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Porträt

Impulsgeber für eine „grüne“ Reifenzukunft

Der Spezialchemie-Konzern Lanxess hat nach seiner Abkoppelung von der Bayer AG im Jahr 2004 eine beachtliche Entwicklung hingelegt. Für die Reifenindustrie ist das Unternehmen mit seinen High-Performance-Kautschuken ein bedeutender Zulieferer und wesentlich daran beteiligt, Pneus effizienter und umweltfreundlicher zu machen. Auf dem von Lanxess initiierten „Rubber Day Germany“ wurde ausgiebig über „Grüne Reifen“ und die Auswirkungen der EU-Kennzeichnungspflicht diskutiert.

Der Spezialchemie-Konzern Lanxess hat nach seiner Abkoppelung von der Bayer AG im Jahr 2004 eine beachtliche Entwicklung hingelegt. Für die Reifenindustrie ist das Unternehmen mit seinen High-Performance-Kautschuken ein bedeutender Zulieferer und wesentlich daran beteiligt, Pneus effizienter und umweltfreundlicher zu machen. Auf dem von Lanxess initiierten „Rubber Day Germany“ wurde ausgiebig über „Grüne Reifen“ und die Auswirkungen der EU-Kennzeichnungspflicht diskutiert.
Die Reifen der Zukunft werden auch wohl weiterhin schwarz sein. Von „grünen Reifen“ ist dennoch in den Branchenkreisen immerzu die Rede. Grün, also möglichst umweltgerecht, sollen die Eigenschaften und die Herstellungskomponenten künftiger Reifen sein. Die Pneu-Industrie hat das Thema Umwelteffizienz schon lange als Verkaufsargument mit wachsender Bedeutung identifiziert. Das Bemühen der meisten Unternehmen ist aber nicht nur im Sinne der Absatzsteigerung ernst gemeint. Schon vor Bekanntwerden der Einführung des Reifen-Labelings in Europa wurde in den Laboratorien der marktbeherrschenden Hersteller an Möglichkeiten geforscht, das Produkt Reifen umweltfreundlicher zu machen. Einen wesentlichen Anteil hieran haben auch Zulieferer-Unternehmen wie der Spezialchemie-Konzern Lanxess. Im Rahmen des „Rubber Days“ nutzten die Firmen-Verantwortlichen die Gelegenheit, die eigene Innovationskraft zu dokumentieren.

Vorzüglich funktioniert dies natürlich im Kontext der Vorstellung einer Weltpremiere. In Düsseldorf kündigte Lanxess die Einführung des ersten EPDM-Kautschuks auf Bio-Basis an. Lanxess erweitert damit sein Engagement für den Einsatz von Rohstoffen auf biologischer Basis zur Produktion von synthetischem Kautschuk. Der deutsche Spezialchemie-Konzern will bis Ende des Jahres Ethylen-Propylen-Dien-Monomer (EPDM) aus Ethylen auf biologischer Basis herstellen. EPDM wird üblicherweise unter Verwendung der auf Erdöl basierenden Rohstoffe Ethylen und Propylen produziert. Alternativ plant Lanxess die Verwendung von Ethylen, das vollständig aus dem nachwachsenden Rohstoff Zuckerrohr hergestellt wird. Dazu wird Ethanol mittels Dehydratisierung aus brasilianischem Zuckerrohr gewonnen. Das Unternehmen Braskem S.A. wird das bestehende EPDM-Werk von Lanxess in Triunfo/Brasilien zukünftig über eine Pipeline mit dem Ethylen beliefern. „Die kontinuierliche Suche von Lanxess nach Alternativen zu fossilen Brennstoffen unterstreicht unser Engagement zur Verringerung der CO2-Emissionen durch nachhaltige Produktion“, so Günther Weymans, Leiter der Business Unit Technical Rubber Products. Alle EPDM-Sorten werden künftig unter dem Markennamen Keltan verkauft. EPDM wird vor allem in der Automobilbranche, aber auch bei der Modifizierung von Kunststoffen, in der Leitungs- und Kabelindustrie, der Baubranche sowie für die Herstellung von Öl-Additiven eingesetzt. Lanxess hat auf dem Rubber Day auch angekündigt, bereits nach alternativen Quellen für die Produktion des hochwertigen synthetischen Butylkautschuks zu suchen. Dieser wird überwiegend in der Reifenindustrie verwendet.

