Seit 2020 hat Continental eigenen Angaben zufolge den weltweiten Strombezug für die eigene Produktion vollständig auf erneuerbare Quellen umgestellt. Bis 2040 soll die gesamte eigene Produktion klimaneutral sein und bis spätestens 2050 visiert Continental vollständige Klimaneutralität entlang der gesamten Wertschöpfungskette an. Von der Politik erwartet die Conti-Führung aber die notwendigen Rahmenbedingungen für eine über alle Ebenen nachhaltige Transformation. „Die Auswirkungen des Klimawandels sind dramatisch und führen zu tektonischen Veränderungen der Wirtschaft mit tiefgreifenden sozialen Auswirkungen. Denn an jeder politischen Entscheidung hängen Tausende Arbeitsplätze und Milliarden Euro an Wertschöpfung der Industrie“, sagt Dr. Ariane Reinhart, Vorständin für Personal und Nachhaltigkeit bei Continental.
Reinhart führt weiter aus: „Wir können Transformation, aber wir können keine Brüche. Die notwendigen Rahmenbedingungen für Klimaschutz zu schaffen, bedeutet, nicht nur die Transformation zu beschleunigen, sondern auch Arbeitslosigkeit im großen Stil zu verhindern.“ Entscheidend sei, neue Beschäftigungschancen aufzuzeigen, die im Rahmen der Klimatransformation entstehen. „Wir müssen die Beschäftigten der Unternehmen von Arbeit in Arbeit bringen und ihnen über zielgerichtete Qualifizierungen neue Perspektiven aufzeigen“, so Reinhart.
Ein ökonomisch ausgerichtetes Anreizsystem bezeichnen die Verantwortlichen auf dem Weg zur Klimaneutralität als hilfreich. „Die Botschaft muss sein: Klimaneutralität lohnt sich auch wirtschaftlich. Die Ziele sind zwar definiert, wir transformieren aber eine komplette Wirtschaft und Gesellschaft. Hierfür fehlt das Konzept“, erklärt Reinhart. Laut der Vorständin für Personal und Nachhaltigkeit werde der soziale Frieden gefährdet und die Akzeptanz der Notwendigkeit von Nachhaltigkeit und Transformation sänke. Conti verweist in diesem Zusammenhang auf die Einschätzung der Energieökonomin Dr. Claudia Kemfert. Die Professorin für Energiewirtschaft und Energiepolitik fordert einen deutlich schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien und den Kohleausstieg bereits bis zum Jahr 2030. „Die kommende Bundesregierung muss transparent machen, wie viel Treibhausgas-Budget uns noch verbleibt und wie wir die Klimaziele in Deutschland erreichen wollen. Dazu muss zum einen die Verkehrswende auf den Weg gebracht werden und zum anderen die Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft sowie die Dekarbonisierung der Industrie mittels gezielter Förderungen vorangetrieben werden“, so Kemfert.
Dr. Ariane Reinhart weist darauf hin, dass es auf dem Weg zur Klimaneutralität gelte, harte Brüche zu vermeiden und innerhalb der Wirtschaft gemeinsam und proaktiv die Transformation der gesamten Wertschöpfungsketten zu gestalten: „Unternehmen müssen ihre Handlungsebene erweitern und den Fokus auf alle Akteure in ihren Zulieferketten legen. Klimaneutrales Wirtschaften muss alle Wertschöpfungsketten erfassen.“ Dabei gelte es, eine drohende Abwanderung von Unternehmen aufgrund der steigenden Energiekosten zu vermeiden. „Insbesondere die hohen Energiepreise bergen ein großes Risiko der Abwanderung, was die potenziellen sozialen Auswirkungen noch verschärfen würde. Niedrigere Mehrwertsteuersätze für zertifiziert nachhaltig hergestellte Produkte könnten beispielsweise helfen, die finanziellen Aufwände für Unternehmen abzufedern“, so Reinhart. Es sei entscheidend, dass sich Unternehmen und Verbraucher der Tasache bewusst seien, dass die Herstellung nachhaltiger Produkte am Ende zumindest übergangsweise auch höhere Preise bedeute.
„Es müssen möglichst viele Länder die Ziele des Pariser Klimaabkommens verbindlich umsetzen. Damit gibt es immer weniger Raum für schmutzige Produktion. Es muss klar werden: Kein Klimaschutz ist das, was wirklich kostet! Die Transformation und die damit verbundenen hohen Investitionen bringen Wertschöpfung hervor, Innovationen und neue Arbeitsplätze. Geeignete Rahmenbedingungen erleichtern solche Investitionen und treiben sie an. Daraus ergeben sich enorme wirtschaftliche Chancen für Unternehmen und die Volkswirtschaften, in denen sie tätig sind“, erläutert Dr. Claudia Kemfert.