Herr Lowin, Herr Schwämmlein für Sie ist es die zweite Messe The Tire Cologne. Was hat sich seit 2018 in der Reifenbranche geändert?
Yorick M.Lowin: Die Zunahme der Dimensionsvielfalt hält nach wie vor an und hierin besteht die Chance für den Reifenfachhandel, mit einer fachlich qualifizierten Beratung den Kunden zu binden. Kundenbindung ist ein zentraler Punkt beim aktuellen Wandel des Geschäftsmodelles des Reifenfachhandels. Versicherungsverträge ohne freie Werkstattwahl, aber auch Listung als Werkstatt für Flottenkunden sorgen aktuell schon für ein gezieltes Routing der Kunden in spezielle Werkstätten. Hier muss der Reifenfachhandel aktiv bleiben, um nicht die Kunden zu verlieren. Der Zugang zu den Fahrzeugdaten ist der nächste große Schritt, wenn es um Kundenbindung geht.
Wie hat sich Ihrer Meinung nach die Akzeptanz zu Messen und deren Teilnahme in Industrie und Handel verändert?
Michael Schwämmlein: Der Branchenaustausch ist weiter wichtig – wenn nicht sogar, nach gut zwei Jahren „Corona-Abstinenz“ – wichtiger denn je. Das Messegeschäft durchlebt jedoch einen Wandel, von der reinen Produktschau zu Plattformen für intensives Netzwerken. Wichtig im Zuge dieser Entwicklung ist auch, dass Messen einen fachlichen Mehrwert bieten.
Gibt es eine Erklärung für die doch relativ geringe Ausstellerzahl von knapp 170 Unternehmen auf der The Tire Cologne?
Yorick M.Lowin: Zur The Tire Cologne 2022 werden aktuell rund 300 ausstellende Unternehmen und Marken aus 34 Ländern erwartet. Vor dem Hintergrund der aktuellen herausfordernden globalen Rahmenbedingungen ist das ein sehr positives Veranstaltungsergebnis, das unter diesen Voraussetzungen nicht mit der Premierenveranstaltung im Jahr 2018 verglichen werden darf.
Einerseits befinden wir uns immer noch in einer Corona-geprägten Welt, auch wenn sich in den letzten Monaten einiges bewegt hat. Aus China beispielsweise können aufgrund der Pandemie und der damit verbundenen Quarantäneauflagen lediglich sechs Unternehmen über ihre deutschen Niederlassungen teilnehmen – zur Vorveranstaltung beteiligten sich 110 chinesische Unternehmen.
Grundsätzlich ist zudem immer noch eine gewisse Unsicherheit zu spüren, dass eine Messebeteiligung die Gesundheit der Mitarbeiter gefährdet, d.h. Mitarbeiter im Nachgang krankheitsbedingt ausfallen. Außerdem haben die zwei Jahre Pandemie in einigen Unternehmen auch zu einschneidenden Umsatz- und damit zu Budgeteinschränkungen geführt, die ein Umschichten der noch verfügbaren finanziellen Mittel aus Unternehmenssicht erforderlich machen.
Zudem zeigt der kriegerische Konflikt in der Ukraine unmittelbare Auswirkungen. Weder ukrainische noch russische Unternehmen können aktuell in Köln teilnehmen. Aber auch durch gebrochene Lieferketten sind weitere Aussteller und Besucher von dem Krieg betroffen.
Im Vorfeld der Messe findet die Mitgliederversammlung des BRV statt. Welche Themen stehen im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung?
Michael Schwämmlein: Die BRV-Mitgliederversammlung 2022 steht unter dem Motto „Vom PoS zum Point of Attraction: Anziehungskraft wird zum Wettbewerbsvorteil“. Diverse Faktoren wie das Routing der Fahrzeuge durch Versicherungen in vordefinierte Werkstätten oder auch der weitere Anstieg der Nutzer von Ganzjahresreifen verändern die Art und Weise, wie sich der Reifenhandel zukünftig aufstellen muss. Den Wandel im Arbeitsmarkt - dass sich die Unternehmen bei den zukünftigen Mitarbeitern bewerben müssen - haben wir bereits erlebt. Der Reifenhandel muss zukünftig auch noch mehr für sich „werben“, um die Kunden in die Werkstatt zu leiten.
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