„2022 hat uns in vielfacher Hinsicht stark gefordert. Der Krieg gegen die Ukraine hat die Preise für Rohstoffe, Vorprodukte, Energie und Logistik enorm in die Höhe getrieben. Der Krieg ist auch der Grund dafür, dass wir weiterhin einen kontrollierten Rückzug aus dem russischen Markt anstreben. In Anbetracht der Herausforderungen haben wir uns operativ gut behauptet. Wir haben unsere Umsatz- und Ergebnisprognose auf Konzernebene erreicht und somit ein respektables Resultat erzielt“, resümmierte Nikolai Setzer, Vorstandsvorsitzender von Continental, anlässlich der Jahrespressekonferenz. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der Konzern aus Hannover nun mit einer Umsatz- und Ergebnissteigerung, insbesondere aufgrund steigender Produktionszahlen von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen sowie einer „weiterhin hohen Kostendisziplin“.
Kostendisziplin war ein zentrales Stichwort der diesjährigen Jahrespressekonferenz. Um den vielfältigen Herausforderungen zu begegnen und die Widerstandskraft des Unternehmens zu stärken, hat Continental laut Nikolai Setzer ein fokussierteres Kostenmanagement implementiert sowie ein ganzheitlicheres Management der Beschaffungs- und Logistikkette im Elektronikbereich realisiert und die Lieferantenbasis verbreitert. „In Krisenzeiten sind wir resilient und für die Zukunft richtig aufgestellt – für eine nachhaltige und auf Wertschaffung ausgerichtete Entwicklung unserer Continental“, so Setzer. Auch Conti hat natürliche in allen Unternehmensbereichen Preisanpassungen zur Kompensation von Inflationseffekten initiiert.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr lag der Konzernumsatz nach vorläufigen Zahlen bei 39,4 Milliarden Euro (2021: 33,8 Milliarden Euro, +16,7 Prozent). Bereinigt um Konsolidierungskreis- und Wechselkursveränderungen, stieg der Umsatz nach Konzernangaben um 12,3 Prozent. In dem „volatilen Marktumfeld“ erzielte das Unternehmen ein bereinigtes operatives Ergebnis von 2,0 Milliarden Euro (2021: 1,9 Milliarden Euro, +5,2 Prozent). Das entspricht einer bereinigten EBIT-Marge von 5,0 Prozent (2021: 5,5 Prozent). In einer Unternehmensmitteilung wird präzisiert: „Das Nettoergebnis wurde im abgelaufenen Geschäftsjahr durch negative Sondereffekte in Höhe von rund 1,0 Milliarden Euro beeinflusst. Insbesondere ergaben sich aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus und weiterer bewertungsrelevanter Effekte Wertminderungen im Unternehmensbereich Automotive in Höhe von mehr als 850 Millionen Euro. Des Weiteren hat Continental im Zusammenhang mit der Geschäftstätigkeit in Russland aufgrund der verhängten Sanktionen Vermögenswerte in Höhe von rund 87 Millionen Euro wertberichtigt. Infolgedessen lag das Nettoergebnis bei 67 Millionen Euro (2021: 1,4 Milliarden Euro).“
Dass Conti weiterhin in Rußland produziert, wird in Branchenkreisen intensiv diskutiert. Im Reifenwerk in Kaluga wurde im März 2022 als Reaktion auf den russischen Einmarsch in der Ukraine die Produktion eingestellt, wenige Wochen später aber wieder aufgenommen. Nikolai Setzer bekräftigte auf der Jahrespressekonferenz, dass Conti weiterhin den „kontrollierten Rückzug aus dem russischen Markt“ präferiere. Es ist ein austariertes Vorgehen des Managements – moralischer und wirtschaftlicher Art. (Lesen Sie hierzu mehr in Print)
Bereinigte EBIT-Marge von rund 5,5 bis 6,5 Prozent erwartet
Mit Blick auf das Geschäftsjahr 2023 herrscht durchaus Zuversicht in der Konzernführung. Conti erwartet, dass die globale Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen um 2 bis 4 Prozent zunehmen wird. 2022 sei diese im Vergleich zum Vorjahr um rund 7 Prozent auf rund 82 Millionen Fahrzeuge gestiegen. Allerdings würden auch im Geschäftsjahr 2023 deutlich höhere Kosten für Material, Löhne und Gehälter sowie Energie und Logistik die Ertragslage mit voraussichtlich rund 1,7 Milliarden Euro belasten. Dies berücksichtigt rechnet Continental für 2023 mit einem Konzernumsatz von rund 42 bis 45 Milliarden Euro und einer bereinigten EBIT-Marge von rund 5,5 bis 6,5 Prozent. Dabei ist klar, wer weiterhin die Cash Cow des Unternehmens ist: es ist die Reifen-Division. Für den Unternehmensbereich Tires erwartet das Management einen Umsatz von rund 14,5 bis 15,5 Milliarden Euro sowie eine bereinigte EBIT-Marge von rund 12 bis 13 Prozent. Für den Unternehmensbereich Automotive rechnet Conti mit einem Umsatz von rund 20,5 bis 21,5 Milliarden Euro sowie einer bereinigten EBIT-Marge von rund 2 bis 3 Prozent. Und im Unternehmensbereich ContiTech soll ein Umsatz von rund 6,8 bis 7,2 Milliarden Euro sowie eine bereinigte EBIT-Marge von rund 6 bis 7 Prozent realisiert werden.
Lesen Sie in der April-Ausgabe, welche Geschäftsfelder das Conti-Management fokussiert und wie der Konzern beim Thema Nachhaltigkeit und hinsichtlich des Fachkräftemangels agiert.