Die Teilnehmer des „Rubber Days“ hatten die Gelegenheit, mehreren Panels zu lauschen. Diskutiert wurden in diesen unter anderem Lösungen für moderne Mobilität, das Themenfeld Material-Beschaffung/Bio-Sourcing und die Auswirkungen der Reifenkennzeichnungspflicht. Moderiert von der telegenen Allzweckwaffe Nina Ruge legten neben Dr. Axel C. Heitmann, Vorsitzender des Vorstands, und weiteren Lanxess-Verantwortlichen auch der NRW-Minister für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr Harry K. Voigtsberger, Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Dieter Freitag, Michelin Direktor für Deutschland, Österreich und die Schweiz, sowie Dr. Axel Stepken vom TÜV Süd ihre Ansichten dar. Moderne Mobilität benötigt einen Rahmen, den Voigtsberger im Kontext einer verantwortungsbewussten Politik setzen möchte. Es gehe laut dem Politiker darum, Trends wie Elektromobilität zu fördern und generell die Wirkung und Nebenwirkung von Mobilität auszubalancieren. Die Bedeutung des Themas Energieeffizienz bestätigte auch Dudenhöffer, ohne allerdings zu unterschlagen, dass Sicherheit in der Mobilitätsdiskussion eine immer größere Gewichtung erfahre.

Seinen Teil zur Steigerung der Umwelteffizienz und Sicherheit will auch die Lanxess AG beitragen. Mit der Herstellung eines bio-basierten Synthesekautschuks auf dem von der Industrie erwartet hohen Qualitätsniveau unterstreicht das Unternehmen den eigenen Anspruch, sich noch „grüner“ auszurichten. Bis 2020 will Lanxess nach Angabe von Dr. Ron Commander, Leiter der Business Unit Butyl Rubber, seinen CO2-Fußabdruck um 25 Prozent verringern. Strategisch grüner denken im Allgemeinen auch die Premiumhersteller in der Reifenindustrie. Die Rolle und Ausrichtung der französischen Marke Michelin erläuterte Dieter Freitag im Rahmen des „Rubber Days“. Das Ziel sei es, bis zum Jahr 2030 den Rollwiderstand zu halbieren. Aus diesem Grunde werde auch das im kommenden Jahr eingeführte Reifen-Labeling und eine weitere Verschärfung der Vorschriften befürwortet.
Die Diskussionsrunde zur Kennzeichnungspflicht verdeutlichte insgesamt, dass deren Einführung nicht nur ökologischen, sondern auch ökonomischen Erwägungen unterliegt. Das EU-Labeling dient auch als Spezifikationsgrundlage für potenzielle Reifenlabels in den USA, Japan, Korea und den BRIC-Staaten. Mit Blick auf die Anbieter von Billigreifen macht das Labeling nach Ansicht von Dieter Freitag den Wettbewerb fairer und für den Verbraucher wesentlich transparenter. In der Tat dürfte das Labeling im Zuge entsprechender Aufklärungsarbeit durch die Hersteller, Medien und NGOs zu einem zentralen Entscheidungskriterium für Reifenkäufer werden. Dass das Grading über eine Händlerselbsterklärung erfolgt, wurde in Düsseldorf von den Panelbeteiligten nur bedingt problematisch gesehen. Kontrollinstanzen gäbe es in Form der Medien, Dienstleister, NGOs und Prüforganisationen reichlich. Entsprechend negativ dürften sich festgestellte Verstöße und Falschangaben für die Hersteller auf dem Markt auswirken.

Der Lanxess „Rubber Day“ bot dem Spezialchemie-Konzern, seinen Partnern und Kunden die Gelegenheit, neue Mobilitätskonzepte zu diskutieren und die Perspektiven in der Reifenproduktion auszuleuchten. Mit der Vorstellung des neuen EPDM-Kautschuks auf Bio-Basis und weiteren Ankündigungen wie der Suche nach alternativen Quellen für die Produktion des hochwertigen synthetischen Butylkautschuks nutzte das Unternehmen zudem die Möglichkeit, sich als Impulsgeber und Beschleuniger für die Entwicklung „grüner Reifen“ zu präsentieren.

(kle)

Reifenindustrie

Biobasiertes EPDM von LANXESS

Der Spezialchemie-Konzern LANXESS liefert seinen EPDM-Kautschuk Keltan Eco an die Firma Freudenberg Sealing Technologies. Keltan Eco ist ein EPDM-Kautschuk (Ethylene-Propylen-Diene-Monomer), der bis zu 70 Prozent Ethylen enthält, das aus Zuckerrohr gewonnen wurde.

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