Am Erzberg in der Steiermark betreibt die VA Erzberg GmbH den größten Hartgesteinstagebau Zentraleuropas, Firmenangaben zufolge einen der modernsten seiner Art. Das Unternehmen legt laut den Verantwortlichen aktuell einen besonderen Schwerpunkt auf die Digitalisierung und Prozessoptimierung des Betriebs – und die Elektrifizierung des Erzbergs. Dr. Peter Schimek leitet das Projekt, bei dem Fahrzeuge mit dieselelektrischem Antrieb direkten Strom aus einer Oberleitung entlang der Hauptförderroute beziehen und damit den Kraftstoffverbrauch im Betrieb erheblich senken sollen. Zum Einsatz kommt der Muldenkipper T 236 von Liebherr mit Hybridantrieb.
„Der dieselelektrische T 236 wurde von Liebherr seit 2012 entwickelt und 2018 auf den Markt gebracht. Bereits seit 2017 ist einer der ersten Prototypen bei uns am Erzberg für die Weiterentwicklung im Einsatz. Doch erst durch das Gesamtkonzept mit der Oberleitung, die 2019 miteinbezogen wurde und in dieser Form kein zweites Mal existiert, wird unsere Anlage einmalig. Diese Investition in die Zukunft hat sich gelohnt, denn nun profitieren wir langfristig von einer entscheidenden Produktivitätssteigerung und einer geringeren Umweltbelastung in unserem Betrieb“, so Schimek. Die Oberleitungsanlage wurde errichtet, um den Betrieb mit hybriden Schwer-Lkw zu ermöglichen, die zusätzlich mithilfe der direkten Stromabnahme angetrieben werden können. Im Gegensatz zu herkömmlichen dieselelektrischen Fahrzeugen läuft die Maschine der VA Erzberg GmbH damit seit Oktober 2021 in weiten Teilen des Tagebaus laut den Verantwortlichen fast vollständig im E-Betrieb. Lediglich auf neuangelegten Wegen und beim Übergang zum Abbau sowie im Bereich der Abraumhalde werde der konventionelle Antrieb noch benötigt. Statt 15 Minuten benötige das Fahrzeug für die entsprechende Strecke mit Oberleitungsanlage lediglich zehn Minuten und spare dabei rund 95 Prozent an Dieseltreibstoff ein. Die Verantwortlichen beziffern die daraus resultierende CO2-Einsparung auf rund 8.000 t pro Jahr, die Einsparung des Treibstoffverbrauchs gegenüber dem konventionellen Antrieb auf drei Millionen Liter.
Zentrale Komponente des Projekts ist auch die Bereifung. Bridgestone unterstützt die Erzberg GmbH mit Riesengummis und technischen Services. Das Anforderungsprofil ist speziell. „Es ist beispielsweise zu berücksichtigen, dass der direkte und drehmomentstarke Antrieb zu einer stärkeren Abnutzung der Reifenlauffläche führt und auch die erhöhten Geschwindigkeiten eine zusätzliche Beanspruchung mit sich bringen, die insbesondere Auswirkungen auf die Reifentemperatur und damit auf die Lebensdauer des Reifens haben“, erläutert Dr. Peter Schimek. „Um entsprechende Reifenspezifikationen für diese Art der Anforderungen auszuwählen, bedarf es genauer Einsatzstudien, die Rückschluss auf die maximal zulässigen Lasten, Geschwindigkeiten und in diesem Zusammenhang der Einstellung des optimalen Luftdrucks bieten“, teilt Christoph Frost als Director Commercial Products Bridgestone Central Europe mit. Er führt aus: „Es bedarf einer hohen Widerstandsfähigkeit der Bereifung, wenn es um den täglichen Transport von rund 40.000 t Material geht. Umgerechnet ergibt sich daraus eine Masse von rund 670 t, die ein einzelner Reifen am Tag befördert. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf einer gleichbleibend guten Traktion unter wechselnden Fahrbahnbedingungen und einer hohen Stabilität der Bridgestone Reifen, die maßgeblich zur Sicherheit im Fahrbetrieb beträgt. Weiterhin müssen sie resistent gegenüber Hitze und Schnittverletzungen sein und eine gute Selbstreinigung aufweisen.“
Um die besonderen Ansprüche der VA Erzberg GmbH auch perspektivisch ideal zu erfüllen und zugleich den witterungs- und standortbasierten Herausforderungen der Alpenregion bestmöglich zu trotzen, entwickelt Bridgestone derzeit einen neuen OTR-Reifen: Der Bridgestone 27.00 R49 Master Core wird laut den Verantwortlichen speziell für den Einsatz im Hartgesteins-Tagebau konstruiert und soll sich durch seine hohe Langlebigkeit und besondere Widerstandsfähigkeit auszeichnen. Lesen Sie ein OTR-Spezial in der Juli-Ausgabe.