Für die Ermittlung des Durchschnittswertes hat der Automobilclub seine Reifentests der vergangenen Jahre verglichen und die Ergebnisse der Reifenverschleißmessungen ausgewertet. Insgesamt wurden die Abriebsdaten von knapp 100 Modellen verschiedener Reifendimensionen analysiert. Die Experten haben dabei eigenen Angaben zufolge in jeder Dimension Modelle mit wenig Reifenabrieb bei gleichzeitig sicheren Fahreigenschaften identifiziert.
Als Musterbeispiel führen die Tester den Michelin CrossClimate+ der Franzosen in der für Kleinwagen passenden Reifengröße 185/65 R15 an: Die Tester stellten hier einen Abrieb von lediglich 58 g/1.000 km fest. Über alle Vergleichsgrößen hinweg erreichen die Profile des französischen Herstellers einen durchschnittlichen Reifenabrieb von 90 g/1.000 km und liegen somit unterhalb des Gesamtdurchschnitts der Studie.
Auch Vredestein (100 g/1.000 km) und Goodyear (109 g/1.000 km) unterbieten den vom ADAC ermittelten Durchschnittswert von 120 Gramm pro 1.000 Kilometer. Sieben Marken tummeln sich mit ihren Produkten im Mittelfeld der Studie, während der Automobilclub fünf Herstellern erhebliche Defizite beim Thema Reifenabrieb attestiert: Continental (126 g/1.000 km), Maxxis (128 g/1.000 km), Bridgestone (130 g/1.000 km), Nokian (134 g/1.000 km) und Pirelli (134 g/1.000 km) fallen mit erhöhten Abriebmengen auf. Negativbeispiel ist nach Meinung der Tester der Blizzak LM005 von Bridgestone, der Seriensieger aus der vergangenen Wintertestsaison. In der Größe 195/65 R15 für Kompaktfahrzeuge und Vans stellt der ADAC bei dem Pneu 171 Gramm Reifenabrieb pro 1.000 Kilometer fest.
Kritik an sportlichen Reifen
Dass sich ein niedriger Abrieb und ein hohes Maß an Sicherheit also nicht ausschließen, davon ist der ADAC überzeugt: „Dank modernster Reifentechnologie ist es möglich, den Zielkonflikt zwischen geringem Abrieb und sicheren Fahreigenschaften weitgehend aufzulösen“, heißt es in der Studie. Vor allem bei besonders sportlichen Reifen sehen die Experten daher Verbesserungspotenzial. In der Sommerreifengröße 225/40 R18 sei bei allen untersuchten Modellen ein überdurchschnittlich hoher Reifenabrieb von bis zu 160 Gramm festgestellt worden.
Dr. Reinhard Kolke, Leiter des ADAC Technik Zentrums, mit einem klaren Appell: „Der Trend in Richtung immer größerer und sportlicherer Reifendimensionen ist insbesondere unter Nachhaltigkeitsaspekten nicht sinnvoll. Vor allem weil mit den vermeintlich sportlichen Reifen kaum ein zusätzlicher Sicherheitsgewinn im alltäglichen Straßenverkehr erzielt werden kann. Einige Reifenhersteller sollten daher dringend umdenken und die Nachhaltigkeit von Reifen stärker in den Vordergrund stellen.“ Laut aktuellen EU-Studien entstehen nämlich europaweit jährlich rund 500.000 Tonnen Reifenabrieb.