Das Thema Mitarbeiterfindung und der allgegenwärtige Fachkräftemangel sind nicht nur in der Reifenbranche bekannte Problematiken. Umso wichtiger ist es, eine bereits funktionierende Mannschaft in einem Betrieb zu halten und immer wieder aufs Neue für die Arbeit zu begeistern. Klar gehört dazu auch eine faire und leistungsgerechte Bezahlung, doch die Möglichkeiten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ihren Wert zu zeigen, gehen über finanzielle Anreize hinaus. Am Anfang steht jedoch das Wissen um die Bedeutung des Teams für das eigene Unternehmen.
Marcus Moldan, Geschäftsführer von Vergölst Reifen + Autoservice in Coburg hat dies erkannt und formuliert seine diesbezügliche Philosophie im Gespräch mit uns wie folgt: „Meine Mitarbeiter verbringen einen Großteil ihrer Zeit hier im Betrieb. Entsprechend sollen sie sich hier wohlfühlen.“ Schließlich seien es die Mitarbeiter – gegenwärtig 13 Mechaniker, fünf in der Annahme und vier Azubis –, die den Betrieb insbesondere in den hektischen Phasen während der Umrüstzeit am Laufen halten.
Dafür hat Marcus Moldan nach eigener Aussage bereits frühzeitig das Thema Gehalt adressiert und noch vor Corona und dem Ukraine-Krieg darauf geachtet, dass sein Team mit seiner Arbeit ausreichend Geld zum Leben verdient. Eine Saisonzulage rundet die finanzielle Seite des Personalmanagements ab. Parallel dazu sorgt der Geschäftsführer für eine hohe Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen und drückt seine Wertschätzung durch vielfältige Maßnahmen aus: Die Anreize reichen von Arbeitskleidung über Tankkarten bis hin zu E-Bikes. Hinzu kommen regelmäßige Betriebsausflüge sowie flache Hierarchien mit einer Du-Kultur. „Wir haben ein extrem gutes Betriebsklima“, freut sich Moldan. Das ist auch der Eindruck, den wir während unseres Besuchs gewonnen haben – die Gespräche untereinander wirken entspannt und freundlich, die gegenseitige Wertschätzung ist spürbar und die Motivation hoch.
Ein weiterer Punkt, der sich diesbezüglich positiv bemerkbar macht, sind die flexiblen Arbeitszeitmodelle. Zudem wird samstags beispielsweise auch nur bis 12 Uhr gearbeitet. „Die Work-Life-Balance wird bei uns großgeschrieben“, unterstreicht Moldan. Trotz aller diesbezüglichen Bemühungen gestaltete sich die Suche nach Fachpersonal jedoch schwierig, berichtet der Unternehmer. Und ergänzt: „An Lehrlingen mangelt es aber nicht.“ Entscheidend hierfür seien die regionale Bekanntheit durch die Teilnahme an lokalen Messen und Veranstaltungen in benachbarten Schulen sowie die hohe Übernahmequote.
Stamm- und Flottenkunden von großer Bedeutung
Das Personalmanagement ist freilich nur ein Baustein des Unternehmenserfolgs. Ein weiterer ist die hervorragende Lage des Betriebs in einem Gewerbegebiet in der Nähe der Autobahn. „Der Standort ist Bombe“, bringt es Marcus Moldan auf den Punkt. Als er sich vor 16 Jahren für den Neubau seines Betriebs in der Niorter Straße entscheidet, ist von der heutigen Nachbarschaft noch nichts zu sehen. Lediglich ein Baumarkt ist bereits in Entstehung. „Wir sind mit dem Gebiet gewachsen“, blickt der Firmeninhaber zurück.
Dabei setzt der Geschäftsführer von Anfang an auf das Vergölst-Konzept. Marcus Moldan war früher Verkaufsberater in der Reifenbranche und wollte irgendwann „sein Zeug selbst machen.“ Die Entscheidung für Vergölst ist reiflich überlegt, schließlich hat er sich nach eigener Aussage zuvor über alle gängigen Systeme informiert. Bei Vergölst haben ihn neben der auffälligen Farbkombination vor allem der persönliche Besuch aus der Zentrale überzeugt.
Dass die Entscheidung damals richtig war, kann er 16 Jahre später nur bestätigen: „Vergölst hat mir einen hohen Auslastungsgrad versprochen – und das auch gehalten!“ Von zentraler Bedeutung hierbei sind nach seiner Aussage insbesondere Flotten- und Leasingkunden, die knapp 50 Prozent des Umsatzes ausmachen. Hinzu kommen viele Stammkunden, die zudem mehrheitlich auf die saisonale Bereifung setzen. Rund 1.500 Radsätze sind an den Standorten eingelagert. „Ganzjahresreifen sind hier kein Thema, auch wenn wir natürlich welche vorrätig haben“, sagt Moldan.
Vergölst als Marke etabliert
Als Teil des Vergölst-Verbundes nutzt Marcus Moldan das Konzept mit all seinen Angeboten voll aus: „Ich habe immer mehr Bausteine in der Zentrale angefragt und auch gerne neue Sachen ausprobieren wollen.“ Kein Wunder, dass er inzwischen häufig seitens der System-Verantwortlichen als Pilotbetrieb ausgewählt wird.
Die intensive Nutzung des Systems und seiner Möglichkeiten hat auch dafür gesorgt, dass Vergölst selbst in Coburg Bekanntheit erlangt hat. „In Coburg ist Vergölst inzwischen eine echte Marke. Bevor wir angefangen haben, war Vergölst hier überhaupt kein Begriff“, berichtet Moldan. Dass sein Betrieb so bekannt ist, hat auch mit dem Engagement des Unternehmers vor Ort zu tun. Das Sponsoring des lokalen Basketballvereins, die Unterstützung weiterer örtlicher Vereine und Gruppierungen sowie ein eigener Wagen beim Karnevalsumzug haben zur Marken-Bekanntheit beigetragen „Wir sind in der lokalen Bevölkerung sehr präsent und bei jeder Gelegenheit im passenden Rahmen dabei“, so Moldan.
An die Zentrale in der Niorter Straße angegliedert ist das Autozentrum Itzigrund. Neben dem Verkauf von Neu- und Gebrauchtwagen wird hier eine Vielzahl an Dienstleistungen im Werkstattbereich angeboten. Als nicht markengebundene Werkstatt erweitert der Betrieb die Service-Abdeckung insbesondere jenseits des klassischen Reifengeschäfts. Auch für E-Fahrzeuge ist man hier gerüstet, auch wenn sich deren Anzahl nach Aussage des Geschäftsführers noch in Grenzen hält.
Weitere Synergien ergeben sich zudem mit der seit vier Jahren existierenden Filiale Cortersdorf. Der mit Fokus auf Transporter gestartete Standort war anfangs nur saisonal geöffnet. Die Entwicklung war jedoch so positiv, dass der Betrieb seit diesem Jahr ganzjährig geöffnet hat. Neben einem Pannendienst für Fahrzeuge bis 5,5 Tonnen werden dort unter anderem auch Kippauf- und Umbauten für Transporter realisiert. (Daniel Willrich)