Als Gründe nennt die Unternehmensführung die "fortdauernd geringe weltweite Fahrzeugproduktion sowie die Verschärfung der Konjunkturkrise durch die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie". Das Unternehmen rechnet nicht vor 2025 mit einer Rückkehr auf das Vorkrisenniveau von 2017. „Die gesamte Autoindustrie hat derzeit gewaltige Herausforderungen zu bewältigen. Keine ihrer Krisen der vergangenen 70 Jahre war größer und schärfer. Sie trifft die Zulieferer besonders hart. Sie verlangt uns kurzfristig schon sehr viel ab und fordert uns auf Jahre bis zum Äußersten. Nach etwa einem Jahrzehnt des schnellen, profitablen Wachstums und Beschäftigungsaufbaus entlang des bisherigen Wachstumsmodells der Autoindustrie richten wir uns jetzt auf eine neue Art des Wachstums mit Zukunftstechnologien aus. Deswegen streben wir im intensiven Austausch mit den Arbeitnehmervertretern nach den nachhaltig wirksamsten Lösungen und einem Ausgleich mit den Interessen unserer Belegschaft“, so der Vorstandsvorsitzende von Continental, Dr. Elmar Degenhart.
Zur vorgelegten Strategie zählen – vorbehaltlich der Zustimmung durch den Aufsichtsrat – das Zusammenziehen von Aufgaben aus Produktion, Forschung und Entwicklung an den weltweit wettbewerbsfähigsten Standorten sowie Portfolioanpassungen. Zusätzlich treibt das Unternehmen die Automatisierung seiner Abläufe etwa durch „Industrie 4.0“ sowie eine zunehmende Flexibilisierung der Arbeit und die Senkung der Arbeitskosten voran. Darüber hinaus ist der Verkauf von dauerhaft unrentablen Geschäftsteilen vorgesehen. Teile dieser Strategie führen nach Aussage der Verantwortlichen voraussichtlich zur Verlagerung oder Schließung von Anlagen und Betriebsteilen an Standorten mit dauerhaft zu hohen Kosten, auslaufenden Technologien oder absehbar mittel- bis langfristig unwirtschaftlicher Auslastung der Produktionskapazitäten. In Summe rechnet Continental damit, dass sich die geplanten Veränderungen voraussichtlich an weltweit rund 30.000 Arbeitsplätzen direkt auswirken. Diese würden verändert, verlagert oder aufgegeben. Rund 13.000 davon befinden sich in Deutschland, ein weiterer Großteil in Ländern mit ebenfalls hohen Arbeitskosten. Bis 2025 sollen 90 Prozent dieser angestrebten Anpassungen abgeschlossen sein.
Der Automobilzulieferer beschäftigt aktuell weltweit mehr als 232.000 Menschen, davon in Deutschland rund 59.000. Zwischen 2010 und heute und damit im Nachgang zur vorherigen Krise ist die Anzahl der Arbeitsplätze bei Continental weltweit um rund 84.000 gewachsen, davon in Deutschland um rund 13.000. Ursprünglich hatte das Unternehmen im September 2019 Maßnahmen bekannt gegeben, die sich weltweit auf bis zu 20.000 Arbeitsplätze ausgewirkt hätten, davon etwa 7.000 in Deutschland. Ein Teil des Transformationsprogramms wurde bereits vollzogen, was seit Ende September 2019 weltweit bereits rund 3.000 Arbeitsplätze direkt betraf. Nicht eingerechnet sei in diese Betrachtung die Anzahl der Arbeitsplätze, die in den kommenden Jahren durch gegenläufige, positive Effekte entstünden, wie etwa aus dem angestrebten Wachstum auf den Zukunftsfeldern der Mobilität. Dazu zählen Technologien und Software für die Digitalisierung, das assistierte und automatisierte Fahren sowie die emissionsfreie Mobilität. Degenhart kündigt erneut die volle Konzentration auf Wachstumsfelder an.
„Unsere seit einiger Zeit in Deutschland laufenden Sondierungsgespräche treten jetzt in eine entscheidende Phase. Je mehr wir zusammen intelligent und dauerhaft an Kosten einsparen, desto mehr Beschäftigung werden wir mittel- und langfristig gemeinsam sichern“,sagt Dr. Ariane Reinhart, Personalvorstand von Continental. Aktuell sei es den Mitarbeitern gegenüber nicht fair, eine Beschäftigungssicherung auszusprechen. (kle)