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Reifenindustrie

Vettel: Pirelli-Reifen sind "miserabel"

Dass Sebastian Vettel kein großer Freund italienischer Reifenbauweise ist, ist schon seit seiner Zeit als Pilot bei Red Bull klar. Bereits im Jahr 2013 hatte der damalige Formel 1-Weltmeister die Pneus von Pirelli ständig kritisiert. Der Reifenplatzer von Spa übersteigt nun aber das Maß, dass Vettel bereit ist hinzunehmen. Er richtet deutliche Worte an die Seite der Pirelli-Verantwortlichen.

Dass Sebastian Vettel kein großer Freund italienischer Reifenbauweise ist, ist schon seit seiner Zeit als Pilot bei Red Bull klar. Bereits im Jahr 2013 hatte der damalige Formel 1-Weltmeister die Pneus von Pirelli ständig kritisiert. Der Reifenplatzer von Spa übersteigt nun aber das Maß, dass Vettel bereit ist hinzunehmen. Er richtet deutliche Worte an die Seite der Pirelli-Verantwortlichen.

"Die Qualität der Reifen ist miserabel“, äußert sich ein sichtlich angefressener Vettel vor den RTL-Kameras. Auch das Mercedes-Team hatte einen Reifenschaden zu verkraften. Im Training platzte der rechte Hinterreifen von Nico Rosberg. Niki Lauda fordert nach dem Rennwochenende, dass ein derartiger Vorfall nicht mehr passieren dürfe. Allerdings richtete Lauda eine klare Ansage Richtung Ferrari. Allen Teams sei klar gewesen, dass man in Spa zwei- oder dreimal stoppen muss. Den Vorfall am Rosberg-Auto vom Freitag hatte Pirelli untersucht. Man habe kein strukturelles Problem des Reifens erkennen können, heißt es in einer Pressemitteilung. Sebastian Vettel und Ferrari hatten in Spa entgegen einer Absprache zwischen Teams und Pirelli auf eine Ein-Stopp-Strategie gesetzt. Vettel aber verwies darauf, dass Pirelli versichert habe, dass die Reifen 40 Runden bewältigen können. Vettels Reifenplatzer ereignete sich 28 Runden nach dem Reifenwechsel. Er fühle sich von Pirelli verarscht, so seine deutlichen Worte.

Wie wirkt sich diese neue Dimension der Kritik auf Pirellis Engagement in der Formel 1 aus? Im Zuge der Ausschreibung der FIA hat sich neben Pirelli auch Michelin darum beworben, die Formel 1 im Zeitraum von 2017 bis 2019 mit Reifen zu beliefern. Noch in diesem Jahr soll entschieden werden, wer von den beiden Herstellern den Zuschlag bekommt. Pirelli-Motorsportdirektor hatte bereits 2013 im Interview mit AutoRäderReifen-Gummibereifung deutlich gemacht, dass es einen Punkt geben könnte, an dem sich Pirelli aus der Formel 1 zurückziehe. "Wir haben immer gesagt, dass wir die Formel 1 als mittelfristiges Engagement sehen. Wenn der Sport signalisiert, uns halten zu wollen und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen günstig bleiben, dann sind wir sicherlich daran interessiert, zu bleiben. Leider kommen die Leute eher nicht zu einem, wenn sie meinen, man hat einen guten Job gemacht. Wir versuchen das umzusetzen, was von uns verlangt wird", so Hembery im Mai 2013. Bezogen auf die damalige Kritik teilte er mit: "Wenn es zu viel wird, ziehst du dich zurück und sagst – sucht euch jemand anderen, der es macht."

Die Pirelli-Verantwortlichen haben klare Erwartungen, was das Formel 1-Engagement für das Markenimage bringen soll. Es wird sehr genau beobachtet, ob die gewünschten Effekte durch die Ausrüsterschaft realisiert werden. Bilder von platzenden Reifen und Statements von Piloten, die Reifen seien lebensgefährlich, dürften in der Pirelli-Zentrale keine Jubelstürme auslösen. Der Konzern hat mittlerweile auf die heftige Kritik mit einer offiziellen Mitteilung reagiert. "Im November 2013 beantragte Pirelli, dass es Regeln geben müsste, die maximale Anzahl der Runden, die auf demselben Satz Reifen gefahren werden, zu bestimmen. Dieser Antrag wurde nicht akzeptiert", teilt Pirelli mit.

(kle)

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Pirellis Balanceakt

Die Kritik an den Formel 1-Pneus des italienischen Reifenausrüsters Pirelli hat ein Niveau erreicht, das auch Motorsportdirektor Paul Hembery nicht mehr egal sein kann. Bis zum Rennen in Kanada wollen die Italiener zumindest für die Trainingseinheiten veränderte Hinterreifen-Mischungen vorlegen. Eine Fortsetzung der Reifendiskussion könnte auch unter den Pirelli-Verantwortlichen in Mailand Zweifel an einer Fortsetzung der Ausrüsterschaft nähren.

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