Wir bleiben beim Thema Reparatur und wie schon in der Ausgabe 24 beim Autobauer Opel. Der Hersteller des defekten Motorsteuergerätes lautet diesmal aber nicht Delphi, sondern Siemens.
Motorsteuergerät SIMTEC 71
Das besagte Motorsteuergerät wurde von 2001 bis 2004 in den Modellen von Opel Omega B, Astra, Vectra B sowie Meriva verbaut. Die Motorleistung der Fahrzeuge reicht von 1,8 bis 2,2 Liter Hubraum. Es handelt sich ausschließlich um Benziner. Kleine Fachkunde vorweg. Die Familienbezeichnung für das Steuergerät lautet Simtec 71. Aufgrund der Beliebtheit und Quantität dieser Fahrzeuge auf deutschen Straßen, sind Probleme und Herausforderungen mit diesem Motorsteuertyp quasi Werkstatt-Tagesgeschäft.
Wie schon in unserem vorigen Artikel (AutoRäderReifen-Gummibereifung 11/21) beschrieben, ist auch hier das Steuergerät seitlich am Motor mittels Schrauben befestigt. Das Steuergerät selbst ist in hybrider Bauweise gefertigt, bedeutet somit keramische Bauteile auf der Platine, gepaart mit herkömmlichen Komponenten. Vibrationen, thermische oder auch Feuchtigkeitsprobleme machen der Elektronik im Laufe der Jahre sehr zu schaffen.
Übergeordnete Fragestellung
Wir hatten in unserem vorigen Artikel ausführlich dargestellt, welche sinnvollen Möglichkeiten bei einem Defekt des Steuergerätes vorhanden sind. Auch bei diesem Steuergerät stellt sich die übergeordnete Frage ob eine Neuanschaffung, ein Austausch oder die Reparatur des defekten Steuergerätes die optimale Lösung bietet. Deshalb unser Tipp: Sollten sie sich für die Reparatur entscheiden, klären sie vor Einsendung des vermeintlich defekten Steuergerätes ab, ob der ausgesuchte Fach-Reparaturbetrieb sich auf die Instandsetzung dieser Steuergeräte-Familie spezialisiert hat.
Ist die Instandsetzung möglich, erfragen sie zusätzlich welche Baugruppen mit eingesendet werden sollten. Das macht Sinn und vereinfacht den Prozess der Reparatur erheblich. Sollte sich herausstellen, dass die Reparatur aufgrund des Schadens im Steuergerät nicht möglich ist, erfragen sie ob der Betrieb die Original-Daten auf ein entsprechendes Austausch-Steuergerät übertragen kann. Nur so lässt sich die Programmierung der Wegfahrsperre an dem Fahrzeug umgehen, das spart wichtige Zeit, um möglichst schnell den Kunden wieder mobil zu machen.
Sollten sie selber mit dem Gedanken spielen, ein Austausch-Steuergerät zu beschaffen und die Original-Daten lassen sich nicht aus dem defekten Gerät auslesen, dann denken sie bitte daran, dass das Steuergerät vor dem Ausbau aus dem Spenderfahrzeug abgemeldet werden muss. Andernfalls ist das Programmieren und Anlernen des Steuergerätes bei Opel nicht möglich. Wir haben in der letzten Ausgabe darüber berichtet, als aufmerksamer Leser erinnern sie sich bestimmt.
Wollen sie das Steuergerät selber ausbauen, um es dann zum Fachbetrieb Ihres Vertrauens zu senden, beachten sie einen weiteren Hinweis: Vor dem Ausbau des Steuergerätes sollte in jedem Fall und ohne Ausnahme die Batterie abgeklemmt werden. Diesen Tipp können wir ihnen immer wieder nur ans Herz legen. Alternativ drohen weitere Beschädigungen am Steuergerät.
Fehlersuche
Nun aber zum Fehler: Die gelbe Motorkontrollleuchte geht zeitweise an, der Motor stirbt während der Fahrt ab. Das Auto kann jedoch häufig wieder gestartet werden. Weitere Symptome: stotternde und träge Gasannahme, die Leistung fehlt, etc.. Nach Anschluss des Diagnosegerätes und dem folgendem Auslesen des Fehlerspeichers können etliche Fehler im Speicher angezeigt werden. Die häufigsten lauten, um nur einige zu nennen: Drosselklappe, Einspritzventile, Klopfsensoren, Zündspule, Luftmassenmesser, etc..
Nach dem Löschen des Eintrages wird der eine oder andere Fehler nicht wieder angezeigt. Häufig kommen diese nach einiger Zeit aber wieder. In unserem Fall stottert der Motor, sobald dieser eine Wassertemperatur von ca. 80 Grad Celsius erreicht. Bei einem Zylinder wird die Zündansteuerung unterbrochen. Wir beschreiben das mal so: Würde das Steuergerät in den Kühlschrank gelegt, oder mit Kältespray besprüht, wäre der Fehler nicht mehr vorhanden. Nach Öffnung des Gehäusedeckels mittels Wärme und speziellem Werkzeug können wir in das Innere des Gerätes blicken.
Blick ins Steuergerät
Das selbstheilende Silikon schützt die Elektronik vor Feuchtigkeit und dient gleichzeitig als Dämpfung für die empfindlichen Drähte. Wir raten dringend davon ab, aufgrund der hohen Integrationsdichte dieser Drähte und der oben beschriebenen Masse selber eine Reparatur durchführen zu wollen. Nicht selten erhalten wir Steuergeräte, die schon beim Öffnen des Deckels irreparabel beschädigt wurden, oder wo jemand mit den Fingern bzw. mit einem Schraubendreher in die Silikonmasse gedrückt hat. Dabei wird die Elektronik vielfach beschädigt. Also - den Experten machen lassen!
In unserem Fall war alles noch unversehrt. Nachdem das Steuergerät geprüft und begutachtet wurde, konnte die Fehlerquelle lokalisiert werden. Es handelt sich um eine kalte Lötstelle an einem Kondensator der für die Zündansteuerung zuständig ist. Nach Freilegung der Silikonmasse und Reinigung der betroffenen Stellen mit speziellen Reiniger, kann die defekte Lötstelle wieder ordnungsgemäß verlötet werden. Das Silikon wird im Anschluss wieder aufgebracht und der Gehäusedeckel wieder mit spezieller Dichtungsmasse verklebt. Das reparierte Steuergerät wurde ins Fahrzeug eingebaut und der Fehlerspeicher gelöscht. Der Kunde kann nun wieder sicher und mit voller Leistung fahren. Happy End zu einem guten Preis,. Was will man mehr?
Sie haben Fragen oder weitere Anregungen? Schreiben sie gerne der Redaktion. (RH/kle)