Auch mit neuen Formaten und einem erweiterten Programm kann die Automechanika Frankfurt diesen Trend nicht umkehren. Die Corona-Pandemie und die unübersichtliche weltpolitische Situation hinterlässt Tiefe Spuren im Messegeschäft. Unternehmen sparen bei Messepräsenzen und viele Branchenteilnehmer sehen keine wirkliche Notwendigkeit mehr für einen Messebesuch. Wir haben in diesem Magazin bereits ausgiebig thematisiert, wie schwierig diese Entwicklung umzukehren ist, welche hybriden Konzepte Unsicherheit abfedern und den Fortbestand einer Messe sichern können. Die Macher der Automechanika werten die 2022er Ausgabe als Erfolg – 78.000 Besucher aus 175 Ländern hätten die führende Branchen-Plattform in Frankfurt live erlebt. „Seit dem Restart in Frankfurt war das Messegelände nicht mehr so ausgelastet wie an den letzten fünf Tagen“, heißt es gar in einer Mitteilung der Messegesellschaft. Der Blick auf die Besucherzahlen der Automechanika 2018 lässt vermuten: das Wort Besucherrekord wird in einer Pressemitteilung einer existierenden Branchenmesse wahrscheinlich nie wieder zu lesen sein.
Dennoch positiv gestimmt formuliert Detlef Braun, Geschäftsführer Messe Frankfurt: „Es zeigt sich ein klarer Trend nach oben. Gemeinsam mit unseren Kunden und unseren internationalen Partnern blicken wir optimistisch in die Zukunft: Messen sind durch nichts zu ersetzen. Die hohe Internationalität seitens Aussteller aus 70 Ländern und Besuchern aus 175 Ländern zeigt klar: der internationale Automotive Aftermarket ist zurück in Frankfurt. Auch die neuen Networking-Möglichkeiten wurden von den Teilnehmern rege genutzt, um sich wieder persönlich zu treffen und neue Geschäftskontakte zu knüpfen.“
Die Messe-Verantwortlichen sehen ihre Arbeit durch eine Besucherzufriedenheit von 92 Prozent bestätigt. „Schwerpunktthemen der diesjährigen Automechanika stießen auf eine große Resonanz: die zunehmende Digitalisierung, Remanufacturing, alternative Antriebe und Elektromobilität ganz konkret, stellen viele Werkstätten und den Handel vor große Herausforderungen. Erstmals gab es ein Angebot von mehr als 350 Events, darunter auch Vorträge neuer Marktteilnehmer und kostenlose Workshops für Kfz-Profis“, so der Text in der abschließenden Pressemitteilung.
Auf Ausstellerseite findet man durchaus weitere positive Messe-Bilanzen. Peter Wagner, Managing Director, Continental Aftermarket & Services, sagt beispielsweise: „Zwei Sachen hat die Automechanika deutlich gezeigt. Erstens: Auch in einer immer digitaleren Welt kommt es auf den Menschen an. Das persönliche Gespräch, das Besuchen am Stand, das Wandeln durch die Hallen und auch das Händeschütteln, ist durch nichts zu ersetzen. Zweitens: Die Transformation der Branche hat deutlich an Fahrt aufgenommen, Themenbereiche wie zum Beispiel digitale Services für die Werkstatt oder alternative Antriebe werden immer wichtiger. Als Forum für solche Zukunftsthemen wird die Automechanika in Zukunft immer wichtiger werden, denn Know-How ist für Werkstätten und Händler essenziell, um weiter vorne mitzuspielen."
Neue Themenschwerpunkte wurden mit der Sonderschau ‚Innovation4Mobility‘ gesetzt. Im Schaufenster standen Batterietechnologien, alternative Antrieben, Wasserstoff, Solartechnik, E-Commerce und die Vernetzung von Fahrzeugen. Die Messe resümiert darüber hinaus reges Interesse für Ausbildungsthemen. Der Automotive Aftermarket bietet tatsächlich eine Vielzahl beruflicher Perspektiven. Talents4AA, der gemeinnützige junge Verband, der es sich zum Ziel gesetzt hat, Fachkräfte und den Nachwuchs für den Automotive Aftermarket zu gewinnen, nahm zum ersten Mal an der Automechanika Frankfurt teil. „Die Messe war eine großartige Gelegenheit zum Networking und der Verband hat viele äußerst positive Rückmeldungen von den Branchenmitgliedern erhalten. Unter anderem sind die Unternehmen ADI, Bilstein Group, Continental, Misfat Group, NRF und SKF dem Verband Talents4AA während der Automechanika Frankfurt offiziell beigetreten. Nach der Messe werden wir sicherlich noch viele weitere neue Mitglieder willkommen heißen können“, so Stéphane Freitas, General Secretary Talents4AA.
Auch Peter Börner, Präsident Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik e.V., zieht ein positives Fazit: „Die Automechanika 2022 war endlich der ‚Restart‘ in die Aftermarket-Welt der Automobilindustrie. Das Wertvollste dabei ist das persönliche Zusammentreffen, das kein virtuelles Meeting ersetzen kann. Workshops, Schadentalk und das gemeinsame berühmte Bier nach vier zeigten endlich wieder einmal, dass die Branche lebt. In Zeiten des Fachkräftemangels war hier insbesondere der Kontakt zu potenziellen Auszubildenden in der Galleria besonders wichtig und beliebt.“
Lesen Sie eine umfangreiche Berichterstattung in der Oktober-Ausgabe. (kle)