ZF erzielte 2022 einen Umsatz von 43,8 Milliarden Euro.
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ZF erzielte 2022 einen Umsatz von 43,8 Milliarden Euro.

Industrie

ZF-Management unzufrieden mit Finanzergebnis

ZF hat in 2022 eigenen Angaben zufolge entscheidende strategische Weichenstellungen vorgenommen. Der Konzern fokussiert seine Unternehmungen auf Zukunftsfelder und will so ertragsstärker werden. Im Geschäftsjahr 2022 erwirtschaftete ZF einen Umsatz von 43,8 Milliarden Euro, was einen Zuwachs von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Das ZF-Management zeigt sich aber unzufrieden mit dem Betriebsergebnis.

Anlässlich der Präsentation der Geschäftszahlen für das Jahr 2022 bekräftigte das ZF-Management, sich in einzelnen Bereiche weiterhin für Partner und Investoren zu öffnen, und andere Bereiche durch Zusammenlegung effizienter und kundennaher ausrichten zu wollen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr habe der Konzern seine im Herbst angepasste Prognose zwar erreicht, laut ZF-Führung aber nicht in ausreichendem Maß, um eine beschleunigte Transformation in Krisenzeiten zu bewältigen. „Auch wenn wir 2022 mit unserer Strategie weiter vorangekommen sind, können wir mit diesem Finanzergebnis nicht zufrieden sein. Unsere wichtigste Aufgabe ist daher, uns zu fokussieren, um den Wandel zu forcieren und an Tempo zu gewinnen. Wir haben ein umfassendes Performance-Programm mit dem Ziel gestartet, Prozesse zu beschleunigen, Entscheidungswege zu vereinfachen und Kostendisziplin zu halten“, so der ZF-Vorstandsvorsitzende Dr. Holger Klein. Auf Basis einer größeren Effizienz soll es künftig möglich sein, gezielt in ertragsstarke, zukunftsweisende Technologien zu investieren.

„Next Generation Mobility“ benennt ZF die Strategie, die grundlegend für die Weiterentwicklung der Unternehmensstrukturen sein soll. ZF plant unter anderem die Zusammenlegung der beiden Divisionen für Pkw-Fahrwerktechnik und Aktive Sicherheitstechnik zu einer neuen Division für Fahrwerk-, Lenkungs- und Bremsentechnologie. „Die neue Division bietet die gesamte Hardware, Software und Elektronik an, um Vertikal-, Längs- und Querdynamik eines Fahrzeugs zu beherrschen. Mit mehr als 14 Milliarden Euro Umsatz soll sie vom Start weg ein starker Partner unserer Kunden sein“, erläutert Klein. Das Unternehmen aus Friedrichshafen will zudem einige Geschäftsfelder eigenständig aufstellen. Diesbezüglich teilt Klein mit: „Für attraktive Bereiche mit sehr gutem Wachstumspotenzial und hohem Investitionsbedarf suchen wir externe Kapitalgeber als Partner.“ Dazu gehörten unter anderem die Division Passive Sicherheitstechnik, das konventionelle Pkw-Achsengeschäft und das Geschäft mit autonom fahrenden Shuttles.

Der ZF-Vorstandsvorsitzende Dr. Holger Klein will mehr Tempo in der Transformation des Konzerns. 
Foto: Markus Altmann
Der ZF-Vorstandsvorsitzende Dr. Holger Klein will mehr Tempo in der Transformation des Konzerns. 

Erfolgreich haben sich nach Aussage der Verantwortlichen unter anderem die Bereiche Aftermarket und Elektroantriebe entwickelt. Die Division Aftermarket steigerte ihren Umsatz gegenüber dem Vorjahr um sechs Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. In der E-Mobilität belaufe sich der Auftragsbestand für elektrifizierte Antriebe für Pkw und Nutzfahrzeuge inzwischen auf mehr als 30 Milliarden Euro. Insgesamt erreichte ZF in 2022 einen Konzernumsatz von 43,8 (2021: 38,3) Milliarden Euro. Organisch betrug das Wachstum 9,3 Prozent, die Differenz sei auf Währungseffekte zurückzuführen. Die Netto-Verbindlichkeiten beliefen sich Ende vergangenen Jahres laut Firmenangaben auf 10,4 (2021: 10,1) Milliarden Euro. „Beim Umsatzwachstum haben wir uns besser entwickelt als die weltweiten Fahrzeugmärkte. Eine bessere Ertragsstärke und ein höherer Cashflow sind jedoch wichtige Voraussetzungen, um weiterhin stark in Forschung und Entwicklung zu sein und unsere Finanzverbindlichkeiten zu reduzieren. An beiden Themen arbeiten wir intensiv“, bekräftigt Finanzvorstand Michael Frick. Dies umfasse zum Beispiel eine Reduzierung der Kosten ebenso wie ein effizientes Management der Lagerbestände, um auf nach wie vor mögliche Unterbrechungen der Lieferketten sowie variierende Teileabrufe der Kunden vorbereitet zu sein.

Moderates Wachstum erwartet

Ausgehend von der seit 2019 schrumpfenden Fahrzeugproduktion, erwartet ZF nach den Pandemiejahren sowie dem Beginn des Krieges in der Ukraine nunmehr das fünfte Krisenjahr in Folge. Vor dem Hintergrund der bestehenden Herausforderungen und anhaltender Unsicherheiten über die Entwicklung der Weltmärkte rechnet das Unternehmen 2023 mit einem „moderaten Wachstum“ des Konzernumsatzes auf mehr als 45 Milliarden Euro. Dieses Umsatzwachstum soll zu einer bereinigten EBIT-Marge zwischen 4,7 und 5,2 Prozent führen. „Diese schwierigen Jahre haben ZF und das gesamte ZF-Team widerstandsfähiger, resilienter gemacht. Mit Engagement, Ausdauer und Teamgeist haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entscheidend dazu beigetragen, dass ZF trotzdem Fortschritte machen konnte“, teilt der Vorstandsvorsitzende Klein mit – er lässt mitschwingen, dass ZF noch am Anfang eines Transformationsprozesses steht, der der Belegschaft viel abverlangen wird.