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Continental

„Wir setzen auf einen ganzheitlichen Ansatz“

Die Synergien aus Runderneuerung und Gummi-Recycling will der Reifenhersteller Continental mit seinem neuen ContiLifeCycle-Werk am Standort Hannover-Stöcken in idealer Weise nutzen. Wir sprachen mit Christian Sass, Director Retread Business, über den LifeCycle-Ansatz und noch ungenutzte Kosteneinsparpotenziale für Flottenbetreiber.

Die Eröffnung der neuen Produktionsstätte ist ein Schritt zur Weiterentwicklung des ContiLifeCycle-Ansatzes. Erläutern Sie bitte.

Wir haben in 2010 im Prinzip unsere Strategie neu aufgesetzt. Wir haben das Thema zweites Leben, also Runderneuerung, für uns neu in Angriff genommen. Seit dem Jahr 2008/2009 bereits ertüchtigen wir unsere Neu-Reifen für ein zweites Leben – das braucht natürlich einen gewissen Zyklus an Entwicklungsarbeit und an Implementierung im Markt – und wir haben dementsprechend die Zeit genutzt, um auch auf der Vermarktungsseite mit unseren Kunden zu sprechen. Im Wesentlichen haben wir diesen Flottenansatz 360° entwickelt und aufgebaut und sind in diesem Zuge mit vielen Flottenkunden direkt ins Geschäft gekommen. In diesem Kontext ist das Thema Runderneuerung evident: Wenn ein Kunde heute einen Reifen kauft, ist das ein Investmentgut. Viele Kunden sagen, dass sie gerne bereit sind, für einen Premiumreifen einen Premiumpreis zu zahlen, aber sie möchten dann natürlich auf lange Sicht einen Return dieses Investments erleben. Da bietet sich die Runderneuerung an.

Wir haben im Jahr 2011 grundlegend überlegt, wo die Reise hingehen kann, und wie können wir den LifeCycle selber darstellen? – bis dato haben wir mit Partnern gearbeitet, die die Runderneuerung für uns gemacht haben, und haben 2012 entschieden, das zu beenden und eine eigene Produktionsstätte aufzubauen. Der Grund ist tatsächlich, den LifeCycle zum Kunden aus einer Hand zu bringen – zu 100 Prozent Continental also. Kern des Ganzen ist, dass man zwar ein relativ teures Einstiegsprodukt wählt, aber auf lange Sicht deutlich besser fährt, weil man mit uns und über unsere Produkte sehr niedrige Betriebskosten erzielt – über eben auch ein zweites oder drittes Leben der Bereifung. Das ist wie mit einem Kühlschrank, den sie auch ganz billig kaufen können, aber als dann mit einem riesigen Stromverbrauch klarkommen müssen.  Das ist es aus unserer Sicht sinnvoller, am Anfang auch im Sinne einer guten Ökobilanz das teurere Produkt zu wählen. Bei Reifen ist das Wirkprinzip vergleichbar.

Der LifeCycle-Ansatz in Kombination auch mit der neuen Recycling-Anlage soll für einen neuartigen Ansatz für die ökonomisch und ökologisch sinnvolle Weiterverarbeitung stehen. Erklären Sie bitte die Details dieser Verquickung ökonomischer und ökologischer Aspekte?

Ein Großteil der Kosten entsteht im Betrieb. Wenn wir uns heute den Runderneuerungsmarkt ansehen, erkennen wir bei einem großen Teil der runderneuerten Produkte eine recht schlechte Kosteneffizienz – Stichwort Fuel-Efficiency und Rollwiderstand also. Es macht für uns nur Sinn, wenn wir die Qualitäten in diesen Disziplinen auch im zweiten Leben eines Reifens angleichen. Dies ist der Kern unserer Strategie. (kle)

Lesen Sie weitere Details über das ContiLifeCycle-Konzept und das Einsparpotenzial für Flottenbetreiber in der Februar-Ausgabe von AutoRäderReifen-Gummibereifung.

Reifenindustrie

Anhaltender Marktdruck lässt Runderneuerung sterben

Die Runderneuerung schenkt dem Reifen ein zweites, häufig sogar ein drittes oder viertes Leben. 70 Prozent des Reifenmaterials können erhalten bleiben – die Karkasse und ein Teil des Gummis. Damit spart die Runderneuerung im Vergleich zur Herstellung eines Neureifens 70 Prozent Energie ein, benötigt 70 Prozent weniger Rohstoffe und vermindert die Abfallmenge um 80 Prozent. Trotz dieser positiven ökologischen und ökonomischen Bilanz gerät die Runderneuerungsbranche aber zunehmend unter Druck.

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Reifenindustrie

571.000 Tonnen Altreifen

Laut dem Wirtschaftsverband der deutschen Kautschuk­industrie e.V. (wdk) lag die Gesamtmenge an Altreifen im vergangenen Jahr bei insgesamt 571.000 Tonnen. Das ist ein Rückgang von zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Recyclingquote stieg in 2019 nach Angaben des Branchenverbandes auf ein Rekordniveau.

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