Dennis Elflein sprach mit der Redaktion über den Verkauf gebrauchter Reifen. 
Foto: Re-Tire
Dennis Elflein sprach mit der Redaktion über den Verkauf gebrauchter Reifen. 

Recycling

„Die zu frühe Entsorgung von Reifen ist ein riesiges Umweltproblem“

Auf dem Branchenevent The Tire Cologne knüpfte die Redaktion Kontakt zu den Machern von Re-Tire. Seither hat sich auf der Plattform viel getan. Im Interview gewährt mit Dennis Elflein einer der Verantwortlichen Einblicke.

Mit Re-Tire haben Sie einen Marktplatz für gebrauchte Reifen gestartet. Was war das auslösende Moment, diese Plattform ins Leben zu rufen?

Der ursprüngliche Gedanke kam damals von Matthias, der vor seinem Master eine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker absolviert hatte. Schon hier hatte er festgestellt, dass viele der von Ihm gewechselten Reifen noch gut fahrbar waren und somit unnötige Ressourcen verschwendet werden. Kurz darauf meldete er ein Kleingewerbe an und verkaufte diese auf eBay – der erste Proof of Concept war geboren. 2020 haben dann Matthias, Robin und ich das Thema wieder aufgegriffen und gemeinsam mit Hilfe des Strascheg Centers in München die Idee weiterentwickelt – Re-Tire war geboren. In unzähligen Gesprächen mit Reifenhändlern und Werkstätten haben wir dann unser Geschäftsmodell an die Bedürfnisse angepasst, bis daraus ein Marktplatz wurde. Denn alle kannten das Problem: Es werden zu viele gut erhaltene Reifen aus verschiedenen Gründen vorzeitig demontiert.

Der Gedanke mit dem Marktplatz kam initial von einem unserer Partner, der mit den bestehenden Lösungen wie eBay und eBay Kleinanzeigen unzufrieden war. Daraufhin haben wir gemeinsam versucht, den Upload und die Verkaufsabwicklung so verkäuferfreundlich wie möglich umzusetzen. Das ist natürlich ein iterativer Prozess, weshalb wir auch heute noch eng mit unseren Partnern interagieren, um deren Anregungen und Wünsche zu integrieren. Für ein Marktplatz-Modell haben wir uns zusätzlich entschieden, weil wir durch die Skalierbarkeit des Geschäftsmodell einen wesentlich größeren Impakt erzielen können. Unser Geschäftsmodell ist nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa und darüber hinaus relevant.

Die zu frühe Entsorgung von Reifen ist ein riesiges Umweltproblem, welches wir angehen möchten. Wir möchten, dass Reifen so nachhaltig wie möglich genutzt werden. Daher sorgen wir dafür, dass in Europa produzierte Reifen von Top-Herstellern bis zur vertretbaren Verschleißgrenze gefahren werden. Dafür bringen wir, zusammen mit unseren ausgewählten Partnern, ausschließlich geprüfte Reifen von Top-Marken sowie Komplettradsätze wieder zum Rollen.

Wie stellen Sie als Betreiber sicher, dass die gehandelten Gummis sämtlichen sicherheitsrelevanten Kriterien gerecht werden? Wie ist die Garantiefrage geregelt?

Sicherheit ist einer der wichtigsten Aspekte für uns als Re-Tire. Daher geben wir unseren Verkäufern ein Lastenheft für den Verkauf von gebrauchten Reifen vor, wonach unsere Partner jeden einzelnen Reifen sorgfältig prüfen müssen. Hierzu gehören selbstverständlich Alters- und Mindestprofilvorgaben, aber auch noch weitere Aspekte, die standardisiert geprüft werden. Hierdurch soll sichergestellt werden, dass der Endkunde keinerlei Einbußen bei Qualität und Sicherheit hinnehmen muss. Somit stellen wir sicher, dass nur 100 Prozent i.O.-Reifen auf unserer Plattform angeboten werden. Wir bieten mit unseren Prüfkriterien von Re-Tire einen neuen Standard für die Qualität von gebrauchten Reifen. Aktuell arbeiten wir auch noch an einer Lösung, die dies zukünftig für unsere Verkäufer weiter erleichtert. Eine Garantie können wir aktuell leider noch nicht aussprechen. Da es sich jedoch um einen B2C-Verkauf handelt, gelten die gesetzlichen Gewährleistungspflichten von einem Jahr. Im Gegensatz zu C2C-Käufen erhalten Käufer auf unserem Marktplatz hierdurch zusätzliche Sicherheit.

Sie bemängeln die aufgrund der hohen Konkurrenzdichte im Premium-Bereich „geschmälerte“ Marge. Kann der Verkauf gebrauchter Reifen für den Reifenhandel wirklich lukrativ sein?

Definitiv. Hierfür gibt es besonders drei Gründe. Zum einen stehen da die Kosteneinsparungen. Durch den Verkauf der noch gutfahrbaren gebrauchten Reifen können Reifenhändler und Werkstätten sich die Entsorgungskosten sparen. Der weitaus größere Grund ist jedoch Marge bei dem Verkauf der Gebrauchtreifen. Je nach Modell und Eigenschaften des Reifens können hier zwischen 50 und 120 Euro pro Reifen verdient werden. Besonders bei größeren Ketten liegen hier Potenziale im hohen sechsstelligen Tausender-Bereich. Hinzukommen noch die Margen bei den Serviceleistungen. Denn wir bieten den Verkäufern auf unserem Marktplatz auch die Möglichkeit, sich als Service-Partner in der Region zu positionieren und hierdurch zusätzliche Kundenkontakte zu generieren. Zudem haben hierdurch Verkäufer die Möglichkeit, eine neue Kundengruppe zu erreichen und diese für sich zu gewinnen. Dies macht die Zusammenarbeit noch attraktiver.

Das Team von Re-Tire wächst. 
Foto: Re-Tire
Das Team von Re-Tire wächst. 

Die Pflege der Angebote und das Einstellen der Reifen ist zeitintensiv. Gerade auch, wenn es um die Bestimmung der Tauglichkeit für den Verkauf geht. Mindestprofiltiefe, DOT usw. – wie wollen sie den Reifenhandel von Re-Tire überzeugen?

Hier haben Sie natürlich Recht. Da jeder Reifen individuell ist, braucht es für jeden Reifen einen Upload. Deshalb haben wir unsere Prozesse optimal auf den Upload von Reifen und Rädern ausgelegt. Hierdurch können wir im Vergleich zu bestehenden Marktplätzen nicht nur wertvolle Zeit einsparen, sondern auch eine bessere Abwicklung garantieren. Zusätzlich unterstützen wir unsere Partner hier tatkräftig. Beispielsweise ermöglichen wir einen einfachen Massenupload via Excel oder die Anbindung an bestehende Produktmanagement-Systeme, damit so wenig zusätzlicher Aufwand wie möglich generiert wird. Diese einfachen Prozesse in Verbindung mit den oben erwähnten Potenzialen im Bereich Umsatz, Service und neuen Kunden sollten unsere Partner im Reifen-Fachhandel nachhaltig überzeugen.

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