Die Reifenindustrie und der Handel kündigen im Vorfeld der neuen Zweiradsaison ein weiteres Jahr der Konsolidierung an. Die letzten zwei Jahre waren geprägt von Lieferschwierigkeiten und erheblichen Preissteigerungen. Die allgemeine Lust am Motorradfahren und die Erkenntnis, in einem relativ krisenstabilen Marktsegment zu agieren, förderte aber durchaus auch das Selbstbewusstsein der relevanten Player in Handel und Industrie. Die Motorradbranche hat sich behauptet – und die Zulassungszahlen aus 2022 deuten differenziert betrachtet auf ein weiterhin gutes Bereifungspotenzial hin.
Dem Reifenfachhandel empfiehlt sich wie in jedem Jahr eine frühe Bevorratung – über Lieferengpässe bei bestimmten Profilen und Dimensionen berichteten wir bereits im Motorrad-Spezial 2022. Vorausschauende Großhandelsakteure federten diese Defizite ab – das wird auch in der bevorstehenden Saison so sein, dennoch kann es in bestimmten Zweirad-Segmenten zu erheblichen Verzögerungen oder gar der Nichtverfügbarkeit von Profilen kommen. Besonders der Shopper-Bereich ist betroffen. ZBR-Hohl-Geschäftsführer Dennis Adolph bestätigt die Lieferproblematik gegenüber unserer Redaktion. „Die Lage ist insgesamt noch angespannt. Wir sehen aber dennoch eine Besserung im Vergleich zum Haupt-Corona-Jahr. Im Radialbereich wird es deutlich besser“, so Adolph. Der überwiegende Teil dieser Produkte stamme aus europäischer Produktion. In Nischensegmenten könne es aber durchaus zur Unverfügbarkeit kommen – beispielsweise bei Weißwandreifen. Auch Reifen-Göggel-Junior-Chef Wolfgang Kirsch äußert sich im Vorfeld der Saison vorsichtig zur allgemeinen Liefersituation. Der Gammertinger Reifengroßhändler bemühe sich, Produkte aus den relevanten Segmenten so gut wie möglich verfügbar zu machen.
In den letzten zwei Jahren haben alle Reifenhersteller kräftig an der Preisschraube gedreht. Teilweise in einem Ausmaß, das dem Handel nicht mehr vermittelbar war. Vielfach war im Handel zu hören, dass einige Industrie-Akteure die Preisschraube überdreht hätten. Der Handel seinerseits konnte nicht jede Preiserhöhung an den Endverbraucher in vollem Maß weiterreichen. Motorradfahren ist hierzulande eben immer noch ein Hobby, das man sich leisten können muss. Aus der Branche ist beinahe überall zu hören, dass 2023 ein Jahr der Konsolidierung werde. Auf Herstellerseite bedeutet dies zum Beispiel, dass nur wenige neue Produkte in den Markt eingeführt werden. 2022 wurden zahlreiche Produktneuheiten im Premium-Segment gelauncht. Auf deren Vermarktung liegt aktuell der Fokus. Die Highlight-Produkte und Dimensionserweiterungen der Vorsaison – Bridgestone Adventure Trail AT41, ContiRoadAttack 4, Dunlop Roadsmart 4, Metzeler Karoo 4, Michelin Road 6 oder Pirelli Diablo Rosso 4 Corsa – sind auch 2023 erstklassige Bereifungsoptionen. Pirelli kündigt den neuen Supercorsa V4 in den Versionen SP und SC an. SP markiert den straßenorientierten Semi-Slick, der SC ist für die Rennstrecke und weiterhin in den drei bekannten Mischungen SC1, SC2 und SC3 erhältlich. (Kay Lehmkuhl)
Lesen Sie einen ausführlichen Bericht im Motorrad-Spezial der Februar-Ausgabe.