Der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV) resümiert ein schwieriges Jahr 2014 für den deutschen Reifenhandel. Wenngleich erst im Februar 2015 mit endgültigen Marktdaten zu rechnen sei, laute die derzeitige Einschätzung zum Pkw-Reifenersatzgeschäft wie folgt: Der Verkauf Handel an Verbraucher liegt bei Sommerreifen (inkl. Ganzjahresreifen) bei +3 Prozent, bei Winterreifen bei satten -14,5 Prozent, bei Pkw-Reifen gesamt bei -7 Prozent und bei Lkw-Reifen +1 Prozent. Laut BRV ist die Umsatzentwicklung und Ertragsentwicklung leicht bis deutlich unter Vorjahr.
Nimmt man das Jahr 2011 als Basis, wurden demnach in der Zeitreihe 2012 bis 2014 2,7 Millionen Stück Sommerreifen (inkl. Ganzjahresreifen) und 5,4 Millionen Stück Winterreifen weniger von den im Reifenersatzgeschäft tätigen Distributionskanälen an den Verbraucher vermarktet. Der BRV bezeichnet dies als dramatische Entwicklung, die die Branche erheblich negativ tangiere.
Zu den Gewinnern in 2014 zählt der BRV die Vertragswerkstätten der Automobilindustrie, insbesondere im M+S-Geschäft. Deren Vermarktungsanstrengungen im Rad-/Reifensegment seien auch unter Einbeziehung des Themas „RDKS“ massiv verstärkt worden. Der Distributionsanteil der Autohäuser sei zu Lasten unter anderem des Anteils des Reifenfachhandels weiter gewachsen. Dies gelte auch für das B2C-Segment, wenn auch mit nachlassender Dynamik insbesondere im Winterreifengeschäft.
Nach Eindruck des BRV-Vorstandes hat der Reifenfachhandel im abgelaufenen Jahr seine Marketingmaßnahmen erneut massiv zurückgefahren. Die Dominanz der werblichen Aktivitäten der Automobilhersteller für ihre Vertragswerkstätten wurde vor diesem Hintergrund nach Aussage der BRV-Verantwortlichen noch intensiver, insbesondere im Hörfunkbereich. Es stehe ohne Zweifel fest, dass man mit Leisetreterei beim Verbraucher kein Profil als Unternehmer und Branche aufbauen könne. Auch die Neukundengewinnung geriet laut BRV durch die werbliche Zurückhaltung unter Druck.
Der BRV-Vorstand konstatiert, dass dies nur Einzelaspekte in der Argumentation für den unbefriedigenden Geschäftsverlauf sind. Eine umfassende Ursachenforschung müsse seitens des Reifenfachhandels und des BRV noch erfolgen. Hinsichtlich der Umsatz- und Ertragsentwicklung weist der Branchenverband darauf hin, dass die Preiserosion im Produktbereich, die teilweise bereits zu Beginn der Saisons begann, wenigstens zum Teil durch Umsatz- und Ertragssteigerungen im Dienstleistungssegment (Stichwort: RDKS) aufgefangen werden konnte. Diese würden allerdings voraussichtlich nicht ausreichen, um in der Breite der Branche negative betriebswirtschaftliche Ergebnisse im Reifenfachhandel zu verhindern, zumal auch der Kfz-Service an seine Grenzen zu stoßen scheine, was unmittelbar und zwangsläufig mit einer niedrigeren Frequenz im Rad-/Reifenbereich in Verbindung stehe. Die Branche müsse sich die Frage stellen, ob der Automobilist angesichts der technologischen Entwicklung im Automobilbau den Akteuren des Reifenfachhandels eine Erhöhung der Qualitätskompetenz zutraue.
Der BRV kritisiert auch die Hersteller, die "ihre Großhandelspartner weitestgehend frei agieren lassen, ohne die Zusammenarbeit an ein Leistungsversprechen bezüglich einer sinnvollen betriebswirtschaftlichen Vermarktung zu koppeln." Unverständlich sei ferner, dass sich vielerorts Unternehmer auch mit Unterstützung und Zustimmung der Industrie als „Großhändler“ gerieren, ohne eine leistungsstarke Infrastruktur und ein sinnvolles ertragsorientiertes Handeln nachweisen zu müssen.
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