Insgesamt präsentierten sich an den drei Tagen über 230 Aussteller auf dem Messegelände in Hannover. Dazu erhielten Besucher und Besucherinnen die Gelegenheit, sich in verschiedenen Konferenzen mehr als 130 Sprecher und Sprecherinnen anzuhören, die über Innovationen und Fortschritte für die Reifenherstellung berichteten. Zu den Ausstellern gehörte unter anderem Continental. Der Konzern stellte an seinem Stand den Prozess „Curing Bladders“ vor. Hierbei handelt es sich um das Aushärten eines Reifens. Durch Druck auf den Reifenrohling erhält dieser seine endgültige Form und durch angewandte Wärmeenergie wird die chemische Reaktion zwischen den Gummimischungen und den anderen Materialien stimuliert. Die sogenannten Continental-Blasen, die in den Reifenrohling eingelegt werden, bestehen aus einer wärmeleitenden Butylkautschukmischung. ContiBladders arbeitet nach eigenen Angaben kontinuierlich an der Entwicklung für verschiedene Größen und der Anpassung der Reifenform für unterschiedliche Zwecke.
Bis ein Reifen fertig vom Band rollt, durchläuft er viele verschiedene Produktionsschritte. Damit die einzelnen Prozesse korrekt vonstattengehen, bietet Erhardt+Leimer maßgeschneiderte Leit- und Inspektionssysteme an. Das Produktionsverfahren soll dadurch bestmöglich überwacht werden. Das Unternehmen stellte auf der Tire Technology Expo einige seiner Inspektionssysteme vor und führte Profil-, Längen- und Breitenmessungen durch. Auch das Inspektionssystem für die Erkennung von nicht gummierten Stellen lief auf Hochtouren. Alle gemessenen und erfassten Daten waren live über eine Software zu verfolgen, bei der Dashboards nach eigenem Bedarf und Produktionsprozess angepasst werden können. Im Produktionsprozess bietet die Laminiermaschine EL.TAG die Möglichkeit, einen RFID-Chip in den Reifen einzubauen. Der Chip wird dabei zwischen zwei Gummistreifen positioniert und anschließend laminiert. Mithilfe dieses RFID-Chips kann der Reifen zurückverfolgt werden, ebenso können Daten über die Effizienz und Sicherheit des Gummis abgerufen werden.
Runder Reifen – runder Kreislauf
Das Thema „Nachhaltigkeit“ war in den Messehallen omnipräsent. Dabei spielt die nachhaltige Kreislaufwirtschaft des Reifens eine entscheidende Rolle – eben diesem Thema verschrieben, war es nicht verwunderlich, das Netzwerk Allianz Zukunft Reifen (AZuR) auf der Tire Technology Expo anzutreffen. Mit dem Ziel, einen sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvollen Reifen-Kreislauf herzustellen, suchte Azur auch in Hannover nach neuen Kooperationspartnern. Mit dabei hatten sie ihr Greenpaper „Kein Green Deal ohne Recycling“. In diesem Paper wird die wachsende Bedeutung des Recyclings hervorgehoben. „Der beste Abfall ist der, der gar nicht erst entsteht“, sagt Stephan Rau, technischer Geschäftsführer des Azur-Schirmherren wdk. Damit die Nachhaltigkeitsziele des Green Deal erreicht werden, fordert Azur die folgenden fünf Schritte:
- Runderneuerungsquote drastisch steigern
- umweltgerechte, stoffliche Reifenverwertung ausbauen
- mehr Straßen mit gummimodifiziertem Asphalt ausstatten
- Volumen der Devulkanisation von Altreifen-Gummi erhöhen
- chemisches Recycling von Altreifen (Pyrolyse) optimieren
Gleichzeitig weist Azur darauf hin, welche Gefahren durch die EU-Gesetzgebung entstehen können. Unter anderem gefährde eine geplante Verschärfung der Messmethode des PAK-Gehalts (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) bei Endverbraucher-Produkten den Einsatz umweltfreundlicher Recyclingprodukte, obwohl von diesen nachweislich keine Gefährdung ausgehe. Auf der Tyrexpo Asia 2023 wurde Azur am 8. März mit dem Recircle Award in der Kategorie Circular Economy für das Engagement für die Runderneuerung von Reifen ausgezeichnet. Dieser Preis hat laut den Verantwortlichen zu einer erhöhten Aufmerksamkeit bei Akteuren der Reifenindustrie geführt, sodass es zahlreiche neue Interessenten am Messestand in Hannover gab – wo der Award ausgestellt war.
Auszeichnungen für Reifenindustrie und -technologie
Aber auch bei der Tire Technology Expo gab es dieses Jahr Auszeichnungen bei den Tire Technology International (TTI) Awards for Innovation and Excellence zu gewinnen. Insgesamt wurden Awards in 13 Kategorien vergeben. Abräumer war unter anderem Continental mit gleich zwei gewonnenen Awards – „Environmental Achievement of the Year – Manufacturing“ und „Tire of the Year“. Für die erste Auszeichnung setzte sich das Projekt „Unsichtbare Marker in Reifen“ durch, womit die Technologie für eine bessere Rückverfolgbarkeit von Naturkautschuk in der Lieferkette gewürdigt wurde. Als Reifen des Jahres wurde der Continental PremiumContact 7 ausgezeichnet. „Die siebte Generation des PremiumContact-Reifens von Continental baut auf den Stärken seiner Vorgänger auf. Die Juroren waren beeindruckt von dem hohen Maß an technologischer Innovation und dem Fokus auf Fahrkomfort und Sicherheit“, kommentierte der Chefredakteur von Tire Technology International Matt Ross den Erfolg von Continental.
Des Weiteren räumte Michelin zwei Preise bei den TTI Awards ab. So erhielten die Franzosen zum sechsten Mal den Award als „Reifenhersteller des Jahres“. Aber auch ihr Reifendesign, das bis zu 45 und 58 Prozent aus nachhaltigem Material besteht, wurde als beste „Umweltleistung des Jahres - Reifendesign“ ausgezeichnet. Die Auszeichnung für die „Materialinnovation des Jahres“ sowie der „R&D Breakthrough of the Year –Award“ gingen an Sumitomo Rubber Industries. Die Muttergesellschaft von Falken freute sich über die Würdigung der Arbeit an synthetisierten Biopolymeren sowie über die Auszeichnung der Forschung, mit Tomatenenzymen eine nachhaltige Alternative zu Naturkautschuk herzustellen. Die Kategorie „Innovation des Jahres in der Reifenherstellung“ konnte Goodyear für sich entscheiden und erhielt dank seines „bahnbrechenden“ Kleinserien-Produktionsprozesses in seinem Werk in Luxemburg den Award dieser Kategorie.