„AVA“ (Analytic Vehicle AIBA) soll eine präzise Überwachung der Reibungseigenschaften von Reifen bei Bremsmanövern auf trockener und nasser Fahrbahn ermöglichen. Mit dem AVA verbindet Continental eigenen Angaben zufolge erstmals die Vorteile einer fahrzeugmodellunabhängigen Testmethode mit der kontrollierten und reproduzierbaren Testumgebung des Automated Indoor Braking Analyzer (kurz: AIBA; automatische, wetterunabhängige Bremsanalyse). Ab sofort können Reifentests laut den Verantwortlichen unabhängig von fahrzeug- oder modellspezifischen Eigenschaften durchgeführt werden. Das Prüffahrzeug kommt auf dem unternehmenseigenen Testgelände Contidrom, nahe Hannover, zum Einsatz.
„Unser Analysefahrzeug AVA unterstützt uns, die Leistungsfähigkeit unser Premiumreifen noch detaillierter zu analysieren und sie gezielt weiterzuentwickeln. Das Verhalten des Reifens während des Abbremsvorgangs ist essenziell für die Sicherheit des Fahrzeugs im Straßenverkehr, daher betreiben wir großen Aufwand, um sein Verhalten so genau wie möglich analysieren zu können“, erklärt Dr. Boris Mergell, Leiter Forschung und Entwicklung des Reifenbereichs von Continental. Für die Reifenbremstests wird das AVA mit Hilfe eines elektromagnetischen Linearantriebs, der der modernen Achterbahntechnologie entliehen ist, auf eine Prüfgeschwindigkeit von 65 km/h beschleunigt. Dann werden mehrere vollautomatisierte Bremstestmanöver ausgeführt. Das Antriebssystem des AVA ist mit zwei elektrisch angetriebenen Achsen ausgestattet, die von einer Hochleistungsbatterie versorgt werden. Das zur Verfügung stehende hohe maximale Kurzzeitdrehmoment garantiert laut den Verantwortlichen, dass eine konstante Geschwindigkeit exakt beibehalten werden kann, während die Testreifen der dritten Achse gezielt abgebremst werden können.
Das eingebaute Bremssystem des AVA verfügt über Brake-by-Wire-Technologie aus Continentals Automotive-Bereich. Anders als bei herkömmlichen hydraulischen Bremssystemen wird das Bremssignal auf elektronischem Weg übermittelt. „Unser AVA ermittelt die Kraftübertragung zwischen Reifen und Fahrbahn während unterschiedlicher Schlupfzustände, sogenannter „µ-Schlupf-Kurven“, reproduzierbar und präzise. Mittels modernster Messtechnologie messen wir so alle Kräfte, die während des Bremsvorgangs zwischen Reifen und Fahrbahn wirken. Unsere Reifen und deren verschiedene Mischungszusammensetzungen können wir nun noch präziser miteinander vergleichen und auf ihren besonderen Einsatzzweck hin optimieren“, so Meletis Xigakis, der bei Continental für die weltweiten Reifentests verantwortlich ist. Das AVA kommt in dem im Jahr 2012 in Betrieb genommenen Automated Indoor Braking Analyzer zum Einsatz. Auf der 75 Meter langen Teststrecke können Bremstest auf unterschiedlichen Straßenbelägen stattfinden. Die Hightech-Halle verfügt im klimatisierten Teil über bis zu fünf Fahrbahnen, die hydraulisch gewechselt werden können. In der wetterunabhängigen Einrichtung können bis zu 100.000 Bremsversuche jährlich auf trockener, nasser und sogar vereister Fahrbahn durchgeführt werden. Die Anlage 'ist in eine 350 Meter lange, bis zu 30 Meter breite Halle integriert.
Zusammen mit den unternehmenseigenen Teststrecken in Uvalde, Texas (USA) und in Arvidsjaur, Schweden, ist das Contidrom bei Jeversen in der Südheide eines der modernsten Testgelände der Welt. Die Teststrecke nahe Hannover wurde bereits 1967 in Betrieb genommen und seitdem kontinuierlich modernisiert. Auf einer Gesamtfläche von 160 Hektar bietet das Testgelände alle erdenklichen Möglichkeiten der Reifenerprobung. Auf rund zehn Kilometern Strecke mit unterschiedlichsten, teils bewässerten, Fahrbahnoberflächen und des legendären Rundkurses mit Steilkurven werden Geschwindigkeiten über 250 Kilometer pro Stunde erzielt. Hinzu kommen Strecken, die zur Erprobung von Fahrwerkselementen dienen. Im Lauf des Jahres 2022 will Continental auf dem Contidrom einen neuartigen dynamischer Fahrsimulator in Betrieb nehmen, der exakte fahrdynamische Parameter der Reifen und die des jeweiligen Testfahrzeugs berechnen können soll. (kle)