Eine sechsstellige Anzahl an Profilen verlässt das Wittlicher Werk pro Jahr, um nach einer Heißrunderneuerung erneut ihren Dienst auf Lkw und Trailern in ganz Europa zu versehen. Mit seinem Volumen ist der Standort der größte von Goodyear im EMEA-Raum und neben Riom in Frankreich eines von zwei Runderneuerungswerken des Konzerns in Europa. Eine dritte Runderneuerungsstätte unterhält der Reifenhersteller in Tilburg, wobei der Fokus dort auf Flugzeugreifen liegt.
Für die Goodyear-Aktivitäten in Europa ist Wittlich darüber hinaus noch aus einem weiteren Grund von zentraler Bedeutung: Von hier aus werden viele andere Produktionsstandorte mit Reifenmischungen versorgt, sodass der Standort auch hinsichtlich der Produktionsplanung einen wesentlichen Platz einnimmt. Hinzu kommt, dass vor Ort auch Lkw-, Bus- und EM-Profile produziert werden.
Die angeschlossene Neu-Lkw-Reifenproduktion und die damit verbundenen Synergien waren auch wesentliche Gründe für die Entscheidung, die Runderneuerung am Standort Wittlich aufzubauen. „Wir haben ein Warenlager direkt vor Ort und konnten außerdem bereits bestehende Gebäude nutzen“, blickt Frank Bruns, Leiter der Runderneuerung, zurück. Auch die kurze Entfernung zum Goodyear European Technical Center in Luxemburg sowie die allgemein zentrale Lage in Europa werden von den Verantwortlichen als Vorteile genannt. Insgesamt sind fast 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort tätig, wobei etwa 100 im Runderneuerungsbereich arbeiten. Seit der Eröffnung des Runderneuerungswerks 2010 hat das Produktionsvolumen des Standorts nach Unternehmensangaben stetig zugenommen. Dafür wird in Wittlich in drei Schichten sieben Tage pro Woche rund um die Uhr gearbeitet.
TreadMax- und Next-Tread-Runderneuerung
Runderneuert werden in Wittlich überwiegend Karkassen, die von Partnerunternehmen angeliefert werden und anschließend wieder in den freien Verkauf gehen. Für Goodyear-Kunden besteht die Möglichkeit der sogenannten „Casing Exchange“ (CEX), also des Tauschs ihrer alten Karkasse gegen runderneuerte Reifen. Seit 2013 bietet der Standort als zusätzliche Serviceleistung ferner die Heißrunderneuerung kundeneigener Karkassen (Customer Own Casing - COC) an. Dabei liefern beispielsweise Transportunternehmen ihre Karkassen an und erhalten diese nach Abschluss des Runderneuerungsprozesses zurück.
Goodyear setzt bei der Runderneuerung auf sein Premium-Produktionsverfahren TreadMax, das nach eigenen Angaben mit dem ursprünglichen Herstellungsprozess nahezu identisch ist. Genutzt werden Goodyear- und Dunlop-Karkassen der neuesten Generation sowie Material und Laufflächenprofile, die so sind wie bei Neureifen. Entsprechend soll das Leistungsniveau der runderneuerten Profile auf dem von Neureifen liegen.
Alternativ kann bei älteren Generationen von Goodyear- und Dunlop-Reifen ebenso wie bei Karkassen der Goodyear-Marken Fulda und Sava eine sogenannte Next-Tread-Runderneuerung erfolgen. Eine angepasste Gummimischung ermöglicht laut Unternehmensangaben hierbei ein preisgünstigeres Angebot. Gleichwohl unterliegen auch derartige Produkte derselben strengen Qualitätsprüfung. „Sicherheit unserer Mitarbeiter und derjenigen, die unsere Reifen fahren, Qualität und kontinuierliche Verbesserung sind das Ziel in unserer Runderneuerungsstätte“, fasst Werksleiterin Dora Delgadillo den eigenen Anspruch zusammen.
Für eine qualitative Runderneuerung ist nach Aussage der Verantwortlichen umfassendes Detailwissen erforderlich, da jede Marke und jede Größe spezielle Anforderungen an den Prozess stellen. „Es dauert einige Zeit, um in unseren Produktzyklus einzusteigen, von der Bedarfsdefinition seitens Marketing und Sales, bis zur Beschaffung des Materials und der tatsächlichen Auslieferung unserer Produkte mit höchster Qualität“, bilanziert Delgadillo. Neben Produkten der konzerneigenen Marken werden in Wittlich auch ausgewählte Fremdkarkassen runderneuert. (Daniel Willrich) Den vollständigen Artikel lesen Sie im Lkw- & Bussonderheft, das der Oktober-Ausgabe beiliegt.