Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH) forcieren den Ausbau des nachhaltigen Nahverkehrs in der Metropolregion Hamburg. Seit 2020 beschafft der Verkehrsbetrieb nur noch emissionsfrei betriebene Fahrzeuge für seine Busflotte. Unter der Marke elexity fasst das Unternehmen alle Aspekte einer nachhaltigen Mobilität zusammen – von der Umstellung der Infrastruktur für Elektromobilität auf den Betriebshöfen über speziell geschultes Personal bis hin zu Fahrzeugen, die mit 100 Prozent Ökostrom betrieben werden. Derzeit fahren bereits 32 Busse der VHH-Flotte mit Strom. Bis Ende 2021 soll sich die Anzahl verdoppeln. Bis in die 2030er-Jahre soll die gesamte Flotte auf emissionsfreie Antriebe umgestellt sein.
Im Einsatz ist der vollelektrische Stadtbus Lion’s City E-Bus vom Nutzfahrzeughersteller MAN. Der Elektromotor des zwölf Meter langen Busses ist an der Hinterachse montiert. Die Energie kommt aus modularen Batterien mit 480 kWh installierter Kapazität. Bereift sind die Fahrzeugeinheiten mit dem Conti Urban HA3. Im Hinblick auf die Anforderungen der Elektromobilität haben die Reifenentwickler von Continental die Tragfähigkeit des Reifens heraufgesetzt. Die Erhöhung des Lastindex ist aber nur ein Kriterium von mehreren, die in den Entwicklungskonzepten von Reifen für E-Fahrzeuge eine Rolle spielen. Lesen Sie hierzu auch Elektromobilitätsspezial in der Mai-Ausgabe. Im Rahmen von Alltagstests wie mit MAN sammelt Continental seit Jahren Praxiserfahrungen. Angesichts des großen Bedarfs von Kommunen und Verkehrsbetrieben an emissionsfreien Elektroflotten und der rasanten Entwicklung des E-Mobilitätssegments erkennt der Reifenhersteller den Bedarf an geeigneten Reifen. Beschleunigt wird diese Transformation durch die 2019 aktualisierte Clean Vehicle Directive der EU.
Mit dem Einsatz von Hybrid- und Elektrobussen sparte die VHH im Jahr 2018 eigenen Angaben zufolge rund 224 Tonnen CO2, 2019 rund 233 Tonnen. Im Jahr 2020 beziffert der Betrieb die CO2-Einsparung auf gar 789 Tonnen. „Die Entwicklung hin zu einem e-mobilen Unternehmen bedeutet für die VHH einen programmatischen Wandel. Es geht auch um die Errichtung der notwendigen Ladeinfrastruktur, um den Betrieb spezialisierter Werkstätten und um eine leistungsstarke IT-Infrastruktur. Das Wichtigste für mich sind aber unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im Umgang mit der neuen Technologie geschult sind und in allen Bereichen des Unternehmens ihr Bestes geben“, erklärt Toralf Müller, Geschäftsführer bei den VHH. Entscheidend ist auch die Entwicklung von Reifen, die auf alternative Antriebstechnik angepasst sind. „Erfahrungen aus Praxistests wie bei den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein sind für uns sehr wertvoll, denn sie tragen maßgeblich dazu bei, unsere Reifenlinien auf das Anforderungsprofil der neuen E-Busse und E-Lkw hin zu entwickeln“, sagt Hinnerk Kaiser, Leiter der Reifenentwicklung bei Continental.
Reifen für Elektrofahrzeuge müssen anderen Belastungen standhalten als Reifen für Busse mit Verbrennungsmotoren. Gleichzeitig sollen sie genauso lange halten und den gleichen Sicherheitsanforderungen entsprechen wie Busreifen für konventionelle Antriebe. „Reifen an Elektrobussen sind bei der Anfahrt und der Beschleunigung einem höheren Drehmoment ausgesetzt“, erläutert Hinnerk Kaiser. Ein wichtiger Faktor ist auch die Fahrzeugabbremsung, da der Elektromotor beim Bremsvorgang Energie für die Ladung der Batterie zurückgewinnt. Dieser Rekuperation genannte Vorgang ist für die Reifen der Antriebsachsen eine zusätzliche Anforderung. Auch die Abrollgeräusche stehen bei Reifen für E-Busse im ÖPNV im Fokus. „Gerade im innerstädtischen Verkehr sollen Fahrzeuge leise unterwegs sein, um den Komfort des Elektromotors nicht durch Reifengeräusche zu beeinträchtigen“, so Kaiser. Wie sich Parameter in der Reifenentwicklung im Detail verändern, lesen sie in der Mai-Ausgabe.