Über die Stellungsnahmen der FRI (Freie Reifeneinkaufsinitiative GmbH) und des Rädervermarkters Uniwheels zur Einzelreifen- und Komplettrad-Aktion im Lidl-Onlineshop berichteten wir bereits. Nun bezieht auch der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V. Stellung. Der geschäftsführende BRV-Vorsitzende Peter Hülzer bezeichnet die Lidl-Aktion als „äußerst kontraproduktiv“ im Vorfeld der Umrüstzeit.
Sie zeige, dass eine „Koalition der Vernunft“ in der Branche wohl nur sehr begrenzte Chancen habe. Eine Margengefährdung stehe laut Hülzer außer Frage. Hightech-Reifen im Onlineshop eines Discounters zu Kampfpreisen anzubieten, zeige die Verantwortungslosigkeit gegenüber den Bemühungen des Reifenfachhandels, eine qualitativ hochwertige Vermarktung, für die auskömmliche Erträge erforderlich sind, sicherzustellen. Auch äußert sich der BRV zu den Stellungnahmen von Hankook und Goodyear Dunlop. Das Statement von Goodyear Dunlop Tires Germany impliziere, dass man um „Aufklärung“ bemüht sei. Der BRV erwarte nun, dass konkrete Taten folgen. Als „eher politische Stellungnahme“ bezeichnet der BRV-Vorsitzende die Erklärung des Direktors der Hankook Reifen Deutschland GmbH, Roland Hehner. Sie beinhalte keinen Ankündigungscharakter bezüglich etwaiger Sanktionen zum Beispiel gegenüber Zwischenhändlern. Laut Hehner sollte sich Hankook als Hersteller nicht an dieser Debatte beteiligen. "Es erschließt sich mir nicht, warum im Moment jeder das Online Angebot von Lidl kritisiert, obwohl es seit Jahren über andere Anbieter wie Tchibo, Plus, Amazon, Ebay, Karstadt, etc. genügend Angebote dieser Art gab und immer noch gibt. Der Handel der sich jetzt darüber echauffiert, bedient sich auf der anderen Seite aber über die gleichen Lieferanten im B2B für sein Tagesgeschäft und fördert dieses zusätzlich und verteidigt diese Plattformen gegenüber den Herstellern. Sicherlich bin ich nicht damit einverstanden, dass durch diese Verschiebungen der Fachhandel sich selbst zu Dienstleistern degradiert und damit seine Zukunft in die falschen Bahnen lenkt, jedoch sollte man genau an diese Adressen die Frage schicken, was man denn gedenkt dagegen zu tun", so Hehner.
Der BRV teilt in seiner Stellungnahme weiter mit, dass seitens der Händlerschaft in den vergangenen Tagen ein wettbewerbsrechtliches Vorgehen des Verbandes gegen Lidl gefordert wurde. „Unabhängig davon, ob ein wettbewerbswidriges Verhalten von Lidl vorliegt, kann es meines Erachtens nicht Aufgabe des BRV sein, in eine möglicherweise kostspielige juristische Auseinandersetzung mit Lidl über Marginalien einzutreten“, erklärt Peter Hülzer hierzu. Des Weiteren äußert sich der BRV-Vorsitzende in der Stellungnahme zu folgendem Hinweis im Lidl-Onlineshop-Prospekt: „Mehr als 3.400 Montagepartner finden Sie ganz einfach unter www.reifen-montagestationen.de“. Dem BRV liege die Information vor, dass es unmittelbar nach Erscheinen des Lidl-Prospektes zu einem regelrechten Anmelde-Run von Kfz-Werkstätten und Reifenhändlern gekommen sei. Auf der anderen Seite hätten zahlreiche BRV-Mitglieder den Verband darüber unterrichtet, dass ihr Unternehmen ohne eine schriftliche und mündliche Einverständniserklärung in diesem Portal als Montagepartner gelistet sei. Der BRV empfiehlt den Mitgliedern eine entsprechende Überprüfung und sich schriftlich an den Portalbetreiber next.motion OHG - IT-Services & Consulting (Straße des Friedens 106, 07545 Gera/Email: info@reifen-montagestationen.de) zu wenden.
(kle)
