„Unser Kundenstamm besteht aus Qualitätskäufern“

Porträts in unserem Magazin geraten in der Regel zur Lobhudelei. Bei 99,9 Prozent der vorgestellten Betriebe völlig zu Recht – diese unreflektierte Behauptung stellen wir einfach so an den Anfang dieses Textes. Aus der Innenansicht einer Branche ist diese ausgeprägte Schönfärbung im Porträtieren übrigens gar nicht so unbegründet. Weil, zweite Behauptung: Akteure der Reifenbranche betreiben ihr Geschäft grundsätzlich mit Leidenschaft. Und hier die auch aus der Außensicht nicht von der Hand zu weisende Begründung: Dem in den letzten zehn Jahren auf äußerste Härte verschärften Verdrängungswettbewerb lässt sich nicht mehr nur mit guten Ideen, Versiertheit, dem Willen zur digitalen Erneuerung und einem soliden Kundenstamm begegnen. Es braucht auch eine stark emotionale und persönliche Note, eine Identität, mit der ein Betrieb Kunden langfristig bindet. Unseren Besuch der Vetys GmbH Autodienst West führen wir als Beleg an. Es folgt, die Lobhudelei.

Industrieunabhängigkeit ist ein Wert, den das geschäftsführende Duo Margarita Meilchen und Benjamin Schubert als grundlegend für das eigene Wirken im Reifenhandel bezeichnet. Die 19 Mitarbeiter des Point S-Betriebs betreiben am Standort Köln-Ehrenfeld herstellerunabhängigen Reifen- und Autoservice vornehmlich für Privatkunden. „Wir sind sehr freiheitsliebend in unserer unternehmerischen Gestaltung“, begründet Benjamin Schubert die Zugehörigkeit zum Point S-Netzwerk. Die Geschäftsführung wird aktuell noch durch Frank Döring komplettiert. Frank Döring gründete den Betrieb im Jahr 1988 und führte die Vetys GmbH in Sachen Fahrwerkstuning und Fahrzeugfeinabstimmung auf einen Status überregionaler Relevanz. Benjamin Schubert entwickelte die Firma weiter, zum Vollsortimenter im Kfz Bereich und Logistikdienstleister rund um die Räderlagerung mit dem Räder-Depot-West. Nun übergibt Frank Döring nach und nach die Verantwortung an Meilchen und Schubert.

So umfassend das Leistungsportfolio des Kölner Betriebs heute ist, in der Historie finden sich klassische Ausgangspunkte und Wegmarken des Reifenfachhandels hierzulande. Ursprünglich agierte der Tank Dienst West als reine Tankstelle. 1992 startete dann bereits am aktuellen Standort der Reifendienst West – die Kernkompetenz im Firmennamen eindeutig definiert. An der Oscar-Jäger-Straße erwuchs im Laufe der Jahre ein Reifenfachbetrieb, dessen Kompetenz sich im Verbund der Handelskooperation Point S entfalten konnte. Frank Döring war lange die prägende Figur. Und mit Weitsicht führte er Margarita Meilchen und Benjamin Schubert in den letzten Jahren auf die Ebene der Geschäftsführung und somit zur Nachfolge. Meilchen und Schubert haben sich mittlerweile als verantwortliches und kompetentes Duo im operativen Geschäft etabliert.

Mit klaren Vorstellungen, die der Tradition der Vetys GmbH Reifendienst West folgt. „Wir wollen lange Kundenbeziehungen“, sagt Benjamin Schubert. Und diese sollen weiterhin auf Basis qualitativer Serviceleistungen und Produkten gesichert werden. „Kunden die Budget-Produkte kaufen, kaufen keine Zusatzleistungen. Unser Kundenstamm besteht hauptsächlich aus Qualitätskäufern“, so Schubert weiter. Gerade die auf Qualität orientierte Kundschaft verteilt sich auf viele Segmente. Das Themen Camping und Vans seien genauso relevant wie die Spezialdisziplin „Fahrdynamische Problemlösung“. Motorsport-affine Kund*innen sind häufig kaufkräftig, und immer anspruchsvoll. „Die Ansprüche sind sehr individuell. Wir bedienen auch diese Szene mit sehr großem Know-how“, erläutert Margarita Meilchen. Als Kundenbindungsinstrument setzt der Autodienst West auch auf Einlagerung. Über 6.000 Reifensätze kann der Betrieb einlagern. Mit dem Räderdepot-West offeriert Vetys einen Einlagerungsservice auch für Autohäuser und freie Werkstätten, die nicht über entsprechende Lagerkapazitäten verfügen.

Als Point S-Betrieb schafft sich die Vetys GmbH Autodienst West eine gute Sichtbarkeit als Reifen- und Autoservicespezialist in zentraler Lage in Köln. Die Handelskooperation hat auch in der schwierigen Pandemie-Phase laut den Verantwortlichen Unsicherheiten abgefedert. Dabei spielte auch die Eigenmarke von Point S eine Rolle. Grundsätzlich sei es am lukrativsten, Dienstleistungen zu verkaufen. Profile der Eigenmarke aber verkauften sich exzellent und sicherten eine gute Marge. „Die Eigenmarke von Point S ist unser zweitstärkstes Produkt“, hebt Margarita Meilchen hervor. Für das Jahr 2022 resümieren Meilchen und Schubert ohnehin wieder ein „Normalniveau“. Zudem habe man Wachstumssegmente identifiziert, wie beispielsweise Caravaning/Camping-Kunden. Kürzere Serviceintervalle für diese Fahrzeuge und eine in der Pandemie vergrößerte Kilometerleistung hätten die Attraktivität dieses Segments gesteigert. Ein weiteres Zukunftsthema sei die Elektromobilität. Auch hier seien die Mitarbeiter entsprechend geschult.

Mit einer gesunden Mischung aus Traditionsverständnis und Zukunftsorientiertheit, einer geschärften unternehmerischen Identität und Wachheit für Entwicklungen im Markt, sowie einer emotionalen und verbindlichen Kundenorientiertheit existiert in Köln-Ehrenfeld ein Musterbetrieb der deutschen Reifenhandelslandschaft. Das Vetys-Team hat beste Voraussetzungen sich im harten Wettbewerb auch weiterhin zu behaupten und die Point S-Flagge hochzuhalten. Lobhudelei Ende. (Kay Lehmkuhl)