In den vergangenen Monaten hat der Export von Altreifen aus Deutschland in Nicht-EU-Länder drastisch zugenommen. Zumindest ist das die Rückmeldung, die die Azur-Verantwortlichen von im Netzwerk engagierten Reifen-Entsorgern und -Verarbeitern erhalten. „In den Zielländern wie zum Beispiel Marokko, Türkei, Pakistan, Indien oder Südkorea wird das auf 200.000 Tonnen pro Jahr geschätzte Exportvolumen mit hoher Wahrscheinlichkeit unreguliert verbrannt“, so die Befürchtung der Allianz. Azur-Netzwerkkoordinatorin Christina Guth erläutert: „Die dadurch freigesetzten CO2-Emissionen von rund 140.000 Tonnen gefährden die Klimaziele Deutschlands.“
Altreifen „dort verwerten, wo sie anfallen“
Die Sorge um die Klimaziele – die Deutschland 2022 im Übrigen erneut verfehlt hat – ist ein zentraler Grund für den Azur-Appell an Politiker auf Bundes- und Landesebene, die Praxis des Exports von Altreifen in Nicht-EU-Ländern zu verbieten. „Ein Verbot würde ein gravierendes Umweltproblem mit vergleichsweise wenig Aufwand und ohne Subventionen lösen“, ist man sich bei den Verantwortlichen sicher. Zudem könnten die rund 200.000 Tonnen Altreifen von qualifizierten Fachbetrieben umweltgerecht im Wertstoffkreislauf gehalten werden. Dies wiederum schone natürliche Ressourcen und reduziere das Abfallvolumen.
Das Azur-Netzwerk setzt sich mit über 50 Partnern aus Industrie, Handel und Wissenschaft dafür ein, Altreifen zu 100 Prozent weiterzuverwenden oder zu verwerten. Reifen, die nicht repariert oder runderneuert werden können, sollen idealerweise der stofflichen oder chemischen Verwertung zu wertvollen Sekundärrohstoffen zugeführt werden. Aus dem so gewonnenen Gummimehl, Gummigranulat, Öl oder Industrieruß (recovered Carbon Black) könnten neben neuen Reifen verschiedenste nachhaltige Recyclingprodukte hergestellt werden. Entsprechend gehören Altreifen „nicht in den Müllexport, sondern in die Wiederverwertung im Sinne einer zukunftsweisenden Kreislaufwirtschaft“, betont Christina Guth, die darüber hinaus einen weiteren Punkt kritisiert: „Altreifen müssen zudem dort verwertet werden, wo sie anfallen, und nicht um die halbe Welt transportiert werden.“ (dw)