Nachdem wir das Thema Tuning und Zubehör in den letzten Ausgaben sehr ausführlich beleuchtet haben, möchten wir den Schwerpunkt wieder rein auf die Autoelektronik legen. Bei einem defekten Motorsteuergerät stellt sich oft die Frage, ob Reparatur, Austausch oder ein Neukauf der defekten Einheit die bessere Alternative ist. Weil es dazu oft keine eindeutige Antwort gibt, wollen wir uns in unserem neuen Artikel unserer Serie diesem Thema widmen. Zu ihrer besseren Nachvollziehbarkeit bzgl. der Herangehensweise wollen wir ein konkretes Beispiel hinzuziehen.
Defektes Motorsteuergerät
Ausgangspunkt hierfür ist ein Motorsteuergerät des Herstellers Delphi, verbaut in einem Opel Meriva, Baujahr 2005, 1,6 Liter Hubraum, 74 KW. Dieses Fahrzeug wurde von 2003 bis 2010 gebaut und ist auch noch heute aufgrund seines Raumangebotes und der guten Motorisierung in sehr hohen Stückzahlen auf unseren Straßen zu finden. Übrigens ist die Steuergerätegeneration auch im Opel Astra, Opel Corsa und Opel Vectra zu finden. Auch diese Modellreihen sind sehr beliebt und häufig, wahrscheinlich auch in ihrem Werkstattalltag anzutreffen. Jetzt zu unserem Fallbeispiel.
Ein Kunde kommt in Ihre Werkstatt und berichtet, dass der Motor während der Fahrt stottert, teilweise sich einfach abstellt und die Motorkontrollleuchte aufleuchtet. Allerdings kann der Kunde den Motor häufig wieder direkt starten. Aus unserer Erfahrung können wir berichten, dass die oben beschriebenen Steuergeräte oft für dieses Verhalten des Motors verantwortlich sind. Ein Grund hierfür ist die Platzierung des Steuergerätes im Motorraum. Dort machen Vibrationen, thermische Auswirkungen und Feuchtigkeit und auch das Alter der Elektronik der Funktionalität zu schaffen.
Ergebnisse der Diagnose können sein: Ausfall der Kraftstoffpumpenansteuerung, Aussetzer der Zündansteuerung, fehlende Einspritzsignale, fehlende Ansteuerung der Kühlerlüfterstufe, Abgasrückführung fehlerhaft, Nockenwelle sowie Kurbelwellensignal verrauscht, oder nicht vorhanden, CAN-Bus fehlerhaft, etc. In unserem Fallbeispiel wurde der Fehlercode P2104 im Fehlerspeicher hinterlegt. Nachdem alle eventuellen peripheren Fehler ausgeschlossen worden sind, bleibt folgerichtig nur das Steuergerät als Fehlerquelle übrig. Was also tun?
Wir haben folgende Möglichkeiten, Neugerät oder ein Gebrauchtes kaufen bzw. die Reparatur des Originalen Gerätes bei einem Fachbetrieb anstoßen. Ein neues Motorsteuergerät, wenn es überhaupt lieferbar ist, hat den Vorteil, dass das Fahrzeug wieder am schnellsten auf die Straße kommt. Nachteil hierbei ist der eher hohe Anschaffungspreis von ca. 1.300 Euro. Zusätzlich muss das Fahrzeug zum markengebundenen Händler, nur dort kann das Gerät programmiert und mit der alten Wegfahrsperre adaptiert werden. Sehr umständlich und u. U. bezogen auf den Wert des Fahrzeugs nicht zeitwertgerecht.
Gebrauchtes Motorsteuergerät
Schauen wir uns den Austausch mit einem gebrauchten Motorsteuergerät an. Das ist definitiv die kostengünstigere Lösung im Vergleich zum Neukauf. Der Kauf eines gebrauchten Steuergerätes kann beim Verwerter oder in gängigen Online-Plattformen initiiert werden. Das Angebot liegt für diese Art von Steuergeräten bei ca. 250 bis 350 Euro. Zu bedenken ist aber, dass die Steuergeräte aufgrund ihres Alters schon defekt sein können. Wenn die aufgebrachten Siegel für den Einbau entfernt wurden, ist ein Umtausch oft schwierig.
Ein Tipp von unserer Seite: Erfragen sie vor einem Kauf, ob das gebrauchte Steuergerät vor dem Ausbau des Fahrzeuges ordnungsgemäß mit einem Tester abgemeldet worden ist. Wenn nicht, ist Vorsicht geboten. Dies ist insofern wichtig, da das Steuergerät sonst nicht an die Wegfahrsperre angelernt werden kann. Sie können alternativ, falls vorhanden, alle Baugruppen aus dem Spenderfahrzeug zusätzlich kaufen, die für die Funktion der Wegfahrsperre (WFS) relevant sind. Dazu gehören unter anderem Kombiinstrument, Transponder, BCM (Bodycontrollmodul) und das WFS-Modul. Nur dann entfällt die Programmierung der Wegfahrsperre. Sollte dies Ihnen zu aufwendig sein, gibt es Betriebe, die ihnen einen Resetservice anbieten. Die Preise für die Dienstleistungen sind unterschiedlich hoch, da die Programmierung an die WFS immer noch durchgeführt werden müssen. Erkundigen Sie sich bitte unbedingt vor dem Kauf.
Nachhaltige Reparatur
Schauen wir uns die nachhaltige Alternative an. Die Reparatur des Original-Gerätes. Vorab - diese Methode ist die zeitaufwendigste. Erkundigen sie sich deshalb vor einem möglichen Einsenden des Gerätes bei einem Fachbetrieb, ob dieser die Reparatur durchführen kann. Klären Sie ebenfalls, wie hoch die Kostenprognose ist und wie lange die Durchführung dauern wird. Fragen sie zusätzlich, welche Baugruppen mit eingesendet werden müssen. Nichts ist ärgerlicher, wenn hinterher fehlende Komponenten nachgesendet werden müssen.
Ist das Steuergerät reparabel, ist dieses aus unserer Sicht die beste aller Möglichkeiten. Zum einen bekommt der Kunde sein Original-Steuergerät zurück (somit sollte auch die Programmierung noch vorhanden sein), zum anderen kann aufgrund der Schäden im Steuergerät noch auf eventuelle Fehler in der Kfz-Peripherie hingewiesen werden. Die beste Nachricht - alles wohl zum recht günstigen Preis gegenüber den hier beschriebenen Alternativen.
Problemlösung
Wir wollen unseren Fall zum Schluss noch schnell auflösen. Es war eine kalte Lötstelle am CAN-Überträger. Dies ist auf unserem Foto gut zu erkennen. Da es sich um einen keramischen Unterbau handelt, der mit einer Silikonschicht überzogen ist, ist das Auflöten etwas mit Vorsicht zu genießen. Hier ist alles gut gegangen, der Überträger arbeitet wieder ordnungsgemäß und kann repariert zum Kunden zurückgesendet werden. Kosten der Reparatur, um die 200 Euro zzgl. gesetzliche Mehrwertsteuer. Kunde glücklich, Auto fährt, was will man mehr.
Fragen?
Sie haben Anregungen oder Fragen? Wenden sie sich gerne an die Redaktion, wir freuen uns über ihr Feedback. (RH/kle)