Vor rund einer Woche ging ein offizielles Schreiben des Yokohama-Geschäftsführers Fumihiro Nishi und des General Managers Sales & Marketing Rolf Kurz an die Handelspartner raus, in dem der japanische Reifenhersteller über die Korrektur der EU-Labelwerte im Bereich Nassgriff informierte. Einige Artikel und Kommentare zum Reifenlabel in unterschiedlichen Medien hätten den Reifenhersteller eigenen Angaben zufolge dazu veranlasst, abermals die Überprüfung der eigenen Daten und entsprechenden Tests durchzuführen. Korrigiert wurden die Daten diverser Dimensionen in den Produktbereichen W.drive V902, W.drive V903 und ADVAN Winter. Am Montag strahlte die WDR-Sendung "Markt" den bereits im ARD-Wirtschaftsmagazin "Plusminus" gezeigten Beitrag über das "unsinnige Reifenlabel" (http://www.wdr.de/tv/markt/sendungsbeitraege/2012/1112/00_reifenlabel.jsp) erneut aus.
Für den Beitrag wurde ein Bremstest am Lausitzring durchgeführt, mit vor Ort waren die DEKRA-Reifenexperten Maik Jeschor und Christian Koch. Ausgangspunkt für den Beitrag zur Reifenkennzeichnung war nach Aussage des zuständigen WDR-Redakteurs ein in Nasshaftung "A"-gelabelter Winterreifen von Yokohama - ein Wert, von dem viele Experten nicht glauben können, dass es ihn in diesem Segment überhaupt gibt. Die WDR-Redaktion initiierte unter Anleitung der Dekra-Spezialisten einen Vergleichstest unter den Pneus Yokohama W.drive V903, dem in dieser Disziplin "C"-gelabelten ContiWinterContact TS 850, dem "E"-gelabelten Kumho I'Zen KW23 und dem von Bridgestone auf dem Pariser Autosalon gezeigten und "A"-gelabelten Reifen Ecopia EP001S. Der Test wurden nach Aussage der Redaktion zwar stark an die Originaltests angelehnt, wurde allerdings auf einer für die Labelverifizierung nicht zertifizierten Strecke durchgeführt. Das Ergebnis des Tests ist wohl Auslöser dafür, dass Yokohama einige Reifenlabelwerte korrigiert hat. Der Conti-Pneu müsste nach Aussage der Tester entsprechend seiner „C“-Labelung einen etwa sieben Meter längeren Bremsweg als der Yokohama-Reifen haben. Im Test allerdings brauche er nur gut einen Meter mehr.
Professor Christian von Glasner, Präsident der Europäischen Vereinigung für Unfallforschung und Unfallanalyse (EVU) und Reifenexperte, hat die Ergebnis eigenen Angaben zufolge nachgerechnet - er kommentiert in eindeutiger Weise: „Sie haben die Testbedingungen ja gleich gelassen. Das heißt, wenn irgendetwas anders war, dann galt das für alle Reifen und dadurch ist der Test als solches in Ordnung. Der Reifen von Yokohama gehört eindeutig in die Kategorie C und nicht in die Kategorie A." Die Yokohama-Verantwortlichen antworten auf das Ergebnis des Reifentests mit dem Verweis auf einen „autorisierten unabhängigen Dienstleister", der mit der Prüfung des Reifens beauftragt wurde. "Als Reaktion auf die Situation, auf die Sie uns netterweise hingewiesen haben, haben wir zur Rückbestätigung Versuchsreihen veranlasst“, heißt es weiter. Yokohama hat den W.drive V903 inzwischen mit dem Nasshaftungswert „C“ gekennzeichnet. Rolf Kurz, Sales & Marketing-Manager bei Yokohama bestätigt im Gespräch mit der Redaktion von AutoRäderReifen-Gummibereifung, dass sämtliche Labeldaten des Produktkatalogs noch einmal überprüft werden sollen. Gerade mit Blick auf die Fachhändlerschaft habe man unmittelbar reagiert. "Wir wollen unsere Reifen besonders über den Fachhandel verkaufen, dafür ist ein großes Vertrauen zu Yokohama und unseren Produkten absolut notwendig", so Kurz.
(kle)