Ivonne Bierwirt,  Leiterin Landwirtschaftsreifen,  am Messestand von Continental auf der Agritechnica 2023 .
Foto: Sanne von der Fecht
Ivonne Bierwirt, Leiterin Landwirtschaftsreifen, am Messestand von Continental auf der Agritechnica 2023 .

Continental

Anspruchsvolle Reifen für die Landwirtschaft

Seit August 2022 leitet Ivonne Bierwirth das weltweite Landwirtschaftsreifen-Geschäft von Continental. Die studierte Diplom-Ökonomin war bereits in verschiedenen Funktionen für das Lkw- und Spezialreifen-Geschäfts bei Continental tätig. Im Rahmen der Agritechnica sprach die Redaktion mit ihr über das Erstausrüstungsgeschäft und die Herausforderungen im Ersatzmarkt.

Continental engagiert sich seit 2017 wieder im AS-Segment. Mit welchen Maßnahmen konnte Continental das Erstausrüstungsgeschäft wieder aktivieren?

Ivonne Bierwirth: Moderne, leistungsfähige und nachhaltige Technologien sind in der Landwirtschaft unverzichtbar. Bei unserem Wiedereinstieg ins Landwirtschaftsreifen-Geschäft haben wir von Anfang an auf moderne Produktionstechnologien und Produktlösungen gesetzt. Dabei waren und sind wir bis heute in engem Austausch mit unseren Partnern, Erstausrüstern und Endkunden. So ist es uns auch gelungen, das Erstausrüstungsgeschäft wieder zu aktivieren. Heute haben wir ein internationales Team aus verschiedenen Fachbereichen wie Forschung und Entwicklung, Produktion, technischer Kundendienst, Logistik sowie Marketing und Vertrieb, welches sich ausschließlich mit Landwirtschaftsreifen beschäftigt. Das hilft uns, auf globale Branchen-Trends zu reagieren, diese mitzugestalten und den individuellen Bedürfnissen der Landwirte wirklich gerecht zu werden.

Bei der Produktion setzen wir auf neueste Produktionstechnologien und streben an, unseren CO2-Fußabdruck bis zur vollständigen Klimaneutralität entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren. Alle Landwirtschaftsreifen werden in unserem eigens errichteten, hochmodernen Werk im portugiesischen Lousado gefertigt, das auf Digitalisierung, Elektrifizierung und Effizienzsteigerung setzt.

Bei welchen Fahrzeugherstellern im AS-Segment ist Continental in der Erstausrüstung aktiv?

Ivonne Bierwirth: Mittlerweile beliefern wir mehrere große Landmaschinenhersteller wie John Deere, Fendt, Massey Ferguson, Valtra, Case IH, New Holland und Steyr.

Die Anwendungsgebiete werden immer komplexer, welche Reifen kann Continental den Landwirten für welche Anwendungen bieten?

Ivonne Bierwirth: Ja, die Ansprüche an Landwirtschaftreifen sind vielschichtig. Die Auswahl der Reifen hängt von verschiedenen Bedingungen ab: wie ist der Boden beschaffen? Welche Lasten werden transportiert? Ist die Fahrt überwiegend auf der Straße oder dem Acker oder vielleicht sogar auf der Baustelle? Aber auch die betrieblichen Verhältnisse spielen eine Rolle.

Mit mittlerweile neun Produktlinien und über 110 Artikeln bieten wir unseren Kunden eine Auswahl für ihre landwirtschaftlichen Maschinen mit modernsten Reifen-Technologien wie der VF-Technologie oder patentierte Continental-Lösungen. Da wären zu nennen unsere n.flex-Technologie, Bead-Technologie und Stollentechnologie D.fine. Unser Portfolio umfasst Produktlinien für Traktoren und Mähdrescher sowie zwei Linien für Kompakt- und Teleskoplader. Grundsätzlich eignen sie sich damit für jeden landwirtschaftlichen Betrieb, der auf eine lange Haltbarkeit von Reifen und Kraftstoffeffizienz setzt.

Zu beachten ist aber auch: Je spezialisierter der Fuhrpark, desto spezialisierter sollte in der Regel auch die Reifenwahl getroffen werden. Lohnunternehmern empfehlen wir unseren Hybridreifen mit VF-Technologie, wenn sie fast genau so viel auf der Straße unterwegs sind wie auf dem Feld. Wer seine Maschinen fast ausschließlich auf dem Acker nutzt, dem empfehlen wir unseren Ackerstollen-Profil-Reifen TractorMaster. Für das Bewegen schwerer Lasten auf dem Hof mit Teleskopladern bieten sich unsere CompactMaster Produktlinien an.

Und ich bin überzeugt davon, dass komplexer werdende Anwendungsgebiete und spezifischere Kundenbedürfnisse noch passgenauer bedient werden müssen. Derzeit sehen wir einen starken Bedarf nach größeren und technologisch fortschrittlichen Reifen, die das Gewicht von leistungsfähigeren Landmaschinen tragen können und zu niedrigen Gesamtbetriebskosten beitragen. Daher haben wir unsere Produktlinien im letzten Jahr vor allem um größere Reifen ergänzt.

Welche Reifenlösungen werden zukünftig von modernen landwirtschaftlichen Betrieben benötigt?

Ivonne Bierwirth: Die globale Landwirtschaft leidet unter hohem Preisdruck, steigenden Anforderungen an den Umweltschutz sowie dem zunehmendem Lebensmittelbedarf. Im Einklang mit den Maschinen leisten die Reifen einen entscheidenden Beitrag, um diese Anforderungen an unsere Kunden auch in Zukunft erfüllen zu können. Konkret: Es werden Reifenlösungen benötigt, die die Effizienz steigern und zu mehr Nachhaltigkeit beitragen, indem Ressourcen bestmöglich genutzt werden.

Neben dem Trend zu größeren und antriebsstärkeren Landmaschinen sind Digitalisierung und Automatisierung sowie die Elektrifizierung von Landmaschinen und Nachhaltigkeit große Branchentrends. Daraus ergeben sich für uns drei große Themen bei künftigen Reifenlösungen:

1. Wir brauchen Reifen mit innovativen Technologien wie die VF-Technologie, die Landwirtschaftsreifen noch beständiger machen, kraftstoffsparend sind und zu niedrigeren Betriebskosten beitragen.

2. Die richtige Wahl des Reifenprofils kann entscheidend sein: Hybrid-Reifen versus Ackerschlepper-Reifen,

3. Digitale Lösungen beim Reifenmanagement auch in der Landwirtschaft.

Wie gestaltet sich das Ersatzgeschäft in Deutschland im AS-Segment in den nächsten Jahren?

Ivonne Bierwirth: Wir beobachten einen grundsätzlichen Trend hin zu größeren und leistungsstärkeren Maschinen. Das zeigt sich auch in den Zulassungszahlen: Im deutschen Fahrzeugmarkt haben wir in den letzten zehn Jahren bis 2022 gesehen, dass die Neu-Zulassungen bei größeren Maschinen ab 180 PS um über 20 Prozent gestiegen sind, während die Zulassungszahlen insgesamt in diesem Zeitraum rückläufig waren. Trotz des allgemeinen Rückgangs des Ersatzreifengeschäfts entwickelt sich das Marktsegment der leistungsfähigeren, größeren Reifen wie unser VF TractorMaster stabiler als das Standardreifen-Geschäft. In Zukunft rechnen wir damit, dass sich diese Entwicklung fortsetzt, da sich der Trend zu größeren Maschinen dort widerspiegelt.

Lesen Sie das komplette Interview in der Februar-Ausgabe von AutoRäderReifen-Gummibereifung.

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