Ganzjahresreifen sind in der Branche ein heiß diskutiertes Thema – jeder relevante Hersteller hat auf die Nachfrage im Markt reagiert und mittlerweile ein Profil im Portfolio. Der ADAC hat im Zuge seiner Winterreifentesteinheiten sieben AllSeason-Produkte mitgetestet. Die Bilanz ist verheerend. Bei den Saisonkönnern sticht der Goodyear UltraGrip9 in der Klein- und Kompaktklasse heraus.
Der aktuelle Winterreifentest des ADAC liefert erneut einen Beleg dafür, dass Ganzjahresreifen mit reinen Winterreifen nicht konkurrieren können. Wer zu bequem zum Reifenwechseln ist, der muss deutliche Abstriche machen. Nur der Vredestein Quatrac 5 und der Michelin CrossClimate XL erhalten von den Prüfverantwortlichen des wichtigsten Reifentests Europas gerade noch ein „befriedigend“. Der Quatrac 5 überzeugt in der Testdimension 205/55 R16V mit „relativ geringem Spritverbrauch“, zeigt jedoch Schwächen auf trockener und nasser Fahrbahn. Das Michelin-Gummi erweist sich offenbar als schwach auf Schnee. Auch die Bestnoten bei Verbrauch und Verschleiß können kaum als Verkaufsargument herangezogen werden. Von vielen Branchenteilnehmern wurde in den vergangenen Monaten darüber gesprochen, dass Ganzjahresreifen die Qualitätslücke zu den Saisonalkönnern verringert haben. Der Test des ADAC bestätigt hingegen immer noch eklatante Unterschiede in den wichtigsten Performance-Kriterien.
In der Bewertungskategorie „ausreichend“ werden der Nokian Weatherproof XL, der Goodyear Vector 4Seasons G2 XL und der Pirelli Cinturato All Season angesiedelt. Der Nokian als Finne erhält die Bestnote auf Schnee – na klar. Schwach ist er aber laut ADAC auf trockener Piste. Dies gilt auch für den Goodyear Ganzjahrespneu der 2. Generation. Dieser trumpft aber mit der Bestnote auf Nässe auf – hierzulande weitaus wichtiger als Schneeperformance. Der Pirelli All Season wiederum zeigt sich leistungsstark auf vereister Strecke. Wie beinahe bei allen Ganzjahresreifen muss der Verbraucher aber Abstriche auf trockener Straße machen.
Katastrophal fällt das ADAC-Fazit für den Bridgestone A001 und den Hankook Kinergy 4S H740 aus. Der Japaner und der Koreaner zeigen sich sehr schwach auf nasser Piste. Am Ende steht das Gesamturteil „mangelhaft“, der Hankook Kinergy 4S H740 ist Schlusslicht der Wertung.
Guter Goodyear Ultra Grip 9
Die Tester des ADAC geben mit ihrer Auswertung eine klare Empfehlung für reine Winterreifen ab. In der Kleinwagen-, Kompakt-Größe 185/65 R15 88T positioniert sich der „gute“ Goodyear Ultra Grip 9 an der Spitze. Ein „sehr ausgewogener Winterreifen mit Bestnote beim Spritverbrauch“, zudem „besonders gut auf Schnee und gut auch auf Nässe“, so die überzeugende Bilanz. Es folgt der ebenfalls „gute“ Michelin Alpin 4. Das französische Gummi fällt mit der Bestnote beim Verschleiß auf. Insgesamt wird er als „sehr ausgewogen“ bezeichnet.
Das breite Feld der „befriedigenden“ Reifen führt der Nokian WR D4 an. Der WR D4 ist lediglich „etwas schwächer auf nasser Fahrbahn“. Auf dem vierten Rang landet der Vredestein Snowtrac 5: „Gut auf trockener Fahrbahn, etwas schwächer auf Nässe, Schnee und Eis“, so das Fazit. Erneut auffällig gut platziert ist der Esa-Tecar Super Grip 9. Dessen Schwächen finden sich auf Nässe und Eis. Der Hankook i*cept RS2 W452 weist das identische Schwächenspektrum auf, erweitert noch durch etwas schwächerer Performance laut ADAC auf Schnee. Dafür aber kann der Hankook-Reifen mit der Bestnote auf trockener Fahrbahn aufwarten. Es folgen die „befriedigenden“ Gummis Bridgestone LM001 („gut auf Schnee“, "schwächer auf trockener und nasser Fahrbahn“), der Pirelli Cinturato Winter („Bestnote auf Eis“, „leichte Schwächen auf trockener Fahrbahn“), der Dunlop SP Winter Response2 („Bestnote auf Nässe“, „relativ schwach auf trockener Fahrbahn“) und der Nexen Winguard Snow`G WH2 („Bestnote auf trockener Fahrbahn“, „schwach auf Nässe“). Auch der Uniroyal MS Plus 77 („Bestnote auf Schnee“, „leichte Schwachen auf Eis“), der Barum Polaris 3 („geringer Verschleiß“, „schwach auf Nässe“) und der Viking SnowTech II („schwach auf Nässe“) schaffen es soeben noch in den befriedigenden Bewertungskorridor.
