Kompromisse müssen eingegangen werden, wenn Frau oder Mann sich EV- oder Rollwiderstands-optimiert bereifen möchte. Unser Artikel zum „Schwächepotenzial in Nassdisziplinen“ bei EV-Spezifikationen verdeutlichte, dass ein optimierter Rollwiderstand nur innerhalb eines harten Zielkonflikts mit der Nasshaftung zu bewältigen ist. Letztlich ist es für die Hersteller eine Kostenfrage – mit Vergrößerung des Silica-Anteils in der Gummimischung und neuer kostenintensiverer Mischverfahren kann dies gut gelingen. Die ideale Balance lässt sich also im Premium-Segment erwarten. Die Ergebnisse des ams-Tests bestätigen diese Annahme in Teilen. Die Prüfungen absolvierten aber eben nicht nur reine EV-Spezifikationen.
Wirklich schlecht schneidet in den Prüfungen mit Stoßrichtung Effizienz unter der Leitung von Thiemo Fleck das Profil GT Radial SportActive 2 SUV ab. Der „günstige SportActive 2 patzt mit zu langen Bremswegen“ wird bilanziert – er „erkauft sich annehmbaren Rollwiderstand durch lange Nassbremswege“. Endnote „ausreichend“. Die Auswahl der Testkandidaten erläutert das Medium wie folgt: „Um herauszufinden, ob und wie stark die neuesten Reifenmodelle dahingehend kompromissbehaftet sind, haben wir die drei aktuell speziell für elektrifizierte Fahrzeuge optimierten – und lieferbaren – Neuentwicklungen in der Reifengröße 255/45 R20 mit sechs aktuellen, jedoch nach Standardkriterien entwickelten Top-Produkten verglichen. Mehr noch: Um die Frage zu klären, ob diese Reifen auch konventionellen Verbrennern gut zu Gesicht stehen, haben wir zum batterieelektrischen Kia EV6 mit dem Kia Sorento einen in Antrieb und Gewicht vergleichbaren SUV mit Diesel-Verbrennungsmotor eingesetzt.“
Ok, Versuchsanordnung weitestgehend verstanden. Von ams beurteilt wurde auch der neue Serienreifen des Kia EV6, eine speziell auf dieses Fahrzeug abgestimmte und gekennzeichnete OE-Version des Conti PremiumContact 6 (“sehr gut“; “sehr leiser Serienreifen – technisch nicht mehr ganz up to date“), sowie der Michelin PS 4 SUV Acoustic, bei dem ein Dämmschaum an der Laufflächen-Innenseite unliebsame Geräusche vom Fahrzeuginnenraum fernhalten soll. Das Test-Team formuliert, dass dies den Reifen „leise und komfortabel erscheinen lässt – ohne Auswirkungen auf die Fahrdynamik und Effizienz.“ Obwohl eher für Verbrennerautos gedacht, vergibt ams auch bei diesem Gummi die Gesamtnote „sehr gut“. 7 von 10 Profile erhalten diese Note übrigens.
Drei Gummis im Test wurden extra für rein batterieelektrische Fahrzeuge entwickelt. Der Falkens eZiex (“peilt mit einem ermittelten Rollwiderstandsbeiwert von 5,7 den Effizienz-Sieg an“; „sehr gut“), der „teure, aber laufleistungsstarke Michelin ePrimacy mit einem Wert von 5,9“ (“sehr gut“) und der Pirelli Scorpion Elect mit einem „Beiwert von 6,4“. Das Pirelli-Profil schafft es nur in den „guten Bereich“, da es „für sein Reichweitenplus zu viele Kompromisse fordert“.
Am überzeugtesten zeigt sich ams vom im letzten Jahr eingeführten Conti SportContact 7. Dieser verbinde Grip, Dynamik und Effizienz und toppe mit einem Rollwiderstandsbeiwert von 7,2 sogar den Kia-Serien- PremiumContact aus eigenem Hause. Der Conti SportContact 7 sichert sich den Testsieg und das Gesamturteil „sehr gut“. Er ist ein „sportlich-effizienter Allrounder mit hohen Sicherheitsreserven“. Der sportlichste Reifen im Feld ist der „sehr gute“ Bridgestone Potenza Sport. Effizienz genieße bei diesem Profil allerdings keine Priorität, heißt es seitens ams. Mit dem Falken Azenis FK520 wird noch ein weiterer Pneu ins „sehr gute“ Feld eingruppiert. Maxxis fällt mit dem Victra Sport 5 SUV in dieser Versuchsanordnung und Kriteriengewichtung etwas ab. „Etwas reduziertes Leistungsniveau zum fairen Preis“, so das Urteil. (kle)