtern, könne dies eine nachhaltige Störung in Produktion, Lieferketten und Nachfrage verursachen. Je nach Ausmaß könnten sowohl Umsatz als auch Ergebnis aller Unternehmensbereiche und damit des Konzerns insgesamt niedriger ausfallen als im Vorjahr. Auf Basis der Annahmen für Industrie- und Marktentwicklung für das Jahr 2022 rechnet Continental mit einem Konzernumsatz von rund 38 bis 40 Milliarden Euro und einer bereinigten EBIT-Marge von rund 5,5 bis 6,5 Prozent. Für den Unternehmensbereich Automotive erwartet Continental einen Umsatz zwischen rund 18 und 19 Milliarden Euro sowie eine bereinigte EBIT-Marge in einer Spanne von rund 0 bis 1,5 Prozent. Für den Unternehmensbereich Tires geht Continental von einem Umsatz zwischen rund 13,3 und 13,8 Milliarden Euro sowie einer bereinigten EBIT-Marge zwischen rund 13,5 und 14,5 Prozent aus. Der Unternehmensbereich ContiTech wurde mit einem Umsatzziel zwischen rund 6,0 und 6,3 Milliarden Euro ins neue Jahr geschickt.
Die Ziele der Hannoveraner sind ehrgeizig, das Management erhöht trotz der angespannten Lage den Druck. Oberstes Gebot ist die Steigerung der Profitabilität. „Wir befinden uns inmitten einer fundamentalen Transformation. Aus dieser wollen wir als Gewinner hervorgehen. Mit dem aktuellen finanziellen Abschneiden sind wir nicht zufrieden. Daher werden wir unsere Strategie konsequent umsetzen und unsere Profitabilität steigern. Wir stehen daher nach wie vor fest zu unseren Mittelfristzielen, die wir Ende 2020 ausgegeben haben“, so die entschlossene Finanzvorständin Katja Dürrfeld. Continental visiert mittelfristig unter anderem eine bereinigte EBIT-Marge zwischen rund 8 und 11 Prozent an.
Zentrales Element der Unternehmensphilosophie soll auch das Thema Nachhaltigkeit sein. Bis 2040 soll die gesamte eigene Produktion klimaneutral erfolgen. Spätestens für 2050 plant das Conti-Management, zu 100 Prozent klimaneutral zu wirtschaften. Als zukunftsweisendes Konzept führen die Hannoveraner aus dem Reifenbereich das „Conti GreenConcept“ an. Der Konzeptreifen bestellt laut Unternehmensangaben zu mehr als der Hälfte aus nachwachsenden oder recycelten Materialien wie Naturkautschuk aus Löwenzahn, Silikat aus der Asche von Reishülsen sowie pflanzlichen Ölen und Harzen. Zudem komme erstmals Polyester aus recycelten Kunststoffflaschen in der Karkasse eines Reifens zum Einsatz. Und auch im Feld der Elektromobilität positioniert sich der Konzern aussichtsreich. Wir berichten ausführlich.