Bridgestone_christian_mühlhäuser.jpeg
Foto: Lehmkuhl
Christian Mühlhäuser, Managing Director Bridgestone Central Europe, erläutert die Herausforderungen in der Entwicklung von Reifen für Elektrofahrzeuge.

Industrie

Entwicklungsparameter Reichweite, Drehmoment, Gewicht

Elektromobilität erobert den Massenmarkt, mit Auswirkungen auf die Reifenentwicklung. Entwicklungsschwerpunkte verschieben sich und auch in der Produktionssteuerung gilt es Prozesse anzupassen.

Die Redaktion sprach mit mehreren Entscheidern der Reifenindustrie, die Interviews veröffentlichen wir in einem Spezial zur Elektromobilität (04/21). Christian Mühlhäuser erläutert als Managing Director Central Europe die Herausforderungen für Bridgestone. 

Fahrzeuge mit Elektroantrieb und Hybride gewinnen massiv an Bedeutung. Wie antwortet die Reifenindustrie?

Bei Bridgestone betrachten wir sehr aufmerksam die Trends in den unterschiedlichen Segmenten im Markt. Zugleich steht unser Unternehmen traditionell für Pioniergeist, Innovation und zukunftsweisende Lösungen, entsprechend befassen wir uns schon seit Langem mit der optimalen Bereifung von Elektrofahrzeugen. Das grundsätzliche Anforderungsprofil lautet dabei: möglichst geringes Gewicht und niedriger Rollwiderstand, um eine hohe Energieeffizienz zu erreichen. Unser aktuelles Portfolio bietet hier wegweisende Produkte und Lösungen, wie unsere neu entwickelte Enliten Technologie. Die Leichtbau-Reifentechnologie weist einen durchschnittlich 30 Prozent niedrigeren Rollwiderstand als ein herkömmlicher Premium-Sommerreifen auf, um die Reichweite eines Elektrofahrzeugs deutlich zu erhöhen. Dazu trägt auch die Gewichtsersparnis von rund 20 Prozent bei, die ca. 2kg pro Reifen beträgt. Reifen mit dieser Technologie kommen unter anderen in der Erstausrüstung des neuen Volkswagen ID.3, des Volkswagen ID.4 oder des Fiat 500 BEV zum Einsatz.

Was bedeutet das Wachstum in diesem Mobilitätsfeld für Ihre Entwicklungsabteilungen? Welche Herausforderungen bestehen in der Reifenkonzeption für Elektrofahrzeuge, wo müssen Entwicklungsteams nun anders denken?

Die Erstausrüstung ist in diesem Kontext ein gutes Stichwort. Denn, ganz gleich welches Fahrzeugkonzept, jede Reifenentwicklung in der Erstausrüstung zielt darauf ab, das Zusammenspiel zwischen Fahrwerk und Reifen möglichst ideal, im Sinne maximaler Sicherheit, abzustimmen. Elektrofahrzeuge der neuesten Generation weisen dabei deutliche konzeptionelle Unterschiede gegenüber herkömmlichen Fahrzeugkonzepten auf. Dazu gehören unter anderen der durch das Batteriepaket bedingte tiefe Schwerpunkt, die geringere dynamische Achslastverlagerung, das hohe Drehmoment am Rad oder auch die veränderte Fahrzeuginnenraumakustik. Um das individuelle Anforderungsprofil eines BEVs bestmöglich zu erfüllen, liefern speziell entwickelte Reifen, quasi maßgeschneiderte Reifen, wie zum Beispiel Ausführungen unseres Turanza ECO, im Gesamtergebnis natürlich die überzeugendsten Ergebnisse.
Die Herausforderung im Entwicklungsprozess besteht darin, die Reifenbreite und den Außendurchmesser in Einklang zu bringen. Am Fahrzeug dürfen sie nicht zu weit nach innen reichen, da sonst das Batteriepaket im Weg wäre – aufgrund der gesetzlichen Vorschriften ebenso nicht nach außen. Reifen für Elektroautos weisen auch daher oftmals einen großen Durchmesser und eine schmalere Reifenbreite auf. Der große Durchmesser fördert die Tragfähigkeit und einen bei gleicher Breite geringeren Rollwiderstand. Um diese Zielkonflikte bei Parametern wie beispielsweise Rollwiderstand, Nasshaftung und Laufleistung möglichst optimal zu lösen, arbeiten wir unter anderem erfolgreich mit innovativen High-End-Laufstreifenmischungen, die entwicklungsbedingt immer wieder neue zielführende Lösungen eröffnen.

Wie schätzen Sie das Wachstumspotenzial bis 2025 ein? Was bedeutet dies für Ihre Werke und die Produktionssteuerung?

Dieser Trend wird zweifellos weiter zunehmen, in welcher Geschwindigkeit die Entwicklung verläuft wird sich zeigen. Eine große Herausforderung stellt dabei derzeit die notwendige parallele Entwicklung von Premium-Produkten für Fahrzeuge mit herkömmlichen Powertrain und E-Fahrzeuge dar. Diese Aufgabenstellung führt zu einem hohen F&E-Aufwand und der erhöhten Diversifikation in den Werken.
Zudem benötigen Reifen für E-Fahrzeuge zur Erreichung der gewünschten und manchmal gegensätzlichen Eigenschaften Hightech-Compounds und somit Hightech-Mischer mit entsprechend ausreichender Kapazität in den Werken. Es bedarf eines großen Engagements diesen verschiedenen Anforderungen umfassend und möglichst optimal gerecht zu werden. Zugriff auf sämtliche Inhalte erhalten Sie über den Abo-Shop.
Hankook_profil_elektro.jpeg

Elektromobilität

Entwicklungsparameter Reichweite, Drehmoment, Gewicht

Elektromobilität erobert den Massenmarkt. Das hat Auswirkungen auf die Reifenentwicklung – Entwicklungsschwerpunkte verschieben sich und auch in der Produktionssteuerung gilt es Prozesse anzupassen.

    • Elektromobilität, Reifentechnik, Reifenindustrie
Hankook_profil_elektro.jpeg

Reifenentwicklung

Elektromobilität verschiebt Entwicklungsparameter

Elektromobilität erobert den Massenmarkt. Das hat Auswirkungen auf die Reifenentwicklung – Entwicklungsschwerpunkte verschieben sich und auch in der Produktionssteuerung gilt es Prozesse anzupassen. Lesen Sie eine Spezial zur Elektromobilität in der Mai-Ausgabe .

    • Industrie, Erstausrüstung, Reifen, Elektromobilität

Spezial zur Elektromobilität

Chancen im Markt der E-Mobilität

Elektromobilität erobert den Massenmarkt. In unserem Spezial zur Elektromobilität blicken wir auf die Auswirkungen für Industrie und Handel in der Reifenbranche. 

Zwölf Wallboxen prüfte der ADAC. 

ADAC-Test

Günstigste Wallbox überzeugt

Das Thema Elektromobilität beschäftigt uns als Fachmagazin über unser Kernthema „Reifen“ hinaus. Entwicklungsschwerpunkte, Schulung der Mitarbeiter in Servicebetrieben und die Infrastruktur sind Bereiche, die in unserem Spezial zur Elektromobilität Platz finden. Relevant ist auch das Thema Wallboxen – der ADAC hat getestet.

    • Elektromobilität, Automotive