Der Bestand an Personenkraftwagen mit reinem Elektroantrieb (BEV) in Deutschland umfasste 2022 laut Kraftfahrt-Bundesamt erstmals über eine Millionen Fahrzeuge. Im Verlauf des vorigen Jahres wuchs der Bestand auf 1,409 Millionen vollelektrische Fahrzeuge, was ein Plus von 39,1 Prozent bedeutete. Das abrupte Ende der Förderprämien aus dem Bundeshaushalt hat Ende Dezember 2023 noch einmal zu einem finalen Run auf batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) geführt. Danach endete der Höhenflug der BEV erst einmal auf unbestimmte Zeit. Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen lag im Februar 2024 laut dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bei rund 217.400 Einheiten und damit um plus 5,4 Prozent über dem Vergleichswert des Vorjahres. Zuwächse verzeichneten Benziner (plus 2,3 Prozent), Diesel (plus 9,7 Prozent) und sogar Plug-in-Hybride (plus 22,3 Prozent). Die Zahl der neu zugelassenen Pkw mit rein batterieelektrischem Antrieb (BEV) lag bei 27.479 und damit um minus 15,4 Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahresmonats.
„Bei den gesunkenen Zulassungszahlen von rein batterieelektrisch betriebenen Pkw zeigen sich die ersten Auswirkungen der fast durchgängig niedrigen Auftragseingänge aus dem Vorjahr“, so ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn, Sprecher des Fabrikatshandels in Deutschland. „In diesem Jahr kommt die Verunsicherung der Kaufinteressierten aufgrund des abrupten Stopps der Umweltprämie hinzu. Das wird sich insbesondere negativ auf die Zulassungen der E-Autos von Privatkunden auswirken.“
Der Verkehrssektor stellt für die Erreichung der Klimaziele eine besondere Herausforderung dar. Trotzdem bleibt das Ziel von 15 Millionen E-Fahrzeuge bis 2030 nicht erreichbar. Das sieht auch das Stuttgarter Forschungsinstitutes ZSW in seiner Studie. „Die Zahlen zeigen eindeutig, dass der weltweite Trend zur nachhaltigen Mobilität trotz vieler Krisen 2022 weiter ungebrochen ist“, so Andreas Püttner vom ZSW. „Wenn Deutschland aber auf das selbstgesteckte Ziel von 15 Millionen Elektrofahrzeugen bis Ende 2030 kommen will, müssen hierzulande jedes Jahr mindestens doppelt so viele Fahrzeuge wie 2022 neu zugelassen werden.“ Das ist bei dem zurzeit vorhandenen Fahrzeugangebot und den aufgerufenen Verkaufspreisen utopisch.
Für den Reifenfachhandel stellt die Entwicklung der Elektromobilität eine Herausforderung dar. Bisher haben die Fachbetriebe hohe Investitionen in die Unterweisung der Mitarbeiter und in die Ausstattung des E-Mobil-Arbeitsplatzes getätigt. Obwohl noch nicht so viele BEV auf deutschen Straßen unterwegs sind, ist der Reifenfachhandel heute schon in der Lage, für diese Fahrzeuggattung einen kompetenten Reifenservice anzubieten. Dieser Service sollte zudem explizit beworben werden, denn die Vertragswerkstätten der Fahrzeughersteller nutzen das „vermeintliche Servicevakuum“ im BEV-Segment, um die Fahrzeughalter in die Markenwerkstätten zu lotsen.
Lesen Sie in der aktuellen April-Ausgabe von AutoRäderReifen-Gummibereifung, welche E-Fahrzeuge im vorigen Jahr in die Top Ten gefahren sind und wie sich der Reifenfachhandel auf das langsam aber stetig wachsende Fahrzeugsegment einstellen sollte. (oth)