Das Antriebsgeschäft von Continental hat seine Neuaufstellung als erster Bereich innerhalb des Technologieunternehmens abgeschlossen und das Managementteam zum 1. April 2019 komplettiert. Es agiert nun als organisatorisch weitgehend eigenständige Einheit und wird künftig „Vitesco Technologies“ heißen.
Die Umstellung auf den neuen Namen ist laut Unternehmensangaben für die zweite Jahreshälfte 2019 geplant. Das Managementteam des neuen Unternehmens unter Leitung von Andreas Wolf will nun die Vorbereitungen für den geplanten Teilbörsengang vorantreiben. „Wir haben die organisatorische Verselbstständigung von Powertrain in Rekordzeit abgeschlossen. Ein wichtiger Faktor war dabei die Unterstützung der Belegschaft. Das Vertrauen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Strategie des Unternehmens zeigt sich auch darin, dass mehr als 99 Prozent von ihnen in die neue Firma gewechselt sind“, sagt Andreas Wolf. „Der Schritt in Richtung Selbstständigkeit und die Vorbereitung des möglichen Teilbörsengangs sind Ausdruck unserer ausgeprägten Fähigkeit und Bereitschaft zur Veränderung. Beides werden wir als Wettbewerbsvorteil nutzen.“ Denn der Grund für die Verselbstständigung von Powertrain seien die absehbaren schnellen Veränderungen im Antriebsgeschäft, in dem die Marktentwicklung maßgeblich durch politische Vorgaben für Emissionsgrenzwerte bestimmt werde. „Dabei werden die Regulierungen je nach Region in unterschiedlichen Geschwindigkeiten vorangetrieben, was von der Industrie eine hohe Flexibilität erfordert. Die Eigenständigkeit gibt uns mehr unternehmerischen Gestaltungsspielraum, so dass wir auf die vielfältigen Anforderungen schnell und individuell reagieren können“, so Wolf.
Diese Fähigkeit findet sich laut den Verantwortlichen auch im neuen Namen „Vitesco“ – abgeleitet vom lateinischen vita (Leben). Dies stehe für Energie, Schnelligkeit und Agilität. Der Zusatz „Technologies“ untermauere den Anspruch als Anbieter innovativer, wegweisender Technologien, Systeme und Dienste.
Die Geschäftsfelder des Unternehmens sollen systematisch weiterentwickelt werden, um die zukünftigen Anforderungen von Markt und Gesellschaft zu erfüllen, insbesondere im Hinblick auf lokale und globale Emissionsziele. Neben dem Geschäft mit Verbrennungsantrieben betreibt das Unternehmen auch das komplette Zukunftsgeschäft mit Hybrid- und Elektroantrieben sowie alle laufenden Batterieaktivitäten. Das Unternehmen ist bei der Elektrifizierung des Antriebs eigenen Angaben zufolge seit langem als einer der wenigen Systemanbieter in der Lage, eine komplette Elektrifizierung des Antriebsstrangs aus einer Hand zu liefern: vom 48-Volt-System über integrierte Hybridkonzepte in Getriebe und Achse bis zum reinen Elektroantrieb, verbunden mit hocheffizienter Leistungs- und Ladeelektronik sowie einem Batteriemanagementsystem, das durch intelligentes Energie- und Thermomanagement optimiert wird. Die Bedeutung des Unternehmens im Antriebsmarkt zeige sich auch am hohen Auftragseingang: Im Jahr 2018 belief er sich auf rund 11 Milliarden Euro, davon entfielen rund 2 Milliarden Euro auf den Bereich der Elektromobilität.
Der 58-jährige Andreas Wolf übernahm im Oktober 2018 die Leitung der Division Powertrain und wurde mit dem Übergang in die neue Gesellschaftsform am 1. Januar 2019 zum leitenden Geschäftsführer und Chief Executive Officer (CEO) des neuen Unternehmens ernannt. Zuvor war Wolf seit 2007 für den Geschäftsbereich Body & Security der Continental-Division Interior verantwortlich. Auch die beiden anderen Powertrain-Geschäftsführer sind seit langem in Führungspositionen für Continental tätig: Finanzchef Werner Volz (Chief Finance Officer, CFO) leitete seit 2008 den Bereich Finanzen und Controlling der Division Chassis & Safety. Personalchef Ingo Holstein (Chief Human Relations Officer, CHRO) war seit 2010 Personalleiter der Division Reifen.
Das neue Unternehmen ist in drei Geschäftsbereiche gegliedert, die wirtschaftlich eigenverantwortlich operieren. Mit dem Ziel ihr Portfolio zu stärken und zugleich ihre Leistungsfähigkeit zu steigern haben sich die beiden Bereiche Engine Systems und Transmission zum neuen Geschäftsbereich „Engine & Drivetrain Systems“ (E&DS) zusammengeschlossen. Dessen Produktspektrum reicht von Motor- und Getriebesteuerungen über Einspritzsysteme und Turbolader bis zur Abgasnachbehandlung. Ebenfalls zusammengeführt wurden die Einheiten Sensors & Actuators und Fuel & Exhaust Management zum neuen Geschäftsbereich Powertrain Components (PTC). Dessen Portfolio beinhaltet Kraftstofffördereinheiten, Katalysatoren und SCR-Dosiersysteme sowie Sensorik und Aktuatorik für alle Fahrzeug- und Antriebsarten. Unverändert geblieben ist der strategische Wachstumsbereich Hybrid & Electric Vehicle (HEV), der alle zentralen Komponenten für die Antriebselektrifizierung in Hybrid- und Elektrofahrzeugen umfasst. Geleitet werden die Geschäftsbereiche von Wolfgang Breuer (E&DS), Klaus Hau (PTC) und Thomas Stierle (HEV).
Strukturelle Veränderungen gibt es ebenso bei den Zentralfunktionen, die bisher zum Teil divisionsübergreifend auf Konzernebene angesiedelt waren. Daher wurden einige der Funktionen im Zuge der Verselbstständigung innerhalb von Powertrain neu geschaffen. Dazu gehört ganz wesentlich der neue Operations-Bereich, der auch die komplette Lieferkette beinhaltet. Er betreut die weltweiten Fertigungsanlagen, die das neue Unternehmen nun eigenständig betreibt. Neu sind zudem ein eigener Vertrieb sowie die Bereiche Informationstechnologie und Qualität & Umwelt.
Die Verselbstständigung sowie der mögliche Teilbörsengang des Antriebgeschäfts ist Teil des umfassenden organisatorischen Umbaus, mit dem Continental auf den tiefgreifenden Wandel in der Automobilindustrie reagiert. Die künftige Continental Group umfasst die drei Unternehmensbereiche Rubber Technologies, Automotive Technologies und Powertrain Technologies.
Lesen Sie weitere Details zur Umstrukturierung in der Juni-Ausgabe.
(kle)