Für Deutschland hat Euler Hermes seine Prognose beim BIP-Wachstum um -1,4 pp auf +1,8 Prozent gesenkt. Ohne entsprechende Gegenmaßnahmen könnten die Insolvenzen in Europa mit +23 Prozent im Jahr 2022 deutlich stärker steigen als ursprünglich erwartet. Auch in Deutschland erwartet der Kreditversicherer mit +4 Prozent eine Trendwende bei den Pleiten. „Bei einer weiteren Eskalation des Konflikts droht 2023 eine Rezession für die gesamte Weltwirtschaft, für die Eurozone und auch für Deutschland“, sagt Ludovic Subran, Chefvolkswirt von Allianz und Euler Hermes.
Die aktuellen Sanktionen treffen Russlands Wirtschaft laut Euler Hermes hart, das Land falle mit -8 Prozent beim BIP in eine starke Rezession. Bei einer weiteren Eskalation dürfte die Wirtschaftsleistung sogar um -16 Prozent schrumpfen. „Insbesondere die stark abhängigen Exporteure in Zentral- und Osteuropa könnten herbe Einbußen erleiden“, sagt Subran. „Zudem geraten Lieferketten in einigen Branchen erneut unter großen Druck, insbesondere in der Halbleiter- und Automobilindustrie. Benötigte Metalle, spezielle Gase und Kabel sind knapp und könnten zu unterbrochenen Lieferketten führen.“ Containerschiffe vermeiden zudem konfliktbedingt aktuell das Schwarze Meer und nehmen weniger direkte und deutlich zeitaufwändigere und kostspieligere Routen in Kauf. „Die Umleitung von Frachtschiffen hat zusammen mit den hohen Energiepreisen Auswirkungen auf Frachtraten und Lieferzeiten – und damit auch auf die Lieferketten aus Fernost“, sagt Milo Bogaerts, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Durch die ausgebremste Weltwirtschaft steigt laur Euler Hermes vielerorts das Risiko von Zahlungsausfällen und auch Insolvenzen dürften wieder merklich ansteigen, insbesondere in Europa: „Der potenzielle Anstieg der Insolvenzen in Europa hat sich durch den Konflikt in diesem Jahr um 7 pp auf +23 Prozent erhöht und im kommenden Jahr um 4 pp auf +17 Prozent, sofern keine entsprechenden Gegenmaßnahmen implementiert werden", sagt Bogaerts. Er führt weiter aus: "In Deutschland sind die Insolvenzen immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau – aber die verlangsamte Konjunktur dürfte 2022 wahrscheinlich eine Trendwende auslösen, mit höheren Risiken in den sensibelsten Sektoren wie Energie, Transport und Automobilzulieferer. Wir gehen derzeit von etwa 4 Prozent mehr Insolvenzen aus als im Jahr 2021.“ (kle)