In der 185er Größe fallen der Firestone Winterhawk 3 und der Kleber Krisalp HP2 aus dem Hause Michelin aufgrund sehr großer Schwächen auf Nässe durch. Beide Gummis werden vom ADAC als „mangelhaft“ eingestuft.
Dunlop gewinnt in Testgröße 225/45 R17 H
Während der ADAC im vergangenen Jahr beim Winterreifentest die Dimensionen 205/55 R 16 für Kompaktfahrzeuge und 165/70 R 14 für Kleinwagen getestet hatte, mussten diesmal 13 Winterreifen für die Mittelklasse in der Dimension 225/45 R17 H ihre Performance auf dem VW Golf VII unter Beweis stellen. Eine Auffälligkeit ist, dass in dieser Dimension die Bridgestone Zweitmarke Firestone mit dem Winterhawk 3 auf Platz drei im Test besser performt als der Bridgestone Blizzak LM001 (Platz acht). Der Dunlop Winter Sport 5, der bereits im vergangenen Jahr bei einigen Reifentests unter den Besten im Test wiederzufinden war, sichert sich in der ADAC Mittelklasse-Testdimension den Sieg. Das Dunlop-Gummi schneidet als einziger Reifen mit der Schulnote „gut“ ab. Der Dunlop Winter Sport 5 wird als „sehr ausgewogen“ bezeichnet, die ADAC Tester loben zudem besonders seine Performance auf Nässe und Schnee. Gut sei er auch auf trockener und vereister Strecke.
Mit etwas Abstand folgt der Pirelli Winter Sottozero 3 auf Platz zwei und der Note „befriedigend“. Ihn nennen die ADAC Tester einen „guten Allrounder“, der jedoch offenbar etwas schwächer auf Trocken, Nass, Schnee und Eis ist. Es folgen vier Reifen mit derselben Bewertung (3.0): Der Firestone Winterhawk 3 bekommt die „Bestnote auf Eis“, auf trockener und nasser Strecke sei er hingegen etwas schwächer. Der Goodyear UltraGrip Perform. 1 bekommt zwar die „Bestnoten auf Schnee und Eis sowie beim Spritverbrauch“, sein Abschneiden auf trockener Fahrbahn kosten ihn jedoch Punkte. Der Hankook i*cept evo2 W320 XL überzeugt die Reifentester auf trockener Strecke, schwach hingegen soll er auf Nässe sein. Beim Nokian WR D4 XL loben die Reifentester das Abschneiden auf Schnee und Eis sowie auf trockener Fahrbahn, Abstriche bekommt er auf Nässe und beim Verschleiß.
Mit der Note 3,2 folgt schließlich der Uniroyal MS plus 77 im breiten Mittelfeld. Ihm gibt der ADAC die „Bestnote auf Nässe“. Schwächen zeigt er laut ADAC auf trockener Fahrbahn und auf Eis. Auf trockener Strecke hingegen punktet der Bridgestone Blizzak LM001. Er bekommt von den ADAC Reifentestern die „Bestnote auf trockener Fahrbahn“. Schwächen zeigt er auf Schnee. Drei weitere Reifen schaffen es noch in die Gruppe der mit „befriedigend“ bewerteten Reifen: der Viking Snow Tech II („recht gut auf Schnee, relativ schwach auf Trocken und Nass“), der Vredestein Wintrac Xtreme S (zwar noch „besonders gut auf Nässe“, aber „schwach auf Schnee“) und der Yokohama W.drive V905 („gut auf trockener Fahrbahn und auf Schnee, recht schwach auf Nässe und höherer Verbrauch“). Zwei Reifen schließen den Test mit der Note „ausreichend“ ab. Der Matador MP92 Sibir Snow kann zwar auf Schnee die Tester überzeugen, jedoch nicht auf Nässe. Der BF Goodrich G-Force Winter fährt zwar die „Bestnote im Verschleiß“ ein, das nützt ihm jedoch nicht viel, da er mit der Note 3,9 als schlechtester Reifen im Test auf Nässe abschneidet. Nach Angaben des Reifenherstellers gibt es hier jedoch schon ein Nachfolgemodell.
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(kle/akl)