Im Wesentlichen haben sich die Sozialpartner nach Conti-Angaben darauf geeinigt, die Reifenproduktion in Aachen mit bis zu 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern länger als ursprünglich geplant fortzuführen: Statt bis Ende 2021 ist jetzt das schrittweise Auslaufen der Produktion bis spätestens Ende 2022 vorgesehen. Darüber hinaus sollen 2023 bis zu 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Reifenwerk beschäftigt bleiben. Begleitet werde die gesamte Anpassung von einer „Qualifizierungsoffensive“. Für Beschäftigte im rentennahen Alter werde durch die zeitliche Verlängerung der Übergang bis zum Eintritt in die gesetzliche Rente erleichtert. Für die Qualifizierung und Vermittlung von Anschlussbeschäftigungen auf dem Arbeitsmarkt soll eine Transfergesellschaft eingerichtet werden. Die Sozialpartner haben sich darüber hinaus offenbar auf ein Freiwilligenprogramm geeinigt.
Continental-Personalvorstand Dr. Ariane Reinhart erläutert: „Die Transformation unserer Industrie und ihrer Arbeitsplätze können wir nur über eine gelebte und belastbare Sozialpartnerschaft meistern. Die nun erzielte Vereinbarung schafft Klarheit und Perspektiven für unsere Beschäftigten in Aachen und ist Ausdruck der Gestaltungsfähigkeit der Sozialpartner. Unsere Qualifizierungsoffensive soll den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen möglichst direkten Übergang ‚von Arbeit in Arbeit‘ ermöglichen.“ Die Beschäftigten des Reifenwerks haben laut den Verantwortlichen nun die Möglichkeit, sich bei vollem Tarifentgelt passgenau für den internen und externen Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Insbesondere ungelernte und angelernte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen im unternehmenseigenen Weiterbildungsinstitut CITT (Continental Institut für Technologie und Transformation) eine von der IHK zertifizierte Weiterbildung mit der Möglichkeit des vollständigen Berufsabschlusses absolvieren können. Darüber hinaus sichert das Unternehmen allen Auszubildenden des Reifenwerks in Aachen zu, ihre Ausbildung bei Continental beenden zu können.
Die erzielte Übereinkunft zur Produktionslaufzeit bezeichnet das Management als weitere Voraussetzung für die laufenden Gespräche über eine tragfähige Nachnutzung des Werksgeländes. Erst jetzt ließen sich damit denkbare Konzepte konkretisieren. Die Einstellung der Produktion in Aachen sei aber unumgänglich aufgrund der massiven, strukturellen Überkapazitäten im europäischen Reifenmarkt. Dieser wachse seit Jahren nicht mehr und eine Erholung der Marktnachfrage sei auf Jahre hinaus nicht zu erwarten. Continental reagiert mit auf die Marktentwicklung mit „Anpassung der Produktionskapazitäten“ – „um die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der verbleibenden Reifenproduktion nachhaltig abzusichern. Das Reifenwerk in Aachen ist der kleinste und zudem kostenintensivste Standort im gesamten europäischen Produktionsnetzwerk des Unternehmens“, wird in einer Unternehmensmitteilung bekräftigt.