Nachdem schon das Jahr 2012 im deutschen Reifenersatzgeschäft unbefriedigend verlaufen ist, hat sich diese Entwicklung, bezogen auf die Stückzahlen, in 2013 – wenn auch verlangsamt – bedauerlicherweise fortgesetzt, teilt der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV) mit. Obwohl erst im Februar 2014 mit gesicherten Marktdaten zu rechnen sein werde, zeichnet sich laut BRV derzeit folgende Einschätzung zum Pkw-Reifenersatzmarkt (Handel an Verbraucher) für das Jahr 2013 ab: In der Produktgruppe Pkw-Sommerreifen hat es wohl einen weiteren Rückgang von 22,2 auf 21,0 Millionen Stück (./.5,4 Prozent) gegeben. Das Winterreifengeschäft scheint eine leichte Steigerung von 22,4 auf 22,7 Millionen Stück (+1,3 Prozent) erfahren zu haben.
Ob sich diese Einschätzung halten lässt, muss nach Aussage der BRV-Verantwortlichen angesichts eines äußerst schleppend verlaufenden Geschäftes im Dezember derzeit jedoch angezweifelt werden. Bliebe es bei der Steigerungsrate bei Winterreifen von 1,3 Prozent, ergäbe sich, dass das Pkw-Reifenersatzgeschäft in seiner Gesamtheit circa 900.000 Reifen (./.2,0 Prozent) über alle Distributionskanäle hinweg eingebüßt hätte. Nach nahezu übereinstimmender Meinung zahlreicher Reifenfachhändler gingen dank einer relativ starken Steigerung der Dienstleistungen die Umsätze und Erträge nicht zurück, sondern konnten stabilisiert und teilweise sogar leicht erhöht werden. Dennoch verdient laut BRV das Jahr 2013 höchstens das Prädikat „knapp zufriedenstellend“.
Zur Entwicklung der Anteile der Distributionskanäle ist laut BRV zu bemerken, dass nach relativ belastbaren Erhebungen der Marktforscher der B2C-Onlinevertrieb von Pkw-Reifen in 2013 mit circa 11 Prozent (Vorjahr 7,6 Prozent) den zweistelligen Bereich erreicht hat. „Da der Reifenfachhandel, wie die BRV-Zukunftsstudie gezeigt hat, an dieser Entwicklung insbesondere bezüglich der Erbringung von Servicedienstleistungen nur sehr begrenzt partizipiert, haben wir als wichtiges verbandliches Projekt in 2013 die Etablierung eines einzig und allein auf den Reifenfachhandel fokussierten Branchenportals gesehen“, so die BRV-Verantwortlichen. „Diesbezüglich sind wir auf einem guten Weg, denn zahlreiche Reifenhersteller und Handelsorganisationen haben die Notwendigkeit eines offensiveren B2C-Online-Engagements des Reifenfachhandels erkannt und unterstützen dieses Ansinnen sowohl finanziell als auch ideell. Jedenfalls wird sich ‚Gripgate‘ Anfang 2014 dem internetaffinen Verbraucher als Branchenportal präsentieren.
Im Hinblick auf das Lkw-Neureifenersatzgeschäft merkt der BRV an, dass dieses in 2013 eine Belebung erfahren hat. In 2013 wurden 1,65 Millionen Stück abgesetzt: ein Plus von 3,8 Prozent. Angesichts der Verfügbarkeitsproblematik bei den Karkassen musste aber ein Stückzahlverlust bei runderneuerten Lkw-Reifen von 5,8 Prozent hingenommen werden. Ob es zu einer dauerhaften Stabilisierung des Nutzfahrzeugreifenersatzmarktes kommt, sei derzeit fraglich. Das deutsche Transportlogistikgewerbe gerät, insbesondere durch Dumpingkonkurrenz, zunehmend unter Druck. Gemessen an den in Deutschland gefahrenen Mautkilometern sinkt der Marktanteil deutscher Lkw seit Jahren kontinuierlich: Von 65,8 Prozent im Zeitraum Januar bis August 2009 auf nur noch 61,7 Prozent in den ersten acht Monaten des Jahres 2013. In den Jahren seit 2007 konnten Lkw aus den EU-Beitrittsstaaten dagegen ihren Marktanteil von 18,4 Prozent auf 26,5 Prozent ausbauen. Allein Fahrzeuge mit polnischen Kennzeichen besitzen inzwischen einen Mautkilometeranteil von 11,3 Prozent.
Wie die weitere Entwicklung im Nutzfahrzeugreifensegment sein könnte, wird der BRV mittels einer Studie zum Thema „Der Markt für Lkw-Ersatzreifen 2020 - Zukünftige Entwicklungstendenzen und strategische Handlungsoptionen“ ermitteln. Die Arbeiten daran sollen im Februar 2014 in einem BRV-Arbeitskreis beginnen. Ziel ist es, anlässlich der Reifenmesse 2014 den Abschlussbericht zu präsentieren.