Es ist August 2020, als Tobias Haug, Gründer und Inhaber der ROC Fertigung24 GmbH, die traditionsreiche Rädermarke übernimmt. „Wir hatten uns unabhängig von der Pandemie schon mit verschiedenen Gedanke getragen, wie wir uns verändern können. Corona hat die Notwendigkeit nur noch einmal verdeutlicht – und als sich dann die Chance geboten hat, die Marke ProLine zu übernehmen, ging alles ganz schnell“, berichtet Haug.
Das erst 2016 gegründete Start-up ROC Fertigung24 GmbH hatte sich zunächst auf die Fertigung von Kleinserien und Prototypen konzentriert sowie Schmiederäder für Kunden aus der Tuning-Szene hergestellt. Um neue Kundengruppen zu erschließen, war für Haug und seinem Team eines wichtig: „Wir haben gezielt die Nähe zum Fachhandel gesucht. Die Marke ProLine war die ideale Basis dafür.“
Mit der Übernahme beginnt die Arbeit
Auf die Übernahme folgen drei wesentliche Schritte. Zunächst bezieht das gesamte Team neue Gebäude und Büroräume, um unabhängiger und flexibler agieren zu können. So ist das ProLine-Vertriebsteam erst Anfang dieses Jahres aus Mannheim nach Bad Dürkheim gezogen. Von dort aus werden alle Vertriebsaktivitäten gesteuert. Die ROC Fertigung24 GmbH hat ihren Sitz in Freudenstadt, wo aktuell die Schmiederäder gefertigt werden. In Verbindung mit den verwendeten Rohlingen, die das Unternehmen aus dem Sauerland bezieht, setzen die Verantwortlichen voll auf den Kurs „Made in Germany“.
Unweit der Firmenzentrale befindet sich in Baiersbronn ein neues Logistikzentrum. Der innerhalb eines knappen halben Jahres fertiggestellte Komplex beinhaltet seit Juni 2021 sämtliche Designs der Rädermarke, die von dort aus im Viererpack zügig versendet werden können. „Mir war eine Zentralisierung der Aktivitäten wichtig“, erläutert Haug die Beweggründen für den Neubau.
Ein zweiter wichtiger Aspekt seit der Übernahme war die Implementierung einer neuen Digitalstrategie. Neben einer umfangreichen Präsenz bei Instagram und Facebook ist der Kern des neuen Online-Auftritts die überarbeitete Website. Das Ziel des Redesigns war eine optische Aufwertung der Seite sowie die Bereitstellung einer benutzerfreundlicheren Struktur. Zudem wurde der Räderkonfigurator neu aufgesetzt und ein B2B-Webshop integriert.
Punkt drei war schließlich der Ausbau des Portfolios, wobei der Fokus hierbei auf dem Start der Schmiederadlinie – der Kernkompetenz der ROC Fertigung24 GmbH – lag. Gegenwärtig sind bei ProLine die geschmiedeten Designs PFG, PFM und PFR sowie das in limitierter Auflage produzierte Jubiläumsrad PF25 verfügbar. Weitere Schmiededesigns sind bereits in Planung.
Vielfältiges Sortiment
Alles in allem listet der Produktkatalog zurzeit 21 verschiedene Räderdesigns auf: Neben den vier genannten Schmiederädern stehen 16 Gussräder sowie mit dem PXF ein FlowForming-Rad parat. Mit einer Größen-Range von 14 bis 22 Zoll und einer Vielzahl unterschiedlicher Farboptionen können nach Angaben der Verantwortlichen insgesamt 741 unterschiedliche Anwendungen angeboten werden.
Das reicht dem Team um Tobias Haug jedoch noch nicht, wie der ROC-Gründer klarstellt: „Unser Anspruch ist es, zu einem Vollsortimenter im Räderbereich zu werden. Dazu zählt für uns sowohl eine breite Fahrzeugabdeckung als auch eine große Preisspanne, zu der wir unsere Räder anbieten können.“ Konkret bedeutet dies, dass Kunden in Zukunft parallel zur Einführung neuer Designs auch mit Rädern in 23 oder gar 24 Zoll rechnen dürfen.
Grundstein für die Sortimentserweiterung und die zügige Marktreife neuer Designs ist die große Flexibilität am Standort Freudenstadt. Hinzukommt, dass als Basis für neue Schmiederäder die bereits erwähnten Rohlinge – etwa 50 bis 60 Kilogramm schwere Aluminium-Zylinder – verwendet werden, sodass die Entwicklung eines neuen Rades anhand klarer Vorgaben geschieht. Damit lässt sich laut Angaben der Verantwortlichen in nur vier bis sechs Wochen ein neues Rad auf dem Markt bringen. Darüber hinaus gibt es einen weiteren Punkt auf den die Verantwortlichen durchaus stolz sind: Sämtliche Schmiederäder werden inklusive einer Allgemeinen Betriebserlaubnis (ABE) angeboten. „Das ist nicht selbstverständlich“, unterstreicht Haug.
Blick voraus
Ein weiterer Punkt der die Verantwortlichen beschäftigt ist das Thema Markenbildung. Auch dafür ist die Präsenz in den digitalen Kanälen wichtig, um über hochwertigen Content das Markenimage zu pflegen. Dafür fließen auch immer wieder Anmerkungen und Wünsche der Kunden in die Entwicklung neuer Designs ein. Mit der Möglichkeit der Individualisierung des Schmiederads PFG – wie es etwa der Stuttgarter Fußballprofi Borna Sosa bereits getan hat – bedient ProLine auch dieses zunehmend gefragtere Feld.
Auch eine weitere Expansion im Schwarzwald wird innerhalb des Unternehmens als Möglichkeit diskutiert. In Freudenstadt sind gegenwärtig 35 Mitarbeiter beschäftigt. Nimmt man alle Standorte zusammen zählt die Belegschaft 45 Personen. Gemeinsam will das Team um Tobias Haug und Martin Schröder, Leiter Vertrieb und Marketing, im kommenden Jahr noch so einige Projekte realisieren. Im Fokus steht dabei vor allem die Vergrößerung des Sortiments. (Daniel Willrich)