Aus welchen Kreisen rekrutieren sich die Partner der „Zeppelin Sustainable Tire Alliance“?
Patrick Buder: Derzeit arbeiten wir mit Technologie- und Prozessgebern im Bereich des stofflichen und rohstofflichen Recyclings zusammen. Im Bereich der Reifensortierung beispielsweise sortiert ein Partnerunternehmen basierend auf einer KI-Technologie, Reifen blitzschnell anhand der Markierungen auf den Seitenwänden. Auch der Verschleißgrad wird blitzschnell erkannt. Diese Technologie entscheidet bereits am Anfang der gesamten Prozesskette über den weiteren Recycling-Prozessschritt. Mit einem weiteren Partner arbeiten wir an der Aufbereitung der Reifentextilien, welche generell eine logistische Herausforderung für Recyclingbetriebe darstellen. Die Reifentextilien werden verdichtet und im Straßenbau eingesetzt, diese dienen als Stabilisatoren zwischen Bindemittel und Splittasphalt. Im Vergleich zu bisherigen, zellulosebasierten Stabilisatoren, überzeugt das recycelte Material dabei durch eine erhöhte mechanische Festigkeit und einem erhöhten Widerstand gegen das Eindringen von Wasser im Asphalt. Ein anderer Technologie-Partner produziert Gummigranulate sowie Gummimehl durch den Einsatz eines Hochdruck-Wasserstrahl-Prozesses. Dieses Verfahren wird insbesondere bei Großreifen, sogenannten „Off-the-Road-Reifen“ mit Reifendurchmessern mit bis zu vier Metern angewendet. Täglich fallen in Minen weltweit große Mengen an Altreifen an – die überall einsatzbare Hochdruck-Wasserstrahl-Technologie soll dieses Problem nachhaltig und umweltfreundlich lösen.
Um Gummi-Rezyklate wieder in eine Gummimischung integrieren zu können bzw. erneut vulkanisieren zu können, müssen die Gummi-Rezyklate devulkanisiert werden. Und auch für diesen Fall hat die Zeppelin Sustainable Tire Alliance einen starken Partner im Bunde.
Im rohstofflichen Recycling arbeiten wir mit Europas größtem und erfolgreichsten Betreiber einer Pyrolyse-Anlage für Altreifen zusammen. Bei der Pyrolyse werden Altreifen in Rohstoffe aufgespaltet, dabei entstehen Pyrolyse-Öl und recovered Carbon Black (rCB). Ein weiterer Partner verfolgt das Ziel, gewonnenes Roh-rCB aus dem Pyrolyse-Prozess zu reinigen bzw. den Ascheanteil, welcher regionalen Schwankungen unterliegen kann, zu separieren. Neben reinem rCB entstehen zusätzlich im Prozess weitere, hochwertige Produkte, beispielsweise Silizium- und Zink-basierte Verbindungen. Das Ergebnis: Nachhaltige Wertstoffkreisläufe für die Bau- und Reifenindustrie. Auch in der Reifenherstellung arbeiten wir mit Rohstofflieferanten zusammen, die nachhaltige Produkte – beispielsweise funktionale Additive – anbieten, um den Rollwiderstand zu verringern.
Auf den Punkt gebracht: Für unsere Kunden sind wir im gesamten Reifenherstellungs- und Recyclingprozess kompetenter Ansprechpartner, die Zeppelin Sustainable Tire Alliance als Technologieverbund liefert dabei innovative und umweltschonende Lösungen für die nachhaltige Reifenproduktion von morgen. Wer sich diesem schlagkräftigen Verbund anschließen möchte und unsere Vision teilt, ist jederzeit herzlich in der Tire Alliance willkommen und wird mit offenen Armen empfangen
Gibt es einen Austausch bzw. eine Kooperation mit ähnlichen Netzwerken? Zeppelin Systems ist ja selbst auch Teil des AZuR-Verbunds.
Patrick Buder: Zeppelin Systems ist dem AZuR-Netzwerk Anfang des Jahres 2023 beigetreten. Die Allianz Zukunft Reifen (AZuR) ist ein breit aufgestelltes Netzwerk, das sich für eine nachhaltige Reifen-Kreislaufwirtschaft engagiert. Altreifen sollen möglichst zu 100 Prozent wiederverwendet oder verwertet werden. 52 AZuR-Partner aus Industrie, Handel und Wissenschaft decken alle Sektoren der nachhaltigen Circular Economy im Bereich „Reifen“ ab. Als Technologie-Verbund entlang der Recycling-Wertschöpfungskette, kann die Zeppelin Sustainable Tire Alliance dem AZuR-Netzwerk wichtige Impulse für die Gestaltung der zukunftsweisenden Reifen-Kreislaufwirtschaft geben. Umgekehrt profitieren wir von den Synergien des Netzwerks mit renommierten Partnern aus Wissenschaft, Reifen- und Recyclingindustrie. In der Allianz Zukunft Reifen ist zusammengekommen, was zusammengehört.
Gibt es eine Roadmap für die künftige Arbeit der Allianz? Welche konkreten Schritte stehen als nächstes an?
Patrick Buder: Zeppelin Systems sieht sich als Systemintegrator und Lösungsanbieter im Bereich der Gummi- und Reifenherstellung. Gemeinsam mit unseren Technologie-Partnern unter dem Dach der Zeppelin Sustainable Tire Alliance, bieten wir skalierbare und hoch automatisierte Anlagenkonzepte entlang der Recycling-Wertschöpfungskette. Wir sind davon überzeugt, dass Reifenrecycling als Industriezweig zukünftig ganzheitlich betrachtet werden muss und nicht als stand-Alone Lösung für sich „allein“ stehen kann. Und genau hier bringt Zeppelin Systems geballtes Know-how ein, Technologien und Prozesse noch besser zu skalieren, zu industrialisieren und zu automatisieren.
Im Weiteren ist die Zeppelin Sustainable Tire Alliance im engen Austausch mit den Industrien, um die Sekundärrohstoffe zu qualifizieren und die entsprechenden Absatzmärkte aufzubauen. Daran werden wir gemeinsam mit unseren Partnern nachdrücklich weiterarbeiten. Ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft, um die kostbaren Ressourcen dieser Erde zu schonen. Wir haben unsere Startlöcher verlassen beschreiten voller Kraft voraus den Weg in eine nachhaltige Reifenproduktion. Vor uns liegt Großes und das Potenzial ist riesig!
Lesen Sie ein Recycling-Special in der Mai-Ausgabe.