Mit leicht gedämpften Erwartungen blicken die Tuner in Deutschland in Richtung Essen Motor Show 2002 (29. November bis 8. Dezember). Schließlich bleiben die flache Konjunkturkurve und die rückläufigen Verkaufszahlen bei den Automobil-Herstellern nicht ohne Auswirkungen auf die Branche. Zwar werden die Unternehmen der Fahrzeug-Veredlung in diesen Jahr wohl zwischen einem und zwei Prozent wachsen, sagt Michael Lauer, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Automobiltuner (VDAT), doch auf dem deutschen Markt sei für einige Anbieter Stagnation angesagt.
Die Umsatzzuwächse kämen meist durch die positiven Geschäfte in den USA und Asien zustande. In Europa bildet einzig Großbritannien noch eine deutliche Gewinnzone für die Tuner. Jedoch wartet die Essen Motor Show 2002 in Sachen Automobil-Veredlung auch nicht mit einer wahren Revolution auf. Vielmehr treten einige Trends zu Tage, die auch von der Branche bestätigt werden. Dazu gehört die Entwicklung zu immer größeren Rädern. Felgen von 22 Zoll Größe sind beispielsweise mittlerweile in den USA im Handel, in Deutschland knacken einige Anbieter laut Philip Blau, Unternehmensprecher bei Oettinger, die 20-Zoll-Marke. "Eine konsequente Weiterentwicklung zugunsten der Sicherheit", meint VDAT-Vorsitzender Michael Lauer. Vor kurzem seien solchen Größen für den Hausgebrauch noch undenkbar gewesen, aber inzwischen zögen auch die Reifenhersteller mit. Großer Beliebtheit erfreuen sich auch Edelstahl-Gewindefahrwerke. Hersteller wie KW profitieren besonders von dem Wunsch der Autofahrer, ihr Fahrzeug etwas näher an die Straße zu rücken. Der häufig hohe Preis für die Tieferlegung sei dabei kein Hindernis, sagt Michael Fritz, bei Hamann für den Inlandsverkauf zuständig. Chiptuning spielt nach wie vor eine große Rolle auf dem Markt. Mit dem Ziel, mehr Leistung aus dem Aggregat herauszuholen, wird dabei die Motorsteuerung neu programmiert. Viele Kunden setzen aber auch wieder verstärkt auf den Einbau von hochwertigen Teilen in den Motor, um auf mechanische Weise Leistungszuwächse zu erzielen. "Wir bieten im kommenden Jahr wieder verstärkt Technik an und weniger reine Eingriffe in die Elektronik", berichtet Oettinger-Sprecher Blau. Das hat auch etwas damit zu tun, dass gerade jene Fahrzeugbesitzer, die ihr liebstes Kind umrüsten lassen, auch bereit sind, tief in die Tasche zu greifen. "Entweder richtig teuer oder so billig wie möglich ist "in"", beschreibt der Experte von Oettinger das Szenario. Doch legten die Kunden zunehmend Wert auf Garantien für ihr getuntes Fahrzeug. "Wir sehen, dass Qualitäts- und Gewährleistungsfragen in den Vordergrund drängen", sagt Elisabeth Döring, Pressesprecherin bei Abt-Sportsline. "Gefordert ist glaubwürdige Sportlichkeit, aber nicht am Limit", so Döring weiter. Der Wert der Fahrzeuge steige, also müsse auch die Werthaltigkeit der Tuningleistungen gesichert sein, erklärt die Expertin. Schließlich hätten die Kunden längst erkannt, dass nicht jeder, der Tuning anbietet, auch sein Handwerk versteht.
