Im Wald und auf der Heide hat man mit der Guzzi seine Freude.
Foto: Martin Häussermann
Im Wald und auf der Heide hat man mit der Guzzi seine Freude.

Fahrbericht Moto Guzzi V 85 TT

Die Mitte ist klasse

Die Moto Guzzi V 85 TT geht in der Reiseenduro-Mittelklasse an den Start. Dort gewinnt der Tourer mit den Adlerschwingen als Charakterdarsteller mit ausgewogenem Fahrverhalten viele Sympathien.

Schon die V7 Stone hatte uns überzeugt. Das Einsteigermotorrad von Moto Guzzi, das wir an dieser Stelle vorstellten, gefiel durch unkompliziertes Handling und tadellose Qualität. Und schon bei der Abholung bei Händler Andreas Ströhlein im württembergischen Remseck stach uns da auch noch die V 85 TT ins Auge – und zwar so sehr, dass wir sehr bald mit dem engagierten Guzzi-Händler und -Schrauber einen weiteren Probefahrttermin vereinbarten. Schließlich ist die Reiseenduro der unangefochtene Bestseller von Moto Guzzi. Nicht nur bei Händler Ströhlein, der mit der Maschine ausschließlich gute Erfahrungen gemacht hat: „Wenn jeder Kunde mit einem Grinsen im Gesicht zurückkommt, dann müssen die in Madello del Lario ja einiges richtig gemacht haben.“

Starkes Wettbewerbsumfeld

Das gilt es nun zu überprüfen. Betrachten wir kurz das Wettbewerbsumfeld. Da tummeln sich große Namen und erfolgreiche Modelle. Zum Beispiel die BMW F 850 GS, die Ducati Multistrada V2, die KTM 890 Adventure, die Triumph Tiger 900 und schließlich die Yamaha Ténéré 700. Letztere ist etwas günstiger als die Guzzi, alle anderen liegen – teilweise deutlich – darüber. Aber ein günstiger Preis allein ist selbst in der Mittelklasse nicht das alleinige Kaufargument. Schließlich hat Motorradkauf auch viel mit Emotionen zu tun. Auch hier gilt: Das Auge isst mit. Und da punktet die Variante „Evocative Graphics“, die uns Andreas Ströhlein hingestellt hat mit großer Farbenfreude. Der Stahlrohrrahmen ist knallrot lackiert, der Kotflügel weiß, die Seitendeckel in ockergelb und der Tank in einer Mischung aus Weiß und Gelb. Da freut sich nicht nur der Fotograf im Tester.

Aufsteigen ist hier wortwörtlich gemeint, die Sitzgelegenheit für den Fahrer liegt 84 Zentimeter über der Straße. Das ist für die kurzen Beine des Testers schon ganz schön hoch, die Füße erreichen nur mit den Zehenspitzen den Boden. Das stört uns erstaunlicherweise aber nicht sehr, denn die Guzzi ist schön ausbalanciert – und die Angst vor einem Umkipper deshalb nur mäßig. Wäre es das eigene Motorrad, würden wir allerdings die optional erhältliche Sitzbank montieren, die etwas abgepolstert und damit zwei Zentimeter niedriger ist.

Eigener Charakter

Rollt die Fuhre aber, ist die Sitzhöhe endgültig vergessen. Im kalten Zustand ruckelt der Motor noch ein bisschen, aber schon nach einem Kilometer läuft buchstäblich alles rund. Ein bisschen Drehzahl mag der V2 schon haben, aber bereits mit 3.000 Touren lässt es sich trefflich cruisen, denn da liegen schon 70 Prozent des maximalen Drehmoments an, bei 5.000 Umdrehungen erreicht der V2 sein maximales Drehmoment von 82 Newtonmeter und bei 7.500 Umdrehungen dann auch seine Höchstleistung von 76 PS. Mehr braucht auf der Landstraße auch kein Mensch. Vor allem, weil die Leistungsabgabe auch akustisch schön unterlegt ist. Dreht man am Hahn, quittiert der Motor dies mit einem kraftvollen Knurren, das aber zu keiner Zeit krawallig wirkt. Im Leerlauf pöttelt er gemütlich vor sich hin und schüttelt sich dabei auch ein bisschen. Das ist beste Guzzi-Folklore und verleiht dem Motorrad einen eigenen Charakter, mit dem ein Reihenzweizylinder nicht konkurrieren kann.

Und in Sachen Fahreigenschaften muss die Guzzi auch keine Vergleiche scheuen. Das Fahrwerk ist prima abgestimmt und hinterlässt den Piloten eigentlich nie ratlos. Hatten wir bei der V7 noch die durch die niedrigen Fußrasten eingeschränkte Schräglagenfähigkeit moniert, so wird die bei der V 85 TT in aller Regel vom Untergrund und der Traute des Fahrers limitiert. Sicher nicht vom Reifen. Bei der mehrfarbigen Variante ist serienmäßig der leicht gestollte Michelin Anakee Adventure montiert, der für leichten Schotter gemacht ist, sich aber auch auf Asphalt keine Schwächen erlaubt. Die Einfarbigen rollen übrigens mit dem Straßenreifen Metzeler Tourance Next an den Start. Sportliche Alternativen wären ferner der Pirelli Scorpion Trail II oder Bridgestone A41.

Die konnten wir zwar persönlich nicht ausprobieren, doch werden sie von den Kollegen der Zeitschrift Motorrad ausdrücklich empfohlen. Die hat die V 85 TT übrigens gerade im Dauertest. Wieder, muss man sagen, denn der erste Dauertest endete mit einem Unfall, bei dem zum Glück nur das Motorrad Schaden litt. Wir wünschen den Kollegen gute Fahrt – und sind ein wenig neidisch. Wir hätten die V 85 TT gerne noch etwas länger gefahren. (Martin Hässermann)

Der Michelin Anakee Adventure greift auf Schotter und auf Asphalt.
Foto: Martin Häussermann
Der Michelin Anakee Adventure greift auf Schotter und auf Asphalt.
Die Moto Guzzi V7 Stone bietet Einsteigern und Spaßfahrern ein gelungenes Motorrad.

Fahrbericht Moto Guzzi V7 Stone

Auf Adlers Schwingen

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