Pro Jahr fallen allein in Deutschland knapp 600.000 Tonnen Altreifen an. Diese werden allerdings bei weitem nicht alle vorschriftsmäßig und damit nachhaltig entsorgt. Bad Brückenau, die Landstraße L472 bei Kaiserslautern-Hohenecken oder der Solling-Wald im Landkreis Northeim sind die jüngsten Tatorte illegaler Reifenablagerungen, die die Initiative ZARE auf ihrer Webseite dokumentiert. Für Städte und Gemeinden sind solche „Deponien“ ein lästiges Übel, dessen Folgen Mensch und Umwelt betreffen. Die Altreifen verrotten nicht und stellen somit eine enorme Umweltverschmutzung dar.
Nach Informationen der Initiative ZARE bleiben die Kommunen zudem häufig auf den Kosten für die Entsorgung sitzen, was wiederum zu Lasten der Steuerzahler:innen geht. „Verursacher der rechtswidrigen Ablagerungen sind mutmaßlich illegale Händler, die sich beispielsweise von den Annahmestellen für die Abholung bezahlen lassen und dann die Reifen einfach in der Natur abkippen, anstatt sich die Mühe der fachgerechten Entsorgung zu machen“, heißt es seitens der Initiative weiter. Ein solches Vorgehen stellt eine Straftat dar, die mit hohen Bußgeldern geahndet wird. Allerdings können die Täter nur in seltenen Fällen ermittelt werden.
„Betriebe haben es in der Hand“
Genauso verhält es sich aktuell auch bei den oben beschriebenen Fällen der jüngeren Vergangenheit. Damit es in Zukunft weniger derartige Nachrichten zu vermelden gibt, appellieren die ZARE-Verantwortlichen an alle Altreifen-Annahmestellen – etwa Kfz-Werkstätten, Autohäuser oder Reifenhändler – ausschließlich mit zertifizierten Entsorgern zusammenzuarbeiten. Nur in einem solchen Fall sei die fachgerechte Weiterverwertung der Altreifen gewährleistet. „Wir wollen die Betriebe unterstützen, sich umweltgerecht und verantwortungsvoll zu verhalten“, erklärt Christina Guth von der Initiative ZARE. „Die Betriebe haben es in der Hand, was mit den jährlich 600.000 Tonnen in Deutschland anfallenden Altreifen passiert und ob diese sinnvoll und umweltgerecht entsorgt werden.“
Die Annahmestellen erhalten dabei Unterstützung von der Initiative ZARE, auf deren Website deutschlandweit zertifizierte Entsorger gelistet sind. Mit den ebenfalls dort zu findenden Informationen über die verschiedenen Verwertungsmethoden und aktuelle Entwicklungen will ZARE Unternehmen, zu deren Tagesgeschäft die Altreifenannahme gehört, gezielt für das Thema sensibilisieren.
Verwertung im Inland statt Export
Durch die Entsorgung von Altreifen über zertifizierte Betriebe ist es möglich, diese im nachhaltigen Wertstoffkreislauf zu halten, so wie es das deutsche Kreislaufwirtschaftsgesetz vorsieht. „Die Unternehmen verfügen über das nötige Know-how, um Altreifen ordnungsgemäß zu sortieren und dem nachhaltigsten Verwendungsweg zuzuführen. Das ist idealerweise die Runderneuerung, die aus gebrauchten Reifen ein qualitativ hochwertiges und dabei preislich attraktives Produkt macht. Auch der Export als Gebrauchtreifen sowie die stoffliche oder chemische Verwertung sind mögliche Lösungen, die von Fachbetrieben in Deutschland geleistet werden“, erläutern die ZARE-Verantwortlichen. So werden die Reifen bei der stofflichen Verwertung in ihre Bestandteile zerlegt, zu Gummigranulat oder Gummimehl zerkleinert und als Grundlage für neue Produkte wie Bodenbeläge, Straßenasphalt oder Dichtungsmaterialien verwendet. Bei der chemischen Verwertung wiederum werden die Sekundärrohstoffe der Altreifen zerlegt. Daraus entstehen dann Koks für die Kunststoffindustrie und Rohöl für die Chemieindustrie.
Die umweltgerechte Altreifenentsorgung über entsprechende Fachbetriebe ist nach ZARE-Angaben zudem aus einem weiteren Grund besonders wichtig: Nach aktuellen Zahlen werden pro Jahr rund 200.000 Tonnen Altreifen aus Deutschland exportiert und im Nahen und Mittleren Osten in Zementwerken unreguliert verbrannt. Hierdurch entstünde ein enormer unnötiger CO2-Ausstoß. „Die Reifen landen ganz am Ende der Abfallhierarchie, obwohl sie noch anderweitig verwertet werden könnten. Dieses Vorgehen widerspricht den Klimazielen Deutschlands“, kritisiert die Initiative.
Vereinte Anstrengungen
Damit die Reifen tatsächlich bei fachgerechten Entsorgern ankommen, sind jedoch nach Meinung der ZARE-Verantwortlichen auch die Verbraucher:innen gefragt. Autofahrer:innen müssten sich bei der Abgabe ihrer Altreifen genau informieren und ihrerseits die Annahmestelle in die Pflicht nehmen. Zwar sei es deren Aufgabe, die korrekte Entsorgung sicherzustellen. Dennoch betont Christina Guth: „Ein entscheidender Hebel sind aber am Ende die Autofahrer:innen – sie können durch kritisches Hinterfragen maßgeblich dazu beitragen, dass die jährlich 600.000 Tonnen Altreifen in Deutschland umweltgerecht entsorgt werden.“
Für das Vorgehen gegen illegale Reifenablagerungen brauch es jedoch gemeinsame Anstrengungen. „Der beste Weg, sich gegen das dreiste Vorgehen der Umweltsünder zu wehren, ist eine fachgerechte Entsorgung von Altreifen, für die sich Kfz-Werkstätten, Reifenhandel, Autohäuser und Verbraucher:innen entscheiden können“, bilanzieren die ZARE-Verantwortlichen abschließend.