Die zweite Ausgabe der IAA Mobility in München sollte vom 5. bis 11. September eine globale Plattform für Mobilität, Nachhaltigkeit und Tech sein. Die „zerfranste“ Messe mit sechs Hallen auf dem Münchener Messegelände und acht Open Spaces in der Münchener Innenstadt forderte von (Fach-)Besuchern und Besucherinnen ein Höchstmaß an Kondition und Durchhaltevermögen. Die Pendelei zwischen den Messehallen und der Innenstadt und den damit verbundenen Fußmärschen in der City kostete nicht nur Nerven. Insgesamt präsentierten knapp 750 Aussteller aus 38 Ländern über 300 Weltpremieren und Neuheiten in München. Jeder zweite Aussteller kam aus dem Ausland. Die hohe Internationalität zeigt sich auch bei den Besucherinnen und Besuchern: Fast 30 Prozent aus dem Ausland, aus 109 Ländern.
Leistungsshow der Innovationen
Die IAA Mobility kam bei den Besucherinnen und Besuchern sehr gut an, so das Ergebnis einer Befragung der Gelszus Messe-Marktforschung GmbH. 92 Prozent bewerten die Messe mit ausgezeichnet bis gut. 94 Prozent der Befragten würden die IAA Mobility weiterempfehlen. Für den Großteil der Besucherinnen und Besucher stand das Auto im Vordergrund des Interesses; mehr als ein Viertel der Befragten kam wegen der ausgestellten Fahrrad- und Mikromobilität. Dabei sprach die Messe insbesondere ein junges Publikum an, denn 64 Prozent der Besucherinnen und Besucher waren unter 40 Jahre alt. Auch rund 89 Prozent der Fachbesucher bewerteten das Erlebnis und die Atmosphäre der Messe als ausgezeichnet bis gut. Die Internationalität der IAA Mobility bewerteten knapp 92 Prozent der Aussteller, Journalisten und der Besucher als ausgezeichnet bis gut.
Ein Fokus der Messe lag auf dem offenen Dialog und konstruktiven Austausch mit der Öffentlichkeit. Das Citizens Lab auf dem Münchner Marienplatz lud zu 65 Panels und Workshops zur Zukunft der Mobilität und Städteentwicklung ein. Auch die Angebote für Familien und die Kulturveranstaltungen wie die kostenlosen Open-Air-Konzerte stießen auf großes Interesse. Zwar stand das Auto noch im Vordergrund des Interesses – mehr als ein Viertel der Besucher kamen aber wegen der ausgestellten Fahrrad- und Mikromobilität. Besuche der Open Spaces in der Innenstadt waren kostenfrei und wurden nicht kontrolliert.
Ein besonderes Highlight waren die zahlreich durchgeführten Testfahrten. Über 8.500 Testfahrten mit Pkw ermöglichten es Interessierten, die Mobilitätsinnovationen hautnah zu erleben. Das sind 1.000 Fahrten mehr als zur IAA Mobility 2021. Rund 4.000 Fahrten mit Fahrrädern und E-Bikes belegen, dass die Fahrradteststrecken im Englischen Garten ebenfalls ein voller Erfolg waren.
IAA Summit als „internationale B2B-Plattform für Mobilität“
Fachbesucher konnten sich vom 5. bis 8. September auf dem IAA Summit auf dem Messegelände von der Innovationskraft der Mobilitätsbranche überzeugen. Traditionelle Fachbesucher aus dem Kfz-Handwerk oder -Handel wurden durch die Eintrittspreise eher abgeschreckt. Wer sich nicht bis zum 16. Juli ein „Early-Bird“-Tagesticket ab 149 Euro gesichert hatte, der bezahlte danach für ein Online-Ticket 175 Euro und das Youngster-Ticket für Schüler, Studenten, Auszubildende und Freiwilligendienst-Leistende 59 Euro. Erst vor Ort gelöst, kosteten diese Offline-Tickets 220 bzw. 75 Euro.
Der IAA Summit und die begleitende IAA Conference richteten sich diesmal ausschließlich an Fachbesucher (B2B) und fanden in sechs Hallen statt. Auf drei Bühnen wurden Keynotes, Diskussionen und Netzwerkformate abgehalten und im Vorfeld als „Branchentreff für Visionäre, Stakeholder und Entscheider“ angepriesen. Über 500 hochkarätige internationale Rednerinnen und Redner gaben auf der IAA Conference exklusive Einblicke in die Zukunft der Mobilität. Darunter viele führende CEOs aus der Mobilitäts- und Techbranche, aber auch internationale Persönlichkeiten wie Oscar-Preisträgerin Natalie Portman, Marsmission-Anwärterin Alyssa Carson oder Sophia Kianni, Gründerin einer Klimaschutzinitiative.
Die IAA im Wandel
Zweifellos hat die Bedeutung der IAA als große Autoshow im Laufe der Jahre abgenommen. Während zumindest einige deutsche Autohersteller noch beeindruckende Präsentationen in der Münchner Innenstadt zeigten, haben viele internationale Marken die IAA Mobilitx in diesem Jahr gemieden. Viele Marken aus Europa, den USA und Asien – abgesehen von Tesla und einigen chinesischen Herstellern – glänzten durch Abwesenheit. Die IAA 2023 legte einen besonderen Schwerpunkt auf Mobilitätskonzepte, Radfahrer und Diskussionen zu automobilen Randthemen. Ein wichtiger Bereich wie Reifen – ohne die keine Straßenfahrzeuge möglichst umweltfreundlich rollen – war aber völlig unterrepräsentiert und fand auch im fünftägigen Kongressprogramm kaum Beachtung. Für 2025 ist der VDA wohl noch einmal an München gebunden, wie es danach mit der IAA weitergeht, bleibt aber völlig offen.
